Hamburg. Wer bei Ebay gebrauchte Dinge verkauft, kann ordentlich Geld verdienen. Das heißt aber nicht, dass er damit einen Gewinn macht.

Das Unternehmen, das Oliver Klinck (55) aus Reinbek leitet, kennt wahrscheinlich fast jeder Mensch in Deutschland – und trotzdem musste man im vergangenen Jahr aufpassen, dass man es nicht mit einem anderen verwechselt. Denn Ebay ist nicht (mehr) Ebay Kleinanzeigen, das inzwischen Kleinanzeigen.de heißt. Und eine reine Plattform für Auktionen – wie zur Gründung – ist es auch nicht mehr. In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ spricht Deutschland-Chef Klinck über gebrauchte Waren, deren Verkauf immer wichtiger wird, über die Abschaffung von Gebühren und der Bezahlung mit Bargeld – und über die Frage, ob und wie man jetzt eigentlich Einnahmen bei Ebay oder anderen Plattformen versteuern muss. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider

Das sagt Oliver Klinck (55) über …

… Ebay und Ebay Kleinanzeigen, die man in der Vergangenheit leicht verwechseln konnte: „Das eine hat mit dem anderen nichts mehr tun. Beide Portale sind zwar im sogenannten Privat-zu-privat-Geschäft sehr stark unterwegs, haben aber komplett unterschiedliche Geschäftsmodelle. Damit es nicht mehr zu Verwechslungen kommt, bin ich ganz froh, dass Ebay Kleinanzeigen jetzt eben nicht mehr so, sondern „Kleinanzeigen.de“ heißt. Diese Namensänderung war ein Bestandteil des Verkaufs, den wir vor ein paar Jahren beschlossen haben.“

… die Anfänge von und die Idee hinter Ebay: „Unsere Geschichte begann mit Auktionen im Netz, daher kennen viele auch noch den Slogan ‚3,2,1, meins!‘. Wir bieten diese Auktionen bis heute an, sie machen aber nur noch etwa 20 Prozent unseres Geschäfts aus. Ansonsten sind wir eine Plattform, die Käufer und Verkäufer zusammenbringt, und zwar sowohl professionelle als auch private. Wir selbst bieten keine Waren an, unser einziges Interesse ist, dass es zwischen Anbietern und Kunden bei uns zu einem Abschluss kommt. Daran verdienen wir über eine Provision, die im Schnitt bei zwölf Prozent des Verkaufswerts liegt. Wir machen etwa 80 Prozent unseres Umsatzes mit professionellen Händlern und 20 Prozent mit Privatleuten, zum Beispiel mit Sammlern, die bei uns zum Beispiel Modelleisenbahnen kaufen und/oder verkaufen.“

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… das Versteuern von Geldern, die man mit Ebay einnimmt: „Die aktuelle Steuergesetzgebung verwirrt viele Kunden. Es wäre schön, wenn solche Gesetze so formuliert werden könnten, dass die Menschen sie verstehen. Es fängt damit an, dass nicht der Umsatz versteuert werden muss, den man auf Ebay gemacht, sondern der Gewinn. Und mit vielen Sachen, die man aus dem Keller und vom Dachboden verkauft, macht man keinen Gewinn, die waren in der Regel teurer, als man sie einmal selbst erworben hat. Und wie soll man als Privatperson eigentlich wissen, was ein bestimmter Artikel, den man vielleicht vor fünf oder zehn Jahren gekauft hat, damals gekostet hat?“

… die Abschaffung der Gebühren für Privatpersonen, die etwas verkaufen wollen: „Wir haben in diesem Jahr die Gebühren für Privatpersonen bei uns abgeschafft, auch weil wir festgestellt haben, dass jemand, der bei uns etwas verkauft, selbst mehr einkauft – nämlich doppelt so viel wie jemand, der bei uns nicht als Verkäufer aktiv ist.“

… gebrauchte Artikel: „Etwa 35 Prozent der Artikel, die über Ebay verkauft werden, sind gebraucht, und der Anteil wird weiter steigen. Viele andere E-Commerce-Händler konzentrieren sich auf neuwertige Waren, auf jeweils aktuelle Modekollektionen und Ähnliches. Das haben wir alles auch, aber bei uns findet man eben dazu sehr viele gebrauchte Dinge oder etwa Modekollektionen, die nicht mehr topaktuell sind. Das ist ein sehr interessantes Geschäftsmodell, weil es viele Bereiche gibt, in denen äußerst hochwertige gebrauche Artikel gehandelt werden, Stichworte sind Uhren, Möbel, aber auch Sneaker. Was im Moment zudem wieder stark wächst, ist professionell aufbereitete Waren. Viele werden da zuerst an Handys und Computer denken, aber wir machen das für alles, für Möbel genauso wie für Bohrmaschinen und Autoteile. Insofern ist Ebay in Deutschland auch eine Art Schrottplatz, auf dem man einen Scheinwerfer oder eine Stoßstange für seinen Gebrauchtwagen finden kann.“

… Wärmepumpen und Ventilatoren: „Wenn in Deutschland bestimmte Güter knapp werden, können wir einfach Händler aus anderen Ländern auf die Plattform dazuschalten. Einfaches Beispiel: Als in einem heißen Sommer bei uns die Nachfrage nach Ventilatoren sehr groß wurde, haben wir unsere deutschen Kunden mit Händlern in Italien in Kontakt gebracht, die genügend davon vorrätig hatten. Ganz egal, um welche Waren es ging, ob um die Masken in der Corona-Pandemie oder um Wärmepumpen nach Beginn des russischen Gasstopps, bei uns hat es eigentlich nie Engpässe gegeben.“

… die Abschaffung der Bezahlung mit Bargeld: „Das Thema Bargeld ist seit Corona sowieso sehr stark rückläufig. Hinzu kam die Erfahrung von Kundinnen und Kunden, die online einen Preis abgemacht hatten, bei der Übergabe aber erleben mussten, dass der Käufer noch einmal handeln wollte, so nach dem Motto: „Wir hatten zwar 100 Euro ausgemacht, ich habe aber nur 80 Euro dabei.“ Außerdem gibt es viele eher teure Artikel bei uns, und nicht jeder will das entsprechende Bargeld bei sich zu Hause haben. Deshalb kann man bei uns nur noch online bezahlen.“

Entscheider treffen Haider

… die Ziele der Kunden und die wichtigsten Warengruppen: „Unsere Kunden verkaufen Dinge aus unterschiedlichen Gründen: Die einen wollen sich damit etwas dazuverdienen, die anderen räumen den Keller oder den Dachboden auf, wieder andere, und das werden immer mehr, möchten so wenig Sachen wie möglich wegschmeißen und deren Lebensdauer verlängern. Die beiden größten Bereiche bei uns sind Home and Garden und Autoteile und Zubehör.“

… die Frage, wo er einkauft: „Ich kaufe fast alles, was ich brauche, über Ebay ein. Das hat auch damit zu tun, dass ich selbst immer wieder erleben will, wie es einem als Käufer oder Verkäufer auf unserer Plattform geht.“