Wer den kleinen Krämerladen im Museumsdorf Volksdorf betritt, hat das Gefühl, in einer Puppenstube aus alten Zeiten gelandet zu sein. Ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern sich um jedes Detail.
Volksdorf. Wer Emmis Krämerladen im Museumsdorf Volksdorf betritt, hat schlagartig das Gefühl, in einer urigen Puppenstube mit Kaufmannsladen aus Großmutters Zeiten gelandet zu sein. In einem gusseisernen Waffeleisen werden Waffeln gebacken, auf dem historischen Herd dampft Kaffee, in den uralten Regalen stehen Kochtöpfe und Geschirr aus Emaille, daneben allerhand kleine Dosen und Fläschchen mit Haushaltsmitteln aus längst vergangener Zeit: Hoffmanns Reis-Stärke, Dr. Oetker Einmache-Hilfe, Henkels Bleich-Soda, Fewa-Waschmittel für Wolle und Seide ...
„Da ist sogar noch das Original-Waschmittel drin“, sagt Wolfgang Schmidt stolz. Der 66-Jährige leitet den Krämerladen mit dem winzigen Café und kommt fast jeden Tag hierher. Er sieht nach dem Rechten, macht Bestellungen und steht auch gern selbst hinter dem Verkaufstresen – alles ehrenamtlich. Früher arbeitete Schmidt beim Berufsförderungswerk in Farmsen in der Erwachsenenbildung, seit seiner Pensionierung engagiert er sich im Museumsdorf.
„Der soziale Aspelt ist wichtig“
Dabei ist er in guter Gesellschaft: 15 freiwillige Helfer arbeiten allein im Krämerladen und im Café, im gesamten Museumsdorf sind es sogar rund 180 Ehrenamtliche. „Das Schöne ist: Das sind Menschen aus völlig verschiedenen Berufsgruppen. Ehemalige Amtsrichter, Biologen, IT-Spezialisten, Lehrer – ihnen allen gemeinsam ist der Gedanke, hier etwas Sinnvolles tun zu können“, erklärt Wolfgang Schmidt. Das sei nicht nur praktisch, weil es auf diese Weise für alles einen Experten gibt – sei es für den Garten, für technische Fragen oder für die Buchhaltung. „In solch einer bunt gemischten Gruppe trifft man auch immer interessante Leute, der soziale Aspekt spielt eine wichtige Rolle“, sagt Schmidt.
Das können Petra Coley, die früher als Englisch- und Biologielehrerin arbeitete, und Marianne Groth, Hausfrau, nur bestätigen. Sie gehören zum Team des Krämerladens und meinen übereinstimmend: „Hier fühlt man sich immer wohl und kommt unter Leute.“
Es gibt sogar Kleidervorschriften für die Mitarbeiter
Damit Besucher sich wirklich um rund ein Jahrhundert zurückversetzt fühlen, gibt es sogar Kleidervorschriften fürs Personal: Die Frauen tragen lange schwarze Röcke mit einer weißen Rüschenschürze, die Männer eine blaue Schürze auf dunkler Kleidung sowie eine Prinz-Heinrich-Mütze.
Die Möbel – sowohl das Ladenmobiliar als auch Tisch und Schränke im kleinen Café – sind tatsächlich schon viele Jahrzehnte alt und wurden dem Laden als Spende überlassen. Und der Herd, auf dem Kaffee gekocht wird, ist mehr als 100 Jahre alt und stammt aus einem Haus vom Lerchenberg in Volksdorf.
Das Konzept kommt offensichtlich an: Seit der Eröffnung im Dezember 2012 hat sich der Krämerladen mit dem Café zu einem Treffpunkt entwickelt, erzählt Schmidt. Nicht nur Ehrenamtliche, sondern auch Menschen aus Volksdorf und Umgebung kommen hierher, wählen Bonbons aus den alten Bonbongläsern, kaufen Marmelade aus selbst gepflückten Brombeeren und Honig vom Imker aus dem Museumsdorf. Ständig bimmelt die Glocke über der Eingangstür und kündigt neue Besucher an. Viele der Waren, die im Laden verkauft werden, werden direkt im Museumsdorf hergestellt, darunter Kräuteressig, Socken, Rumtopf – und natürlich das Brot, das einmal pro Woche in einem großen Ofen unter freiem Himmel gebacken wird.
Das Geschäft läuft
„Das Geschäft trägt sich selbst, der Erfolg gibt uns recht“, sagt Schmidt. Was natürlich auch den vielen ehrenamtlichen Helfern zu verdanken ist. Die sind auch dann zur Stelle, wenn mal eine Tür verzogen ist oder es sonstige Probleme gibt. Passenderweise seien unter den Ehrenamtlichen auch viele Handwerker, sagt Schmidt. Auch wenn alles zwanglos ablaufe, sei doch auf jeden Verlass: „Wenn es beispielsweise einen Wasserschaden gäbe, bin ich mir sicher, dass innerhalb der nächsten Stunde jemand hier wäre, der ihn repariert.“
Derzeit hat Emmis Krämerladen nur dienstags, donnerstags und sonnabends von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Wolfgang Schmidt würde die Öffnungszeiten gern erweitern – dafür sucht er weitere ehrenamtliche Helfer, die Lust haben, das Team zu unterstützen.