Hamburg. Das Projekt für Kinder muss wegen des Campus-Neubaus ausziehen. Betreiber wussten offenbar nichts von dem Vorhaben.

Offenbar weitgehend unbemerkt vom Betreiber ist das Steilshooper Tierhaus in akute Lebensgefahr geraten. Das als Mischung aus Streichelzoo und Haustierhotel konzipierte Projekt für Steilshooper Kinder und Jugendliche logiert in einem kleinen Haus des Schulzentrums, das dem Neubau des „Campus Steilshoop“ weichen soll. Das Tierhaus soll den Kindern und Tierpaten spielerisch die Themen Verantwortung und Empathie nahebringen, könnte jetzt aber selbst Opfer von Nichtbeachtung und mangelnder Zuwendung werden.

„Bisher hat niemand mit uns gesprochen“, sagt Petra Lafferentz, Geschäftsführerin des Betreibers Alraune. „Wir haben zwar jetzt auch gesehen, dass das Haus in der neuen Planung nicht enthalten ist, aber wir verstehen nicht, warum. Der Bauspielplatz soll ja auch erhalten werden, und das Tierhaus stört den Wohnungsbau nicht.“ Anwohner und Kunden des Tierhauses sind entsetzt. „Das Haus ist eine Institution“, sagt Anwohnerin Catrin Schliemann, aufgeschreckt von einem Aushang an der Tierheimtür, der auf eingeschränkte Öffnungszeiten (derzeit nur sonnabends) hinweist.

Im März 2019 soll das „Tierhaus“ verschwinden

Der Campus soll das derzeitige Schulzentrum ersetzen und dabei die Schule am See integrieren. Zur Finanzierung der Neubauten will die Stadt nebenan Grundstücke verkaufen und Wohnungen bauen lassen. Diesen Plänen soll das „Tierhaus“ im März 2019 zum Opfer fallen.

Der örtliche SPD-Abgeordnete Carsten Heeder, der nach eigenen Angaben in jungen Jahren als Tierhauskunde sein Huhn Arabella erfolgreich hegte und versorgte, wundert sich nicht über die Abrisspläne, sondern über deren Neuigkeitswert. „Die Pläne für den Campus sind lange bekannt, im Stadtteil breit erörtert und ausgehängt worden. Warum Alraune das Tierhaus erst jetzt vermisst, erschließt sich nicht ganz. Aber wenn man es erhalten will, müssen wir überlegen, ob und gegebenenfalls wo das gehen könnte.“ Betreiber Alraune müsse das „an die Politik herantragen“.

Die minimierten Öffnungszeiten sind allerdings kein Vorgriff auf die drohende Abrissbirne. Der behördliche „Zuwendungsbescheid“ für die Tierpfleger ist noch nicht eingegangen, sodass Alraune zwei befristete Arbeitsverträge zunächst auslaufen lassen musste. Jetzt hat die Sozialbehörde positiv beschieden, an Zuwendung herrscht kein Mangel mehr. Es geht also vorerst weiter.