Hamburg. André Heller eröffnete 1987 auf der Moorweide den spektakulären Vergnügungspark Luna Luna. Wo dieser jetzt wiedereröffnet wird.

Es war ein Rummel, wie ihn Hamburg – und vielleicht sogar die Welt – noch nicht gesehen hatte: 1987 eröffnete der österreichische Aktionskünstler André Heller auf der Moorweide in Hamburg nahe dem Dammtorbahnhof den Kunstjahrmarkt Luna Luna. Vom 4. Juni bis zum 31. August konnten Hamburgerinnen und Hamburger den avantgardistischen Vergnügungspark besuchen und wurden von Akrobaten, Jongleuren, Straßenmusikern und sogar Kunstfurzern unterhalten.

Initiator Andre Heller zwischen Werken von Keith Haring im Kunst- und Vergnügungspark Luna Luna in Hamburg im Juni 1987
Initiator Andre Heller zwischen Werken von Keith Haring im Kunst- und Vergnügungspark Luna Luna in Hamburg im Juni 1987 © picture-alliance/ dpa | Werner Baum

Das Besondere: Die Attraktionen, die Karussells, die Pavillons waren allesamt von berühmten Künstlern gestaltet worden, darunter Joseph Beuys, Georg Baselitz, Jean-Michel Basquiat, David Hockney, Salvador Dalí, Keith Haring, Rebecca Horn, Friedensreich Hundertwasser. Finanziert wurde das Kunstprojekt von einem Hamburger Verlag. Der Rummel sollte anschließend auf Tournee gehen. Doch dann gab es finanzielle Probleme, und André Hellers „Kindheitstraum“ fand keine Fortsetzung.

André Hellers Vergnügungspark wurde unter anderen von dem Künslter Keith Haring gestaltet.
André Hellers Vergnügungspark wurde unter anderen von dem Künslter Keith Haring gestaltet. © imago/viennaslide | IMAGO/www.viennaslide.com

Legendärer Hamburger Vergnügungspark: Neuauflage in Los Angeles

Mehr als 36 Jahre später sollen David Hockneys Zauberwald, Jean-Michel Basquiats Riesenrad, Keith Harings Karussell und Roy Lichtensteins Spiegelkabinett wieder zum Leben erweckt werden – im kalifornischen Los Angeles. Möglich macht das der in Los Angeles lebende kanadische Rapper Drake. Das berichtete die Los Angeles Times. Der Hip-Hop-Künstler und seine Firma DreamCrew finanzieren demnach die Show in einem Lagerhaus in Los Angeles.

Moorweide 1987: das von Ulrich Topor für „Luna Luna“ gestaltete Gruselkabinett.
Moorweide 1987: das von Ulrich Topor für „Luna Luna“ gestaltete Gruselkabinett. © imago/viennaslide | IMAGO/www.viennaslide.com

Die Ausstellung „Luna Luna: Forgotten Fantasy“ soll bis zum Frühjahr 2024 laufen und zeigt auf 60.000 Quadratmetern die historischen Attraktionen zusammen mit neuen Kunstwerken. „Luna Luna: Forgotten Fantasy“ soll noch im Dezember eröffnen und „die Geschichte des fantastischsten Rummelplatzes, den die Welt je gesehen hat“, erzählen, heißt es auf der Webseite der kalifornischen Luna Luna-Version. Besucherinnen und Besucher dürfen die neuen Karussells nicht nutzen, denn die Fahrgeschäfte aus dem Jahr 1987 entsprechen nicht den aktuellsten Sicherheitsvorschriften und dürfen daher nur angeschaut werden.

Legendärer Hamburger Vergnügungspark: Luna Luna lebt in Los Angeles weiter

Doch wo waren die Attraktionen all die Jahre über versteckt? Laut der „Los Angeles Times“ lag „der ungewöhnlichste und unwahrscheinlichste Vergnügungspark der Welt“ jahrzehntelang vergessen in Schiffscontainern etwa zwei Stunden nördlich von Dallas. Seine Besucher? Waschbären, einige Schlangen. Währenddessen blieben die künstlerisch gestalteten und ausgefallenen Luna-Luna-Fahrgeschäfte über mehr als drei Jahrzehnte erhalten und unberührt.

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Übrigens: André Heller wählte 1987 den Namen Luna Luna für seinen Jahrmarkt in Hamburg in Anlehnung an die Lunaparks der frühen 1900er-Jahre. Ein Lunapark ist ein Freizeitpark, der mit verschiedenen Attraktionen wie Achterbahnen, Karussells und anderen Fahrgeschäften ausgestattet ist und oft auch Spiel- und Unterhaltungsmöglichkeiten bietet. In Hamburg gab es einen solchen Lunapark in Altona. Heute erinnert noch der Straßenname Lunapark an den ehemaligen Vergnügungspark.