Hamburg. Die Burgherrin sucht neue Besitzer für das Alsterschlösschen in Poppenbüttel. Was die 140 Jahre alte Burg Henneberg zu bieten hat.

Mitten in Hamburg – in Poppenbüttel, ganz in der Nähe des Alstertal-Einkaufszentrums (AEZ) – liegt eine Burg versteckt. Von Bäumen umringt, an der Alster gelegen, auf einem 15 Meter hohen künstlich aufgeschütteten Berg steht die Burg Henneberg, auch Alsterschlösschen genannt.

Aber das Gemäuer selbst stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern wurde 1884 nachgebaut. Es wurden sogar extra Risse in den Steinturm eingearbeitet. Von dort konnte man bei gutem Wetter – damals noch ohne kegelförmiges Dach – bis ins Zentrum Hamburgs blicken. Jetzt steht das Alsterschlösschen für knapp 1,9 Millionen Euro zum Verkauf, wie zuerst die „Mopo“ berichtete.

Poppenbüttel: Familie Hager kaufte die Burg an der Alster im Jahr 2013

„Wir haben vor elf Jahren entschieden, die Burg zu kaufen, als wir noch mit der ganzen Familie in Buenos Aires waren“, sagt Burgherrin Miriam Hager, die auch ein Schloss in Vietgest in Mecklenburg-Vorpommern besitzt. Die zweifache Mutter und ihr Ehemann Helge Hager wollten nach drei Jahren Argentinien zurück nach Hamburg ziehen. Bei der Suche nach einer passenden Immobilie stießen die Hagers auf die Burg Henneberg in Poppenbüttel.

Burg Henneberg: Alsterschlösschen steht zum Verkauf
Burg Henneberg: Alsterschlösschen steht zum Verkauf

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    „Wir waren schnell sehr begeistert, haben aber auch festgestellt, dass das Wohnen zu viert schwierig werden dürfte“, so die Hamburgerin. Denn das Alsterschlösschen besteht vor allem aus einem größeren Raum, einem Marmorbadezimmer, das teilweise auch als Küche dient, und einer kleinen Schlafmöglichkeit im Burgturm. Weiter unten auf dem 3173 Quadratmeter großen Grundstück gibt es einen zweiten Wohnraum, der als Kapelle für Trauungen genutzt wird. Zu der Zeit des Kaufs war es nicht gestattet, in der Burg zu wohnen – doch das Alsterschlösschen ließ die Hagers nicht los.

    Burg Henneberg: Hamburger Familie renovierte das Alsterschlösschen in Poppenbüttel

    „Ich war schon immer kulturaffin, habe in Argentinien Konzerte organisiert und mir gedacht: Es ist zwar sehr klein, aber irgendwie ein wundervoller, einzigartiger Rahmen für besondere Konzerte.“ Diesen müsse man retten und etwas Schönes draus machen, sagt die 53-Jährige.

    Im großen Saal der Burg Henneberg in Hamburg-Poppenbüttel haben auf zwei Etagen 48 Menschen Platz. Dort finden Konzerte, Feiern und Hochzeiten statt.
    Im großen Saal der Burg Henneberg in Hamburg-Poppenbüttel haben auf zwei Etagen 48 Menschen Platz. Dort finden Konzerte, Feiern und Hochzeiten statt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

    Die Hagers renovierten das Alsterschlösschen, verbauten eine Wandheizung, eine Wärmepumpe und erneuerten das Glasdach über dem rund 30 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum. Hier können 48 Gäste Konzerten lauschen, im September 2014 fand das erste Konzert statt. Bei Hochzeiten mit bis zu 100 Gästen verwandelt sich der fünf Meter hohe Raum in eine Tanzfläche mit DJ-Pult. Aus den vergitterten Burgfenstern erblickt man die Alster.

    Poppenbüttel: Burg steht für knapp 1,9 Millionen Euro zum Verkauf

    Miriam Hager ist im Besitz eines weiteren Schlosses in Vietgest, rund zwei Autostunden von Hamburg entfernt. „Ich kann mich physisch einfach nicht zerteilen“, sagt Hager. Beim Umzug in den Osten Deutschlands vor vier Jahren sei geplant gewesen, dass das Alsterschlösschen aus der Ferne weiter betrieben wird und Miriam und Helge Hager abwechselnd nach Hamburg fahren. Doch seit eineinhalb Jahren ist das Paar geschieden.

    „Wir brauchen jemanden, der vor Ort nach dem Rechten schaut und die Leute vor Ort begrüßt. Es muss jemand sein, der wirklich Leidenschaft mitbringt“, sagt die Burgherrin. Noch sei niemand passendes gefunden worden. Die Burg mit 71 Quadratmetern Wohnfläche steht deshalb für 1.887.000 Euro zum Verkauf. Das Alsterschlösschen „steht unter Denkmalschutz, unterliegt aber seit zwei Jahren keinen weiteren besonderen Nutzungsbeschränkungen“, heißt es im Exposé von Grossmann & Berger. Miriam Hager betont: „Ich kann sehr gerne noch Teil des Projekts bleiben, was Programmplanung und Organisation rund um Genehmigungen angeht.“

    Im Alsterschlösschen geben Konzertbesucher freiwillig Spenden

    Das Alsterschlösschen ist ein Veranstaltungsort auf Spendenbasis, beispielsweise kosten Tickets für Konzerte nichts – Gäste geben freiwillig Spenden. „In den Spitzenjahren hatten wir bis zu 150 Konzerte und sicherlich genauso viele Hochzeiten, Taufen, Firmenfeiern und Sommerfeste“, sagt die studierte Betriebswirtin.

    Künstler aus der ganzen Welt treten im Alsterschlösschen auf. Die Konzerte sind für die Gäste kostenfrei und finanzieren sich über Spenden.
    Künstler aus der ganzen Welt treten im Alsterschlösschen auf. Die Konzerte sind für die Gäste kostenfrei und finanzieren sich über Spenden. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

    Die Events sind bunt gemischt, von Klassik über argentinischen Tango bis zu Singer-Songwritern. Das Alsterschlösschen ist laut Hager ein Ort der Begegnung und Inspiration. „Bei einigen merke ich eine Veränderung, sobald sie durchs Tor gehen“, so die Burgherrin.

    Poppenbüttel: Alsterschlösschen bietet weitaus mehr als Steingemäuer

    Das Grundstück der 140 Jahre alten Burg hat direkten Zugang zur Alster, eine Badestelle und einen Lagerfeuerplatz. Seit sechs Jahren gibt es eine mit einem festen Zelt überdachte Terrasse – liebevoll Alsterphilharmonie genannt – direkt an der Kapelle, die als Außenstelle des Standesamts Wandsbek fungiert. Diese Möglichkeit pausiert jedoch aktuell. „Die Lage war ungewiss, und wir wollten uns für das kommende Jahr nicht verpflichten“, sagt Hager.

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    Zudem gibt es zwei Gartenhäuschen, in denen Künstlerinnen und Künstler übernachten können. Daneben liegt ein kleines Toilettenhaus. Das Areal bietet unterschiedliche Plätze zum Verweilen. „Es ist wie eine Oase und doch in der Zivilisation – 20 Minuten vom Flughafen entfernt, eine halbe Stunde vom Zentrum“, sagt die Unternehmerin.

    Märchenhafte Burg direkt an der Alster – „es war unser Herzensprojekt“

    „Bei dem Ort ist es schwierig zu sagen, ich kaufe das und mache ein Hotel, ein Café oder Restaurant daraus“, so die Burgherrin. Das Alsterschlösschen lebe von der Mischung und Kreativität. Für künftige Betreiber könne es mit dem aktuellen Personalmangel schwierig sein, sagt Hager, die bereits seit zwei Jahren mit dem Gedanken spielt, die Burg zu verkaufen. Die Hagers stemmten Veranstaltungen meistens zu zweit, teilweise mit Unterstützung von Minijobbern. „Es war unser Herzensprojekt.“

    Denkbar wären auf dem Grundstück ein Café-Betrieb und Veranstaltungen. „Es wäre sehr schön, wenn das, was wir aufgebaut haben, in irgendeiner Form weitergeführt wird und sich jemand genauso in den Ort verliebt wie wir damals“, sagt Hager. Selbst ist sie nur noch einmal pro Jahr in Hamburg – wie lange das noch so weitergeht, wolle sie nicht prognostizieren. Miriam Hager: „Ich lasse das Leben auf mich zukommen – irgendwie finden sich Wege.“