Verbraucherschutzamt spricht von Gesundheitsrisiko für Gäste. Inhaber Lars Andersen weist Vorwürfe zurück - und steht doch vor dem Aus.
Hamburg. Schon zweimal hatte das Caféhaus Andersen mit Insolvenzen zu kämpfen, zuletzt im Jahr 2010. Doch jetzt steht die Traditionskonditorei endgültig vor dem Aus: Das Verbraucherschutzamt Wandsbek hat vergangenen Mittwoch aufgrund hygienischer Mängel die Eigenproduktion im Hause Andersen gestoppt, und strenge Verbesserungsauflagen erteilt - vor allem, weil Mäuse in der Backstube waren. Die Kosten, die durch die Umsetzung der Auflagen entstehen, so der Geschäftsführer Lars Andersen, seien kaum zu bewältigen. Sollte es keine „Entwarnung” durch die Behörde bis Ende der Woche geben, müsse er Insolvenz anmelden. Mit dem Stopp der Eigenproduktion seien die bestehenden finanziellen Probleme nicht mehr zu bewältigen.
Schon in der Vergangenheit gab es Auseinandersetzungen mit dem Verbraucherschutzamt. Die Gründe dafür waren mangelnde Hygiene, beschädigte Stromkabel, veraltete Maschinen, und eben Mäusebefall. Immer wieder versuchte der Betrieb durch professionelle Schädlingsbekämpfungsfirmen der Nagetier-Plage entgegen zu wirken, allerdings ohne dauerhaften Erfolg. Die Laborergebnisse der Untersuchung vom vergangenen Mittwoch stehen noch aus, doch Lars Andersen beteuert, dass niemals Mäusekot in irgendeines der Lebensmittel gekommen sei, alle Zutaten seien stets unter Verschluss gewesen.
Caféhaus Andersen hat eine lange Tradition: Bereits seit mehr als 100 Jahren ist der Betrieb in Familienhand, das Stammhaus am Wandsbeker Markt ist eines der wenigen Gebäude, die den zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat, einige Stammgäste kommen seit Jahrzehnten. Dass es jetzt so plötzlich zum Stillstand der Eigenproduktion gekommen ist, sei für Andersen nicht vorauszusehen gewesen.
Eigentlich versuche man gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit die Verluste des Sommerlochs auszugleichen, so der Geschäftsführer des Caféhauses. Doch durch die Absage aller Großproduktionen seien die finanziellen Sorgen zu groß geworden: "Wenn das Verbraucherschutzamt kein grünes Licht zu unseren Verbesserungen geben wird, muss ich höchstwahrscheinlich noch in dieser Woche Insolvenz anmelden", sagt Lars Andersen und seufzt: ”Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.” Erschwerend zu den Vorwürfen des Verbraucherschutzamts kommt eine anonyme Anzeige beim Arbeitschutzamt: Die von den Behörden vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen seien nicht eingehalten worden. Das Verbraucherschutzamt dazu: „Bei einer unangekündigten Besichtigung des Betriebs durch Mitarbeiter des Verbraucherschutzamts wurden erhebliche Mängel festgestellt, wodurch die Lebensmittelsicherheit und damit die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter nicht mehr gewährleistet waren."