Hamburg. Umbau verstoße gegen städtische Richtlinien. CDU-Fraktionsvize: „Inkonsequenzen mit katastrophalen Folgen“.

Der Umbau Hamburgs zur Fahrradstadt erreicht das eher entlegene Alstertal. An Rolfinckstraße (Wellingsbüttel), Stadtbahnstraße, Saseler Damm und Saseler Chaussee (Sasel) werden Radwege auf die Straße verlegt. Die CDU läuft Sturm dagegen und wirft der rot-grünen Koalition vor, die täglichen Staus zu ignorieren und den Verkehr lahmzulegen. Die Wirtschaftsbehörde sieht dagegen kein Pro­blem. Die Neuerungen hätten keine Auswirkungen auf die fraglichen Knotenpunkte, der Durchsatz an Fahrzeugen werde derselbe bleiben.

„Die Planungen sind völlig inakzeptabel“, sagte der CDU-Fraktionsvize Dennis Thering. „Für äußerst zweifelhafte Radwege verschärft Rot-Grün wissentlich den täglichen Stillstand. Der Rückstau und die Ausweichverkehre in angrenzende Wohnstraßen werden die Anwohner erheblich belasten.“ Im Berufsverkehr kommt der Verkehr in der Rolfinckstraße seit Jahren regelmäßig zum Erliegen. Auch an den beiden Kreuzungen in Sasel bilden sich im Berufsverkehr lange Rückstaus.

Den seit Juni laufenden Umbau der Kreuzungen Stadtbahnstraße/Saseler Chaussee und Stadtbahnstraße/Saseler Damm nutzt die Stadt aber auch für die Erneuerung der Radwege. Sie werden bis November auf die Straße verlegt sein und fallen dann deutlich breiter aus als vorher, was mit dem hohen Verkehrsaufkommen und dem damit erforderlichen Plus an Sicherheit begründet wird. Der Radweg müsse nach der geltenden Richtlinie „PLAST 9“ mindestens zwei Meter breit sein, heißt es in den Planungsunterlagen. Stadteinwärts auf der Saseler Chaussee kostet das eine der beiden Richtungsfahrbahnen.

Thering sprach von „Inkonsequenzen mit katastrophalen Folgen“. Denn die zitierte Richtlinie will Radwege nicht auf Straßen sehen, die täglich von mehr als 25.000 Fahrzeugen befahren werden. Im fraglichen Kreuzungsbereich sind es aber bis zu 49.000. Auch das SPD-geführte Bezirksamt Wandsbek hatte Sicherheitsbedenken angemeldet.

Der Senat sieht keinen Widerspruch. Erstens enthalte die fragliche Richtlinie nur Empfehlungen, zweitens seien „noch weitere Regelwerke“ zu beachten, antwortete er auf Therings Kleine Anfrage. Alternativ wäre aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse allenfalls Raum für einen kombinierten Geh-und Radweg gewesen. Der aber solle gemäß der nämlichen PLAST-Richtlinie „nur noch in besonderen Ausnahmefällen zur Anwendung kommen“.

Was an der Chaussee keine Option war, ist an der Rolfinckstraße gesetzt: Nach der Sanierung zwischen März und Juni 2017 werden Gehweg und Straße für Radler freigegeben. Was eigentlich nur die jetzt schon geübte Praxis abbildet. Trotzdem wird ein Radfahrstreifen angelegt, der an den Engstellen zum „Schutzstreifen“ wird. Letzterer darf von Autos überfahren werden, sodass sich in Stoßzeiten ein geordnetes Nacheinander von Rad und Auto ergeben kann. Vor den Geschäften am Bahnhof gehen acht Parkplätze verloren. Kostenpunkt: 1,9 Millionen Euro.