Hamburg. Bank wagt ungewöhnlichen Schritt, obwohl EZB Zins gesenkt hat. Auch die Kontoeröffnung wird deutlich einfacher. Alle Details.
- Tagesgeld: Neues Angebot von der Postbank
- Zinsen steigen gegen den Trend
- Spitzenzins liegt bei 3,85 Prozent
Es waren in der vergangenen Zeit oft keine positiven Schlagzeilen, die die Postbank gemacht hat. Doch inzwischen bringt die Umstellung der IT, die den Kunden viele Probleme brachte, auch positive Neuerungen. Ein neues Tagesgeldkonto bietet nicht nur Top-Konditionen, es kann auch viel einfacher als bisher eröffnet werden.
Während nach der jüngsten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) viele Anbieter ihre Konditionen für Tagesgeld senken oder das im Vorfeld bereits getan haben, geht die Postbank einen anderen Weg. Für neues Geld auf dem Tagesgeldkonto gibt es einen Sonderzins von 3,25 Prozent, der für sechs Monate garantiert wird, also auch künftige Zinssenkungen der EZB überdauern dürfte. Eine Anlage von 10.000 Euro bringt so garantiert 162 Euro an Zinsen. Es können Neu- und Bestandskunden davon profitieren.
Postbank mit neuem Angebot für Neu- und Bestandskunden
Da der Zeitraum der Sonderverzinsung erst am 15. Juli beginnt, reicht er bis in das nächste Jahr, nämlich bis zum 14. Januar 2025. Voraussetzung ist, dass mindestens 2500 Euro Neugeld im Einzahlungszeitraum bis spätestens 8. Juli 2024 auf dem Tagesgeldkonto eingehen. Maximal werden 250.000 Euro mit dem Sonderzins vergütet. Da die Postbank, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bank, nicht nur die gesetzliche Einlagensicherung über 100.000 Euro pro Anleger bietet, sondern auch Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken ist, sind auch höhere Summen komfortabel abgesichert.
„Wir haben in der Postbank neue automatisierte und digitale Prozesse eingeführt, von denen einige auch das Tagesgeld betroffen haben“, sagt ein Sprecher der Postbank. In der Folge wurde die neue Zinsaktion gestartet. „Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Start der Kampagne und der EZB-Zinsentscheidung bestehe also von dieser Seite nicht“, so der Sprecher.
Geldanlage: Erste Zinssenkung beendet Phase der Zinserhöhungen
Die EZB hatte in der vergangenen Woche nach einer beispiellosen Serie von Zinserhöhungen erstmals die Zinsen wieder gesenkt. Nach knapp neun Monaten auf Rekordhoch verringerte die Zentralbank den Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Dieser Zins ist vor allem für kurzfristige Einlagen wie Tagesgeld relevant. Viele Volkswirte erwarten derzeit nach einer Pause im Juli die nächste Zinssenkung im September 2024.
Wenn es also wie bei der Postbank eine Garantie auf den Tagesgeldzins gibt, hat das in einer Phase sinkender Zinsen besonderes Gewicht. Ohne eine Garantie kann der Tagesgeldzins jederzeit der Marktentwicklung angepasst werden. Im Gegenzug können die Kunden auch jederzeit das Geld ohne Kündigung von dem Konto ganz oder teilweise abziehen.
Banken geben Zinssenkung der EZB nur vorsichtig weiter
Zwar haben Banken den Tagesgeldzins gesenkt, aber es fällt auf, dass sie beim Ausmaß unter dem Schritt der EZB blieben, der 25 Basispunkte beträgt. So reduzierte die französische Renault Bank von 2,90 auf 2,80 und die schwedische Nordax Bank von 3,30 auf 3,25 Prozent. Eine Ausnahme ist die schwedische Ikano-Bank, die die Konditionen für Tagesgeld von 2,76 auf 2,51 Prozent reduzierte und damit die EZB-Zinssenkung voll weitergab.
Bei der Postbank ist das Neugeld so definiert: Es muss das Gesamtguthaben bei der Postbank erhöhen und darf zuvor auch nicht auf Konten oder Depots der Deutsche-Bank-Gruppe gelegen haben, also auch nicht zum Beispiel auf Konten von Norisbank oder DWS. Wer nach Ablauf des Einzahlungszeitraumes wieder über das Neugeld verfügt, riskiert den Sonderzins, kann aber weitere Einzahlungen bis zur Obergrenze leisten, die dann wieder mit dem Sonderzins bedacht werden.
Tagesgeldkonto der Postbank kann erstmals online eröffnet werden
„Das Tagesgeldkonto bei der Postbank kann jetzt auch von Personen abgeschlossen werden, die kein Girokonto bei der Postbank besitzen“, sagt der Banksprecher. Bisher war es selbst für Bestandskunden nicht möglich, ein solches Konto online zu eröffnen.
„Wir haben das Produktangebot erweitert und die Abschlussstrecken weiter digitalisiert“, sagt der Postbank-Sprecher. „Wir bieten nun die Eröffnung des Tagesgeldkontos für Neukunden über unsere Internetseite mit Videolegitimation. Unsere Bestandskunden können mit Ihren Onlinebanking-Zugangsdaten und digitaler Unterschrift mit BestSign ein solches Konto eröffnen.“ Nach wenigen Minuten hat der Kunde auch die neue Kontonummer zur Verfügung und kann Neugeld überweisen. Die Postbank informiert die Kunden nach Ablauf des Einzahlungszeitraums per Bestätigungsschreiben über den individuellen Neugeldbetrag, für den der Sonderzins gilt.
Tagesgeld mit Zinsgarantie: Spitzenzins liegt bei 3,85 Prozent
Wer sein Geld länger als sechs Monate entbehren kann, bekommt bei der Postbank für Neugeld drei Prozent Zinsen für einen Zeitraum von zwölf Monaten. Maximal werden 100.000 Euro so verzinst. Die Neuanlage muss mindestens 2500 Euro betragen. Bestehende Guthaben werden bei der Postbank für diesen Zeitraum mit 2,75 Prozent verzinst.
Trotz Zinssenkung der EZB hat bei den besten Konditionen für Tagesgeld noch keine Talfahrt eingesetzt. In der Spitze gibt es bis zu 3,85 Prozent bei der estnischen Bigbank, wenn man eine Zinsgarantie von sechs Monaten zum Maßstab macht (s. Tabelle). Danach können die Zinsen massiv sinken, wie das Beispiel der Santander Bank zeigt: Von 3,50 Prozent geht es herunter auf 0,30 Prozent. Einen relativ hohen Zins nach sechs Monaten verspricht die spanische Openbank mit noch 2,80 Prozent. Aktuell liegt der Tagesgeldzins bei 3,80 Prozent. Um das Angebot zu nutzen, muss der Kunde allerdings auch ein Girokonto eröffnen Bei der Postbank sinkt der Zins aus heutiger Sicht auf 1,25 Prozent.
Tagesgeldzinsen haben ihren Zenit überschritten
Das neue Tagesgeldangebot der Postbank kann sich unter den zehn besten Anbietern mit sechsmonatiger Zinsgarantie behaupten und ist für eine Filialbank sehr attraktiv. Zum Vergleich der Tagesgeldzins der Haspa liegt bei unverändert einem Prozent. Bei der Hamburger Volksbank sind es 1,25 Prozent, sofern nicht noch andere Produkte der Bank genutzt werden.
Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox sind bereits vor der EZB-Zinssenkung die Durchschnittszinsen im Mai für bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote den zweiten Monat in Folge leicht gesunken – von 1,74 auf 1,72 Prozent. Viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken liegen noch unter diesem Wert. Schon in den Vormonaten war die Phase kontinuierlich steigender Zinsen zum Stillstand gekommen.
- Postbank: Verwirrung und Ärger bei Festgeld-Kunden
- Tagesgeld auf Festgeld umstellen – noch vor dem Sommer
- ETF zur Altersvorsorge: Wie man davon lebt und Steuern spart
„Die Tagesgeldzinsen haben ihren Zenit überschritten“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „In den letzten Wochen haben viele Banken noch abgewartet, doch nach der EZB-Zinssenkung müssen Sparer sich darauf einstellen, dass auch die Tagesgeldzinsen noch deutlicher als bisher sinken werden.“ Eine Zinsgarantie wie bei der Postbank kann davor bewahren.