Hamburg. DRK brach Arbeit nach lautstarken Protesten ab. Innenbehörde: In der Kürze der Zeit war es nicht möglich, Anwohner zu informieren.
Nach Protesten von Nachbarn ist am Donnerstagabend der Aufbau von Zelten für eine Ersteinrichtung für Flüchtlinge im Jenfelder Moorpark abgebrochen worden. Etwa 40 Jenfelder hatten sich im Eingangsbereich zu der Grünfläche postiert und lautstark Aufklärung verlangt, als Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mit ihrer Arbeit beginnen wollten. Die Anwohner waren nicht über die Pläne informiert worden. Es kam zu Diskussionen, schließlich rückte die Polizei mit zwei Streifenwagen an. Gegen 21 Uhr entschloss sich das DRK, die Errichtung der Flüchtlingsunterkunft vorerst abzubrechen.
Erst am Dienstag hatten Vertreter der Innenbehörde den Jenfelder Moorpark besichtigt - noch am selben Tag fiel die Entscheidung, dort kurzfristig Flüchtlinge unterzubringen. Das Bezirksamt Wandsbek und auch das DRK wurden laut Behörde informiert. Auch die Anwohner zu informieren, sei in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Frank Reschreiter, NDR 90,3. "Wir müssen bei der Schaffung neuer Unterkünfte einen Zahn zulegen. Das bedeutet auch, dass Informationen an die Bevölkerung kurzfristiger gegeben werden. In diesem Fall ging es erst mal um vorbereitende Maßnahmen."
Informationsveranstaltung für 16. Juli geplant
Laut einer Sprecherin des Bezirksamts Wandsbek ist eine Informationsveranstaltung für nächste Woche geplant. Voraussichtlicher Termin ist der 16. Juli. Bei der neuen Zeltstadt handelt es sich im Amtsdeutsch um eine Notmaßnahme, um Obdachlosigkeit zu vermeiden. Hintergrund ist der unvermindert anhaltende Zustrom von Flüchtlingen.
Nach Angaben des DRK war die Anfrage der Innenbehörde, die 40 großen Wohnzelte aus den Beständen der Katastrophenschutzlager in Jenfeld aufzubauen, am Donnerstag eingegangen. Am frühen Donnerstagabend seien die ehrenamtlichen Helfer zum Jenfelder Moor gefahren. "Dort haben sich die Anwohner in den Weg gestellt", sagte DRK-Sprecher Rainer Barthel dem Abendblatt. Die Menschen wären sehr aufgeregt und verärgert gewesen. Die Polizei waren gegen 19.50 Uhr alarmiert worden. "Damit die Situation nicht eskaliert, haben wir uns dann zurückgezogen", so der Sprecher. Gegen 21.30 Uhr löste sich die Menschenmenge wieder auf.
Jetzt hoffen die DRK-Helfer, die zum Teil aus anderen Bundesländern kommen, den Aufbau heute abschließen zu können. "Wir warten auf eine Entscheidung der Innenbehörde", sagte Barthel.
Zwei neue Unterkünfte für mehr als 1000 Flüchtlinge
Im ersten Halbjahr 2015 sind mehr als 12.500 Flüchtlinge in die Hansestadt gekommen - mehr als im gesamten Vorjahr. 38 neue Unterkünfte sind in Planung, noch fehlen der Hansestadt jedoch 3000 Plätze für die Unterbringung. Die Behörden wollen im Sommer die meisten Ankommenden zunächst in Zelten unterbringen. Bis Ende kommender Woche sollen im Jenfelder Moorpark Zelte für mehr als 800 Flüchtlinge aufgestellt werden. Außerdem sollen mehrere Hundert Flüchtlinge in der ehemaligen Stadtteilschule Langenhorn am Grellkamp unterkommen. Beides sind Erstunterkünfte für Neuankömmlinge. (HA)