Rahlstedt. Beamte fanden konkrete Pläne des psychisch kranken Jungen. Offenbar ermöglichte Nachlässigkeit in der Klinik die Flucht.
Der Polizei ist es offenbar gelungen, einen Amoklauf durch einen 15 Jahre alten Jungen zu verhindern. Der psychisch stark gestörte Jugendliche war aus einem Kinderkrankenhaus geflüchtet. In seinem Zimmer wurde der Plan für einen Amoklauf gefunden. Als Polizisten den 15-Jährigen stellten, hatte er sich bereits mit einem Messer bewaffnet. Es soll bereits der zweite Ausbruch des Jugendlichen gewesen sein. Es wird befürchtet, dass er erneut versuchen wird, aus der Psychiatrie zu flüchten, um einen Amoklauf zu begehen.
„Tickende Zeitbombe.“ So bezeichnet ein Polizist den Jugendlichen, der von Amts wegen im Kinderkrankenhaus Wilhelmstift untergebracht wurde. Der Junge gilt als hochgefährlich, daher soll die Behörde die sofortige Unterbringung angeordnet haben, nachdem der Junge mit einer Schusswaffe unterwegs gewesen war und andere Menschen bedroht hatte. Er habe, so heißt es, starke Amokfantasien. Der Junge sei eine Gefahr für andere Menschen.
Vorbild sei der Attentäter von Nizza
Die Fantasien seien sehr konkret. Er habe einen Plan gehabt, wie er mehrere Menschen töten wolle. Auch der soll nach der Flucht des Jungen, die sich bereits am Mittwoch ereignet hatte, gefunden worden sein. Als Vorbilder hatte der 15-Jährige unter anderem den Attentäter von Nizza genannt, den IS-Anhänger Mohamed Bouhlel, der am 14. Juli 2016 am französischen Nationalfeiertag auf der Strandpromenade ein Massaker anrichtete, indem er mit einem Lastwagen durch die Menschenmenge raste und mit einer Pistole um sich schoss. 86 Menschen starben, etwa 300 wurden verletzt. Erst nach zwei Kilometern hatten Polizisten den Terroristen stoppen können. Der Mann wurde erschossen.
Dass der aus dem Katholischen Krankenhaus in Rahlstedt geflüchtete deutsche Junge ein Islamist ist, ist unwahrscheinlich. Zwar habe er auch, so hieß es, an einer Wand eine Kritzelei hinterlassen, die auf den sogenannten "Islamischen Staat" hinweist. Ein anderer Täter, den der Jugendliche offenbar bewundert, gehörte aber nicht zu der Terrororganisation.
Es handelt sich um David S., den 18 Jahre alten Schüler, der am 22. Juli 2016 im Olympia-Einkaufszentrum in München neun Menschen mit Schüssen aus einer Pistole tötete und vier weitere verletzte. Der Täter erschoss sich selbst, als er von Polizisten gestellt wurde. Seine Tat war nicht, wie zunächst angenommen, ein Terroranschlag, sondern ein Amoklauf. Als sich der 18-Jährige tötete, hatte er noch mehrere hundert Schuss dabei. David S. war ebenfalls wegen psychischer Probleme behandelt worden. Seine Gefährlichkeit war nicht annähernd so hoch eingestuft worden wie bei dem jetzt in Rahlstedt entwichenen Jugendlichen.
Führte Nachlässigkeit zum Ausbruch?
Die Polizei hat nach Bekanntwerden der Flucht des 15-Jährigen in Hamburg sofort reagiert und mit einem Großaufgebot nach ihm gefahndet. So konnte der Jugendliche bereits nach kurzer Zeit noch in Rahlstedt gestellt werden. Da hatte er sich aber bereits ein Messer besorgt. Die Beamten überwältigten den Jugendlichen, nahmen ihn in Gewahrsam und brachten ihn zurück in das Krankenhaus, aus dem er geflüchtet war. Dort wird er jetzt weiterbehandelt.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei könnte Nachlässigkeit die Flucht des Jugendlichen ermöglicht haben. Eine Tür der geschlossenen Abteilung soll nicht richtig verschlossen worden sein. So hatte der 15-Jährige dort offenbar einfach hinausspazieren können. Ein modifiziertes Sicherheitskonzept soll nun eine weitere Flucht des Jugendlichen verhindern.