Hamburg. Marktbeschicker mahnen moderneres Konzept an: Verlängerte Öffnungszeiten, Gastroangebote und Feierabendmärkte müssten erlaubt werden.
Jetzt kann es losgehen. Der Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft hat einstimmig sein Okay für die Sanierung des Volksdorfer Marktes gegeben. Damit will die Politik die Zukunft des neben dem Isemarkt größten Hamburger Wochenmarktes sichern. Die Kosten werden auf 2,5 Millionen Euro geschätzt. Starten soll das Projekt mit einer Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Platzes vor dem Volksdorfer Koralle-Kino. Es soll eine „Große Lösung“ nach dem Muster des Bramfelder Marktplatzes werden.
„Gott sei Dank!“, sagte der Sprecher der Volksdorfer Marktbeschicker, Malte Jahn. „Seit fünf Jahren sind wir am Ball und laufen ins Wandsbeker Bezirksamt und zuletzt noch ins Rathaus, um die Sanierung zu kriegen. Schön, wenn es jetzt losgeht.“ Auch der Walddörfer CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Thilo Kleibauer monierte die langen Vorläufe und die seit langem marode elektische Anlage auf dem Marktplatz. Im Oktober sei sie zuletzt geflickt worden, „um über den Winter zu kommen“. Der für die Walddörfer in der Bürgerschaft sitzende SPD-Fraktionschef Andreas Dressel dagegen sprach von einem „guten Signal für Hamburgs Nordosten“. Er hob die geplante Bürgerbeteiligung hervor und die Einmütigkeit der Entscheidung für die Erneuerung.
2018 läuft eine Bürgerplanung, 2019 wird gebaut
Der Volksdorfer Wochenmarkt gehört neben dem Isemarkt zur absoluten Spitze der Hamburger Wochenmärkte und ist mit seinen rund 100 Händlern am Mittwoch und Sonnabend ein Publikumsmagnet weit über den Stadtteil hinaus. Am Sonnabend können die Besucher direkt gegenüber gratis im Bahnhofs-Parkhaus parken. Die Platz-Sanierung wird mindestens seit 2012 immer wieder verschoben.
Ein Grund dafür ist der Mangel an Ingenieuren im Bezirksamt, das aufgrund der fehlenden Planungskazitäten auch Restmittel ansammeln konnte, die jetzt zur Marktsanierung verwendet werden können. Die Bürgerschaft sagte deshalb personelle Unterstützung zu. Nach derzeitigem Planungsstand soll Anfang 2018 ein privates Planungsbüro die Bürgerbeteiligung organisieren und umsetzten. Ab 2019 könnte gebaut werden. In insgesamt eineinhalb Jahren würde dann die komplette Elektrik und Wasserversorgung neu gemacht und der Platz gepflastert.
Marktbeschicker fordern mehr Freiheiten
Marktbeschicker Jahn mahnte eine „zukunftsfähige“ Gestaltung an und wies darauf hin, dass das derzeitige Konzept der Wochenmärkte veraltet sei und nicht mehr lange tragen werde. Es müsste nicht nur überall Wasser und hinreichend Strom gelegt werden, es gehe auch um Öfnnungszeiten und gastronomische Angebote. „Wir müssen derzeit um 13 Uhr schließen und auf dem Weg nach Hause zusehen, wie die jungen Leute in die Supermärkte gehen“, sagte Jahn. „Das könnten alles auch unsere Kunden sein.“
Volksdorf sei der erste (städtische) Markt in Hamburg, der ein „Gastro-Zelt“ durchgesetzt habe. “Das muss Schule machen und ausgebaut werden, wir brauchen Angebote für die ganze Familie, ein anspruchsvolles gastronomisches Angebot fürs Mittagessen und dazu auch die Erlaubnis, Alkohol zu den Meeresfrüchten auszuschenken“, sagte Jahn. Dafür brauche es längere Öffnungszeiten. Auch gelte es, auf die wegbrechenden Umsätze unter der Woche zu regaieren. „Wer hat kann schon arbeiten gehen und trotzdem zwischen 8 und 13 Uhr auf dem Markt einkaufen gehen?“ fragte Jahn. Er verwies auf den sehr erfolgreichen, aber privat initiierten Reeperbahn-Markt auf dem Spielbudenplatz, der zwischen 16 und 23 Uhr öffne. So etwas brauchen auch die städtischen Wochenmärkte“, sagte Jahn, „sonst sieht die Zukunft düster aus.“
Während der Bauphase könnte der Wochenmarkt „im Dorf“ stattfinden oder aber es wird zwei Bauabschnitte geben, so dass der Markt auf der jeweils freien Hälfte des Platzes abgehalten werden könnte. Welche Variante kommt, ist noch offen.