Hamburg. Gutachter stoppen ursprünglichen Plan, der noch mehr Parkplätze und Bäume gekostet hätte. Friedrich-Ebert-Damm ist die Alternative.

Die Fahrradstraße Walddörferstraße ist tot. Das heftig umstrittene, größte rot-grüne Projekt zur Förderung des Radverkehrs im Bezirk Wandsbek wird nicht umgesetzt. Am Donnerstag wird der Verkehrsausschuss im Bezirk die alten Pläne beerdigen und – neue aus der Taufe heben.

Die von der Koalition in Auftrag gegebene vertiefende Untersuchung der 7,5 Kilometer langen Strecke von Friedrichsberg nach Farmsen hat ergeben, dass die Baukosten für die Walddörferstraße viel zu hoch wären, die Planungszeiten zu lang und die baulichen Gegebenheiten in der schmalen, zweispurigen Straße zu schwierig. Die nötigen Straßenverbreiterungen würden außerdem mindestens 110 Bäume und gut 200 Parkplätze kosten, erklärten die Gutachter der „Planungsgemeinschaft Verkehr, PGV-Alrutz, Hannover“.

Friedrich-Ebert-Damm vergleichsweise leicht realisierbar

Stattdessen sollen sich die Überlegungen jetzt auf den weitgehend parallel verlaufenden Friedrich-Ebert-Damm konzentrieren. Er war vor der Gutachter-Prüfung noch als Zählkandidat angesehen worden. Er würde nach den Vorschlägen der Gutachter allerdings auch keine Fahrradstraße werden und vierspurig bleiben. Aber er würde nach derzeitigem Stand schnellere Radwege bekommen, auch wenn sie vielfach nur zwei Meter breit wären. Das sei mit vergleichsweise geringem baulichen Aufwand zeitnah zu realisieren, würde nur zehn Bäume und 57 Parkplätze kosten, melden die Gutachter.

Der „Ebert-Damm“ biete eine direkte, intuitiv zu findende Verbindung mit guter Erschließungswirkung: Viele mögliche Nutzer wohnen oder arbeiten in der Nähe. Beim Sicherheitsgefühl und der uneingeschränkten Befahrbarkeit allerdings sehen die Planer Beeinträchtigungen.

Jetzt soll die Bürgerbeteiligung anlaufen

Der nächste Schritt vor der Beschlussfassung wäre jetzt die Befragung und Einbeziehung der Bürger in die Frage, wie im Ebert-Damm die politisch gewollte schnelle Radwegeverbindung zwischen Friedrichsberg und Farmsen bewerkstelligt werden könnte.

„Das wird nicht ohne intensive Diskussionen und Proteste abgehen“, sagt der Grünen-Fraktionschef Dennis Paustian-Döscher mit Blick auf die starke Autolobby gerade in den Gewerbegebieten entlang des Friedrich-Ebert-Dammes. Deshalb sei die frühe Bürgerbeteiligung umso wichtiger. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Kocherscheid-Dahm, will sich derzeit nicht äußern und verweist auf die ausstehenden Erläuterungen der Gutachter im Verkehrsausschuss. Die Pläne sind allerdings schon öffentlich. Die Grünen sehen darin einen praktikablen Kompromiss, die CDU lehnt sie grundsätzlich ab.

CDU strikt dagegen

„Wir wollen keine schnellen Radwege an großen Einfallstraßen“, sagt Fraktionschef Eckard Graage. Der Wirtschaftsverkehr müsse laufen, es gebe Gaststätten, Gewerbe und Büros an der Straße und bereits jetzt zu wenig Parkplätze. Die neuen Radfahrstreifen an der Straßburger Straße seien „schon schlimm genug“ und führten wegen der Fahrbahnverengung zu kilometerlangen Staus in der Rushhour. „Davon brauchen wir nicht noch mehr“, sagt Graage.

Mit einer ähnlichen Argumentation hatte die CDU gegen die Umwidmung der Walddörferstraße mobil gemacht – mit beträchtlichem Erfolg. Zu den Anhörungen der Verkehrsplaner im letzten Jahr kamen Hunderte Anwohner, viele von ihnen verwünschten die Planer. Eine Interessengemeinschaft gründete sich und drohte mit Klagen für den Fall der Realisierung einer Fahrradstraße vor ihren Grundstücken und Läden.

Wandse-Wanderweg fiel durch

Die von der CDU alternativ vorgeschlagene Ertüchtigung der Fußwege des Wandse-Wanderweges für die Radler fiel bei den Gutachtern allerdings ebenso krachend durch wie die Fahrradstraße Walddörferstraße. Die Strecke durch die Parkanlagen entfalte keine Erschließungswirkung, sei „umwegig“, teuer und besonders bei Dunkelheit ungeeignet für Alltagsradler, urteilte das Büro. Auch beim Sicherheitsgefühl und den Planungsvorläufen konnte sie nicht punkten. Überdies würde die Strecke durchs Grüne viele Bäume kosten und ein hohes Konfliktpotenzial mit Fußgängern entfalten.

Grüne müssen tapfer sein

Für die Grünen ist die Planung am Ebert-Damm nicht unproblematisch. Die eher schmalen Radwege in der Vorlage und die diversen Kreuzungen sind alles andere als der Standard, den die dänischen Vorbilder in Sachen schnelle Radwegeverbindung gesetzt haben und den die Grünen gern erreichen würden. Trotzdem erklärte Paustian-Döscher, dass das Ziel der schnellen Verbindung auch mit der jetzigen Ebert-Damm-Planung erreicht werden könne. „Wir stehen erst am Anfang der Diskussion.“