Hamburg. Loxonet hat für die komplett selbst entwickelte App schon rund 50.000 Nutzer. Im nächsten Jahr soll sich die Zahl verdreifachen.
Viele Beschäftigte bei großen Hamburger Unternehmen werden sich das kaum vorstellen können: „56 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland haben keine eigene Firmen-E-Mail-Adresse, und in drei Vierteln der mittelständischen Betriebe, mit denen wir über unser Produkt sprechen, ist ein ‚Schwarzes Brett‘ in der Halle das wichtigste Medium, um die gewerblichen Mitarbeiter zu erreichen“, sagt Benedikt Weitz, Gründer und Chef des Hamburger Start-ups Loxonet.
Was Weitz anbietet, ist ein soziales Netzwerk, im Hinblick auf Erscheinungsbild und Funktionalität ähnlich wie Facebook, für genau solche Betriebe – jeweils nur für deren Belegschaft zugänglich. Weitz‘ „Mission“, wie er es nennt, lautet: „Wir wollen den Zusammenhalt in den Firmen stärken und eine Festigung der Unternehmenskultur ermöglichen.“
Bisher nutzen nach seinen Angaben mehr als 50.000 Menschen täglich dieses Programm, die Kundenzahl liegt im niedrigen bis mittleren dreistelligen Bereich. „Unser größter Kunde hat 23.000 Beschäftigte, aber in der Regel sind es zwischen 100 und 1500 Personen“, sagt Weitz. Weit überwiegend handele es sich um familiengeführte Unternehmen – so wie etwa die Kaltenkirchener Industriefirma Wiska, die unter anderem spezielle Steckdosen für Kühlcontainer herstellt. Weitere Anwender sind die Hilfsdienste Johanniter und Malteser, aber auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC, die damit eigene Kunden vernetzt.
Was das soziale Netzwerk für Firmen aus Hamburg alles kann
Bei jedem der Loxonet-Kunden hat die Mitarbeiter-App eine andere, meist an den Firmennamen angelehnte Bezeichnung. „Viele Anwender wissen gar nicht, dass Loxonet dahintersteht“, so Weitz. Am Computer oder vom Smartphone aus kann man ähnlich wie bei WhatsApp Nachrichten an andere Teilnehmer senden und Chatgruppen für einzelne Teams bilden. Darüber hinaus kann man Umfragen starten, Veranstaltungen und Schulungen organisieren oder Unterlagen mit anderen teilen.
„Auch Mitarbeitervergünstigungsprogramme von Drittanbietern lassen sich einbinden“, erklärt Weitz. „Manche Kunden binden auch eine Zeiterfassung ein.“ Loxonet sammele zudem Erweiterungswünsche. „Im Schnitt alle zwei bis drei Monate kommt eine weitere Funktion hinzu, die wir dann dem gesamten Kundenkreis anbieten.“ Wegen der Ähnlichkeit der Benutzeroberfläche zu weithin bekannten sozialen Medien wie etwa WhatsApp sei die Anwendung selbsterklärend.
Zwar wird in manchen kleineren Firmen auch schlicht WhatsApp zur Vernetzung von Beschäftigten genutzt. „Das ist aber nicht zulässig und kann Strafen wegen Verstoßes gegen den Datenschutz nach sich ziehen“, so Weitz. Denn ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben auch nach ihrem Ausscheiden über WhatsApp weiter Zugriff auf sämtliche bis dahin gesendete und empfangene Nachrichten, die sensible Informationen enthalten können.
Zunächst war die App für Vereine gedacht – doch dann kam Corona
Gegründet wurde Loxonet im Jahr 2018, wobei das Produkt zunächst gar nicht auf Unternehmen abzielte: Es sollte Vereinen die Kommunikation mit ihren Mitgliedern ermöglichen. „Wir hatten schon 40 bis 50 Vereine dafür gewonnen, aber dann begann im März 2020 die Corona-Pandemie, und unser Vertrieb ist schlagartig eingebrochen“, sagt Weitz. „Mich riefen dann Nutzer an und berichteten, in den Unternehmen, in denen sie arbeiteten, habe man seit dem Lockdown ein Problem, die Beschäftigten zu erreichen.“ Das war für Loxonet der Anlass, eine völlig neue Zielgruppe anzusprechen. „Für die ersten Firmenkunden muss das kurios gewesen sein“, sagt Weitz: „Da gab es zum Beispiel noch die Funktion ‚Mitglieder einladen‘“.
Doch der Schwenk konnte gelingen, weil das Loxonet-Programm „komplett von uns selbst entwickelt ist.“ Damit konnten nicht nur Änderungen sehr schnell eingearbeitet werden. „Wir sind auch unabhängig von Softwareänderungen Dritter“, sagt der Firmengründer. Er fügt an: „Ich bin unglaublich stolz auf dieses Produkt.“
Aktuell hat Loxonet 15 fest angestellte Beschäftigte. Einige von ihnen wohnen und arbeiten aber nicht in Hamburg, sondern zum Beispiel in Köln oder Berlin. Monatlich finden jedoch im Büro in der HafenCity Teamfrühstücke statt oder es wird auf der Dachterrasse gegrillt. Weitz peilt an, die Nutzerzahl der App von aktuell 50.000 Personen im kommenden Jahr zu verdreifachen. „Um das zu erreichen, werden wir vermutlich zehn weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen.“
Die Wachstumsperspektiven aus der Sicht des Gründers: „Der Markt ist riesig.“
An der Finanzstruktur soll sich aber nicht grundsätzlich etwas ändern. Weitz selbst hält die Kapitalmehrheit, daneben seien „einige Business Angels“ beteiligt. „Ich möchte nicht in eine Abhängigkeit vom Kapitalmarkt geraten“, sagt Weitz. „Außerdem bedeutet eine Kapitalrunde hohen Zeitaufwand und kostet in der Regel ein halbes Jahr operatives Geschäft.“ Und schließlich generiere Loxonet ja auch schon „signifikante Einnahmen“.
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Um die Wachstumsperspektiven macht sich der Firmengründer keine Sorgen: „Der Markt ist riesig.“ Nach Einschätzung von Weitz ist in Deutschland die Identifikation der Beschäftigten mit ihrem Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Dabei hätten gerade überschaubare Familienbetriebe die Chance, das wieder zu ändern. Dazu will Loxonet einen Beitrag leisten.