Hamburg. Der Mietvertrag für das Kundenzentrum wird nicht verlängert. Gewerkschaft fordert mehr Personal für das neue Konzept.
Die Gewerkschaft der kommunalen Beamten und Angestellten (komba) hat der rot-grünen Koalition vorgeworfen, ihre Pläne zur Ausweitung und Verbesserung des Services der Kundenzentren nicht mit Personal zu unterfüttern. Mit Bordmitteln seien die Pläne nicht zu realisieren. Die CDU monierte, dass ausgerechnet zum angekündigten Beginn der Service-Offensive 2018 das Kundenzentrum Walddörfer schließen soll. Die Koalition will den Mietvertrag nicht verlängern.
Kernpunkte des Konzepts zur Neuaufstellung der bezirklichen Kundenzentren sind kürzere Warte- und deutlich ausgeweitete Öffnungszeiten, eine bessere Terminvergabe sowie eine zentrale Steuerung. „Jedes ,Leistungsversprechen‘ funktioniert nur, wenn es gut unterfüttert ist und die Beschäftigten mitziehen“, sagte die komba-Landesvorsitzende Ines Kirchhoff. „Spannend wird es also sein zu sehen, was der Senat wirklich investiert. Denn in der Servicekrise 2016 wurde nicht mehr Personal eingestellt, sondern lediglich vakante Stellen nachbesetzt, um akute Probleme zu bewältigen. Mehrleistungen sind deshalb mit dem aktuellen Personalbestand einfach nicht drin.“
Kirchhoff wies darauf hin, dass sich auch andere Verwaltungsbereiche in ähnlicher Schieflage befänden, zum Beispiel Lebensmittelkontrollen, Standesämter oder Elterngeldstellen. „Auch da muss etwas getan werden.“
Die Gewerkschaft fordert unter anderem, realistische Bearbeitungszeiten zu ermitteln und tägliche Reservepuffer einzuplanen. Alle Verwaltungsbereiche benötigten eine angemessene Stellenausstattung. Wichtig sei es, Rücksicht auf die Belange der Beschäftigten zu nehmen, etwa bei geplanten „Springer-Arbeitsplätzen“, Schichtdiensten oder Öffnungszeiten. Für die Sachbearbeitung würde ein vernünftiges und verlässliches IT-System gebraucht. Insbesondere für kleinere Kundenzentren müssten organisatorische Lösungen gefunden werden. Dazu gehöre auch das Kundenzentrum in den Walddörfern.
Bezirksamtsleiter wollte das Zentrum schon 2013 schließen
Dieses Zentrum steht allerdings nicht vor der Reorganisation, sondern vor dem Aus. In der Bezirksversammlung Wandsbek lehnte Rot-Grün einen CDU-Antrag ab, der die Wahrnehmung der Option auf die Verlängerung des Mietvertrages forderte.
Bis zum 30. Juni muss sich die Stadt erklärt haben, ob sie den Bürgerservice am Volksdorfer Bahnhof erhalten will oder nicht. Der Mietvertrag läuft im Januar 2018 aus. Franziska Hoppermann, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Wandsbeker CDU-Bezirksfraktion, sprach von einem „enttäuschenden Abstimmungsverhalten“ der Koalitionäre. Rot-Grün unterlaufe das eigene Serviceversprechen. Die CDU werde weiter für den Erhalt des Kundenzentrums Walddörfer kämpfen.
Schon 2013 hatte Wandsbeks Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD) das Kundenzentrum schließen wollen. Er stieß auf erbitterte Gegenwehr. Innerhalb von drei Wochen kamen 2000 Protestunterschriften zustande, und ein Bürgerbegehren wurde angemeldet. Das konnte der SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft, Andreas Dressel, noch abwenden. Aber nur um den Preis des Versprechens, das Kundenzentrum zunächst bis 2018 offenzuhalten und bei Personalengpässen allenfalls „im Einzelfall die Öffnungszeiten einzuschränken“. Aus den „Einzelfällen“ wurden monatelange Schließungen im Sommer. Jetzt könnte der letzte Akt folgen.