Marienthal. Auf dem früheren Concordia-Sportplatz in Marienthal sind Stadthäuser geplant – jetzt kommen als „Zwischennutzung“ Zelte für Flüchtlinge.
Was an der Jenfelder Au unter Hinweis auf das Wohnungsbauprogramm nicht möglich sein soll, praktiziert der Senat in Marienthal schon: Auf dem Gelände des früheren Concordia-Sportplatzes an der Oktaviostraße werden Flüchtlinge untergebracht, obwohl Wohnungsbau für das Gelände geplant ist. Die Behrendt-Gruppe will dort 21 Eigentumswohnungen in acht Stadthäusern bauen, der Bebauungsplan wird voraussichtlich im Herbst öffentlich ausgelegt und im Frühjahr oder Sommer 2016 festgestellt werden. Dann könnte der Bau starten.
Die auf dem 7.500 Quadratmeter großen Grundstück jetzt eingerichtete Erstaufnahme für Flüchtlinge wird zunächst Zelte anbieten, später aber Container aufstellen. Bisher hatte für solche „Zwischennutzung“ von Baugrundstücken stets gegolten, dass die Container mindestens ein Jahr stehen können sollen, ohne den Wohnungsbau zu verzögern.
Der stadtplanungspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Dirk Kienscherf, sieht keine Politikwende: „Es bleibt dabei, dass die Flüchtlingsunterbringung den Wohnungsbau nicht behindert.“ Der mit den steigenden Flüchtlingszahlen gewachsene Druck habe allerdings die „wirtschaftliche Betrachtung verschoben, was dazu führe, dass jetzt Flächen eher für Zwischennutzungen herangezogen werden als noch vor einem Jahr.“
Aufbau der Flüchtlingsunterkunft in der Messehalle
Auch der Investor ist zufrieden. „Es ist sicher unverzichtbar, dass Flächen nicht brachliegen, sondern für Interimslösungen genutzt werden“, sagt Martina Rieckmann von der Behrendt-Gruppe. Man gehe davon aus, dass es nicht zu Verzögerungen kommen werde. Behrendt hat das städtische Grundstück „anhand bekommen“, aber noch nicht bezahlt.
Kienscherf wollte in Bezug auf die Jenfelder Au nichts wissen von einer Ungleichbehandlung der Flächen. Diese Frage könne derzeit kaum eine Rolle spielen. Die Entscheidungen seien „situationsabhängig“ und würden von Woche zu Woche fallen. „Es kann durchaus sein, dass die Jenfelder Au noch einmal in die Prüfung kommt“, sagte Kienscherf. Für die Linke bietet sich dafür der östliche Rand an der Charlottenburger Straße an.