Rahlstedt. Polizei konnte hochgefährlichen Jungen noch rechtzeitig fassen. Politiker fordern nun Abteilung für psychisch Kranke im Strafvollzug.
Glücklicherweise hat die Flucht des 15-Jährigen aus der geschlossenen Abteilung der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wilhelmstift nicht lange gedauert – wer weiß, welches Leid er sonst verursacht hätte, zu welchen Taten er fähig gewesen wäre.
Denn die Pläne des Jugendlichen für einen Amoklauf waren weit vorangeschritten. Noch bevor ihn die Polizei am Mittwoch, wenige Stunden nach seiner Flucht, aufgriff, hatte er sich schon ein Messer besorgt.
Wie berichtet, ebnete eine nicht ordnungsgemäß verschlossene Tür der geschlossenen Abteilung dem als hochgefährlich eingeschätzten Jugendlichen den Weg in die Freiheit. Ein Umstand, den der justizpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Richard Seelmaecker, gegenüber dem Abendblatt scharf kritisiert.
„Es ist nicht zu verantworten, konkret gefährliche und therapiebedürftige potenzielle Täter nicht sicher unter Verschluss zu halten“, sagt Seelmaecker. „Insofern werden wir die Hintergründe aufklären und die Hamburger Behörden nicht aus ihrer Verantwortung entlassen.“
15-Jähriger entwickelte Amok-Fantasien
Nachdem er mit einer Schusswaffe andere Menschen bedroht hatte, war der 15-Jährige gemäß Psychisch-Krankengesetz in die geschlossene Abteilung des Wilhelmstifts eingewiesen worden. Dort entwickelte er offenbar sehr konkrete Amok-Fantasien. Ein Plan, wie er mehrere Menschen töten wollte, wurde nach seiner Flucht gefunden.
Als Vorbilder hatte er etwa den IS-Anhänger Mohamed Bouhlel genannt, der am 14. Juli in Nizza mit einem Laster in eine Menschenmenge raste und 86 Menschen umbrachte. Voller Bewunderung war der 15-Jährige auch für David S., der am 22. Juli am Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen erschoss.
Unabhängig von diesem Fall setzen sich Seelmaecker und andere CDU-Abgeordnete dafür ein, eine Abteilung für psychisch erkrankte Gefangene im Hamburger Justizvollzug einzurichten. Rund 300 Gefangene in Hamburg befinden sich derzeit in psychiatrischer Behandlung.
Die CDU fordert, „zur Erhöhung der Sicherheit für die Bediensteten im Strafvollzug und zur Verbesserung der Resozialisierung eine spezielle Abteilung für besonders psychisch erkrankte bzw. auffällige Gefangene im Justizvollzug einzurichten, die den Charakter einer psychiatrischen Tagesklinik hat.“
Als Vorbild könne beispielsweise Schleswig-Holstein dienen, das eine Abteilung für psychiatrisch erkrankte Gefangene in der JVA Neumünster aufbauen wolle.