Hamburg. Wollte jemand das Haus unbewohnbar machen? Und war ein Streit zwischen Mieter und Eigentümer Grund für die Anschläge?

Eine Zeitlang kam es den Hausbewohnern fast so vor, als gebe es jede Woche einen Anschlag. Mal mit Buttersäure, mal wurde das Gebäude über und über mit Farbe beschmiert, dann schmissen Unbekannte Scheiben ein und schließlich wurde die Immobilie mehrfach Ziel von Brandstiftern. An Zufall glaubte bald niemand mehr. War dort jemand mit System vorgegangen, bis das Haus am Ende unbewohnbar war? Und lag diesen Manövern ein Streit zwischen Mieter und Eigentümer zugrunde?

Ein Nachbar bemerkte das Feuer und konnte Schlimmeres verhindern

Die beiden Angeklagten, die sich seit Montag im Zusammenhang mit den Brandstiftungen auf die Bergstedter Immobilie vor dem Landgericht verantworten müssen, sagen dazu zunächst nichts. Maik A., einem kräftigen 36-Jährigen, und Marcel O., 34 Jahre alt, wird in dem Prozess vorgeworfen, einen jungen Mann mit den Taten beauftragt und ihm dafür 1500 Euro angeboten zu haben. Laut Staatsanwaltschaft fuhren sie den Heranwachsenden am 9. Mai vergangenen Jahres zu dem Haus, wo er ein Kellerfenster aufhebelte, Brandbeschleuniger verschüttete und entzündete. Weil ein Nachbar den Brand entdeckte, konnte die Feuerwehr das Schlimmste verhindern.

Wenige Tage später sollen die Angeklagten den jungen Mann erneut zu der Immobilie gebracht haben, damit er dort einen Brand legt und das Haus zerstört wird. Doch der Mann wurde vorher festgenommen. Ende September sprach ihn ein Gericht schuldig und verurteilte ihn zu einem Jahr und drei Monaten Haft.

Vor Gericht sagte gestern der damalige Mieter als Zeuge aus, er und der Vermieter hätten einen langen Rechtsstreit geführt. „Er sagte, er wolle das Haus abreißen lassen und einen Neubau bauen.“ Schließlich habe es immer wieder Anschläge gegeben. „Es wurde irgendwann zu einer Belastung. Wenn nachts das Telefon geklingelt hat, saß man schon aufrecht im Bett und dachte: Es ist wieder etwas passiert.“ Das Ehepaar hatte sein Haus sogar mithilfe von Zivilbeamten und Kameras überwachen lassen. Zuletzt seien jedoch bei einer Brandstiftung unter anderem ihre Möbel und ihre Bücher zerstört worden, auch das Haus sei unbewohnbar geworden, sagte der Mann vor Gericht.

Nach Aussage des Vermieters, der ebenfalls als Zeuge gehört wurde, soll im kommenden Jahr der Neubau fertig sein. Er habe sich ursprünglich mit dem Mieter einigen wollen, sagte der 54-Jährige, doch ein Gespräch sei nicht möglich gewesen. Für die zahlreichen Anschläge habe er „keine Erklärung. Sicherlich, es sieht blöd für mich aus. Ich stehe jetzt blöd da.“ Der Prozess wird fortgesetzt.