Erstaufnahme wird zum “Transitzentrum“ für alle Flüchtlinge
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Hamburg. Zentrale Erstaufnahme wird nach Rahlstedt verlegt: Hier sollen Flüchtlinge im rund um die Uhr erfasst, untersucht und verteilt werden.
Christoph Heinemann
Hamburg organisiert die Erstaufnahme der Flüchtlinge neu. Seit Juni 2014 ist die Zahl der Neuzugänge von monatlich 1000 auf 10.000 gestiegen. Jetzt wird die aus allen Nähten platzende Zentrale Erstaufnahme (ZEA) an der Harburger Poststraße in die wesentlich größere Meiendorfer Einrichtung an Bargkoppelweg und Bargkoppelstieg verlegt. Dort sollen zum Teil im 24-Stunden-Schichtbetrieb Erfassung der Flüchtlinge, ihre Weiterverteilung und ihre ärztliche Untersuchung abgewickelt beziehungsweise das Asylverfahren und Sozialhilfeanträge angeschoben werden.
Infozettel gab irrtümliche Informationen bekannt
„Es geht um eine Optimierung und Beschleunigung des Verfahrens“, sagte Innenbehördensprecher Frank Reschreiter. In Meiendorf könnten mehrere Behörden vor Ort arbeiten , und es gebe Platz in großen Hallen. Daran wäre in Harburg nicht zu denken. Innenstaatsrat Bernd Krösser stellte das Konzept den Anwohnern der neuen ZEA in Meiendorf vor. Auf den per Infozettel im Stadtteil verteilten Einladungen war allerdings von einer neuen ZEA gar keine Rede. Es wurde nur von einer Information über eine zusätzliche Flüchtlingsunterkunft gesprochen, was vor Ort Befremden auslöste. Für viele Anwohner war die Nachricht ein Schock.
Der Plan sieht vor, die Flüchtlinge vom Hauptbahnhof beziehungsweise vom ZOB mit Shuttlebussen nach Meiendorf zunächst in den Bargkoppelweg 66a, die sogenannte „ZEA 1“, zu bringen und dort zu erfassen. Zweitens soll in dieser künftig allerersten Station entschieden werden, ob die Flüchtlinge gemäß Königsteiner Schlüssel in Hamburg bleiben oder auf andere Bundesländer verteilt werden. Das soll innerhalb von zwei Tagen erledigt sein.
Kontakte für Ansprechpartner in der Flüchtlingshilfe
In Elmshorn gibt es den Verein Willkommensteam für Flüchtlinge, in dem sich Bürger engagieren können. Telefon 01523/785 87 12 (Mo–Fr von 15 bis 17 Uhr), sowie e-Mail unter info@willkommensteam-elmshorn.de.
Die Pinneberger Koordinatorin Pia Kohbrok sitzt im Rathaus, Bismarckstraße 8, in Zimmer 262. Sie ist erreichbar unter Telefon 04101/21 14 22 und per E-Mail an kohbrok@stadtverwaltung.pinneberg.de.
In Bönningstedt richten sich Hilfsinteressierte an Pastor Christopher Fock, Simon-Petrus Kirche in Bönningstedt, Pastor.Fock@gmx.de, Telefon 0157/39 29 02 77.
In Quickborn ist Mathias Wittig ehrenamtlicher Flüchtlings-Koordinator. Er ist zu erreichen unter Email-Adresse mathiaswittig@diakonie-hhsh.de, Telefon 0160/367 62 33. Außerdem kann bei der Katholischen Kirche/Caritas Andja Zdravac-Vojnovic, Kurzer Kamp 2, Telefon 04106/823 75, kontaktiert werden.
In Barmstedt ist der Koordinator Andja Zdravac-Vojnovic, Mobil: 0160-92 78 11 71, E-Mail: zdravac@caritas-sh.de, Rathaus, Zimmer 115, Telefon 04123/681 35.
In Uetersen ist der Ansprechpartner für Bürger, die Flüchtlingen helfen wollen, das Ordnungsamt Uetersen, Telefon 04122/71 42 70 (vormittags von 8 bis 12 Uhr) oder per Email serk@stadt-uetersen.de.
In Tornesch stehen drei Ansprechpartner zur Verfügung: Sven Reinhold von der Stadtverwaltung, Telefon 04122/957 21 26, sowie Brigitte Berger, Telefon 04122/97 71 10 und Ingrid Giogli-Linke, Tornescher Hof 2, unter 04122/40 15 60.
In Wedel sind Joe Rose und Behnaz Samadi Ansprechpartner der Stadt. Rose ist unter 0175/183 31 74 oder j.rose@vhs.wedel.de erreichbar. Samadi hat die Nummer 04103/91 54 97 und die Adresse b.samadi@vhs.wedel.de.
In Schenefeld laufen die Fäden bei Fachbereichsleiter Axel Hedergott zusammen. Er ist am besten per E-Mail an axel.hedergott@stadt-schenefeld.de zu erreichen. Telefon: 040/83 03 71 51.
In Rellingen ist der „Runde Tisch Asyl“ ins Leben gerufen worden. Ansprechpartnerin ist die Ehrenamtslotsin Kerstin Riedel vom Diakonieverein Migration, die unter der Telefonnummer 04101/56 41 08 zu erreichen ist. Für eine persönliche Kontaktaufnahme steht sie mittwochs von 9 bis 11 Uhr im Rathaus der Gemeinde zur Verfügung.
In Halstenbek gibt es an der Friedrichstraße 22 eine Beratungs- und Betreuungsstelle vom Diakonieverein Migration. Ansprechpartnerin dort ist Lilli Kerbel, die telefonisch unter 04101/696 49 50 zu erreichen ist. Im Rathaus ist Christine Jordan (Telefon 04101/49 11 17) die Kontaktperson. Die Gruppe „Willkommen in Halstenbek“, die aus ehrenamtlichen Helfern besteht, wird von Miriam Utz geleitet. Sie ist unter 0151/19 56 67 87 erreichbar.
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Bis zu 5000 Flüchtlinge warten auf die Unterbringung in eine Folgeunterkunft
Die „ZEA 1“ hat 800 Plätze, als Puffer kann bei Verzögerungen die benachbarte Halle am Bargkoppelweg 60 mit noch einmal 600 Plätzen belegt werden. Wer bleiben kann, wird dann 100 Meter weiter im Bargkoppelstieg 10–14 weitere zwei bis fünf Tage untergebracht. Diese „ZEA 2“ hat 1500 Plätze. Hier werden die Flüchtlinge ärztlich untersucht, das Asylverfahren wird angeschoben. Außerdem soll hier der Anspruch auf Sozialhilfe in die Prüfung gehen.
Danach werden die Flüchtlinge in sogenannte Dezentrale Erstaufnahmen (DEA) verlegt. Davon gibt es derzeit 31 in der Stadt, die Harburger Poststraße wird eine davon werden. Nach weiteren drei bis sechs Monaten können die Bleibeberechtigten dann in Folgeunterbringungen umziehen – wenn sie denn fertig sind. Derzeit warten etwa 5000 Flüchtlinge in Erstaufnahmen, weil es an Folgeunterkünften fehlt.
Die Inbetriebnahme der neuen ZEA hängt an der Fertigstellung der neuen DEA am Hellmesbergerweg, ebenfalls in Meiendorf. Sie soll Mitte Dezember betriebsbereit sein und weite Teile der Flüchtlinge aufnehmen, die derzeit am Bargkoppelstieg wohnen, damit die ZEA frei wird und als schnelle Erstversorgung funktionieren kann.
CDU begrüßt neue Zentral Erstaufnahme als „Transitzentrum“
Die CDU begrüßte das „lange überfällige“ neue Konzept für die Erstversorgung. Die flüchtlingspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Karin Prien: „Die Einrichtung eines Transitzentrums für eine schnelle Abwicklung der Registrierung, der ärztlichen Erstversorgung und der Verteilung auf die anderen Bundesländer, ist unbedingt zu begrüßen, damit Hamburg nicht weiter über Wochen doppelt so viele Flüchtlinge versorgen muss, wie es laut Verteilungsschlüsssel erforderlich ist.“ Auch für die Flüchtlinge seien lange Wartezeiten unzumutbar. Prien forderte, auch die Fälle von Flüchtlingen aus sicheren Herkunftsstaaten in der neuen ZEA zu bearbeiten, um deren Rückführung in ihre Heimatländer zu beschleunigen.
Die Anwohner nahmen die Nachricht von der neuen ZEA mit Kopfschütteln und Unmut auf. Gerügt wurde die Informationspolitik der Behörde. Die Flyer hatten weite Teile des Stadtteils nicht erreicht und die ZEA unerwähnt gelassen. Es war der Eindruck erweckt worden, es handele sich nur um eine Aufstockung der bestehenden Einrichtung. „Es wird immer etwas verheimlicht“, sagte die stellvertretende Fraktionschefin der CDU Wandsbek, Claudia Folkers. „So geht man nicht mit mündigen Bürgern um.“
Die Anwohner beklagten Wildpinkler an der Grundstücksgrenze zur Kita und zur Grundschule Nydamer Weg. Auch fehle es an sanitären Einrichtungen nur für Frauen. Nächtliche Polizeieinsätze würden die Anwohner aus dem Schlaf reißen. Eltern des Gymnasiums Meiendorf sind über junge Männer besorgt, die die Mädchen fotografieren und nach ihren Telefonnummern fragen.
Standort an Harburger Poststraße ist nicht für Extremsituation geeignet
Die Unterstützer von „Meiendorf hilft“ sprachen von einer grenzwertigen Belastung und monierten, dass sie noch immer keine Räume hätten, um ihre ehrenamtlichen Hilfsangebote umsetzen zu können. Für die Kleiderkammer haben sie einen ehemaligen Schlecker-Markt am Spitzbergenweg angemietet – auf eigene Kosten.
Von der städtischen Gesellschaft „Fördern & Wohnen“ hieß es, die Schaffung des neuen Zentrums könne „viele Abläufe verbessern“. An der bisherigen Registrierungsstelle an der Harburger Poststraße spielten sich zuvor dramatische Szenen ab: Flüchtlinge campierten auf dem Eingangsflur des Bürogebäudes, schliefen wegen Überfüllung unter und zwischen den Schreibtischen der Mitarbeiter. „Der Standort war nie auf diese Extremsituation zugeschnitten, er stammt aus einer anderen Zeit“, heißt es aus dem Senatsumfeld. Die medizinische Erstuntersuchung fand teilweise erst zwei Wochen nach der Ankunft statt – als sich möglicherweise erkrankte Flüchtlinge schon längst frei durch andere Unterkünfte bewegten.
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