Hamburg. Bürgerschaft finanziert Modellprojekt für Flüchtlinge und Anwohner. Olaf Scholz hat die Schirmherrschaft übernommen.

Viele Ideen haben die Flüchtlinge, Studierenden und Auszubildenden bereits jetzt, bald kommt auch noch das Geld dazu, um die Ideen zu verwirklichen: Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen haben für die Bürgerschaftssitzung am 9. November einen Antrag eingebracht, der den Bau des geplanten Begegnungshauses für Flüchtlinge und Anwohner am Rand des entstehenden Neubaugebiets Poppenbütteler Berg / Ohlendieck mit bis zu 600.000 Euro aus Mitteln des Inte­grationsfonds unterstützt.

Es ist ein bislang einmaliges Projekt: Auf Initiative des Vereins Poppenbüttel hilft, der sich für die Integration von Flüchtlingen im Stadtteil einsetzt, fanden sich Ende September rund 50 zumeist junge Leute zu einer „Summer School“ – Sommerschule – auf dem noch unbebauten Gelände zusammen. Zwei Wochen lang entwarfen Architektur- und Städtebau-Studenten Pläne für das Haus, das eine Nutzfläche von rund 200 Quadratmetern haben soll. Sie prüften unterschiedliche Baumaterialien auf ihre Eignung hin und schufen Prototypen. Auszubildende der Gewerbeschule 19 für Bautechnik stellten zusammen mit Geflüchteten Tische, Bänke oder ein provisorisches Dach als Regenschutz her und schufen so den Rahmen für die Ideenschmiede.

Wenn das Haus nach der Entscheidung über die konkrete Variante im Herbst 2017 im Selbstbau errichtet wird, wollen sie alle wieder dabei sein. Die Geflüchteten bringen ihre in ihren Heimatländern erworbenen Qualifikationen dabei mit ein. Das Begegnungshaus, das später einmal von Flüchtlingen betrieben werden könnte, gilt als Modellprojekt für andere Flüchtlingsquartiere. Unterstützt und begleitet werden Planung und Realisierung vom Bereich Städtebau der HafenCity Universität. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat die Schirmherrschaft übernommen.

Dressel: Besonderer Ort der Begegnung

„Ich freue mich sehr, dass wir dieses großartige Projekt finanziell unterstützen können“, sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel. Schon in der Entstehungsphase sei das Projekt durch den Workshop zu „einem ganz besonderen Ort der Begegnung“ geworden. „Geflüchtete werden hier nicht als Bedürftige gesehen, sondern können sich mit ihren technischen und handwerklichen Kenntnissen aktiv einbringen. Das ist gelebte Integration.“ Für Christiane Blömeke, Vize-Fraktionschefin der Grünen, ist das Projekt „ein tolles Zeichen und ein Paradebeispiel für den interkulturellen Zusammenhalt in Hamburg“.

Thomas Littmann, Vorsitzender des Vereins Poppenbüttel hilft, sagte: „Gemeinsames Handeln ist für uns der Schlüssel für das Gelingen des Projekts.“ Es sei erfreulich, dass das zivilgesellschaftliche Engagement nun Unterstützung aus den Reihen der Bürgerschaft erfahre. „Mit der Summer School ist es gelungen, einen ersten sichtbaren Baustein in der Gestaltung dieses außerordentlichen Modellvorhabens umzusetzen“, sagte Prof. Bernd Kniess, Dekan des Bereichs Städtebau an der HafenCity Universität.