Gegründet hat sein Vater die Firma im Jahr 1899. An der Caffamacherreihe stellte Adolf Andersen damals köstliche Torten her. Jahrzehnte später zählt...
Gegründet hat sein Vater die Firma im Jahr 1899. An der Caffamacherreihe stellte Adolf Andersen damals köstliche Torten her. Jahrzehnte später zählt sein gleichnamiger Sohn Adolf Andersen (72) zu den zehn besten Konditoreien Europas ("Feinschmecker"). Jetzt droht das Aus.
Das traditionelle Familienunternehmen mit 65 Mitarbeitern und fünf Filialen in der Stadt ist zahlungsunfähig. "Wir haben Insolvenz angemeldet", sagte Adolf Andersen. "Dieser Schritt ist uns sehr schwer gefallen."
Der Konditormeister nennt gleich mehrere Gründe für seine finanzielle Misere. "Begonnen hat es mit unserem modernen Cafe an der Hamburger Straße. Wir hatten eine Million Mark investiert", so Andersen. Doch der Laden lief nicht, musste schließen. Der Unternehmer blieb auf einem Berg Schulden sitzen. "Von diesen Altlasten kamen wir nicht mehr runter", sagte Andersen.
Auch für seine Ableger im Stadtzentrum Schenefeld, Wandsbeker Quarree, Dorint-Hotel am Alten Wall und im Hamburger Hof am Jungfernstieg zeichneten sich seit Längerem Schwierigkeiten ab. Die Kunden blieben aus. "Im Hamburger Hof ging der Umsatz seit dem Umbau um 40 Prozent zurück", so Andersen. Darüber hinaus verlief die Zusammenarbeit mit einem Partner unglücklich. "Das hat uns noch mehr Geld gekostet."
Also hat der Mann, dessen Chilipralinen süchtig machen, die Notbremse gezogen. Er verkaufte das familieneigene Stammhaus an der Wandsbeker Marktstraße für 1,5 Millionen Euro.
"So haben wir keine Schulden mehr bei der Bank, können nach vorne schauen", erklärt der Konditor, dessen Devise Optimismus lautet: Jetzt stehen umfassende Sanierungsmaßnahmen an.
Zunächst wird das Cafe im Wandsbeker Stammhaus modernisiert und verkleinert. Mit den Vermietern der übrigen Cafes wird über eine Mietminderung gesprochen. "Der operative Betrieb läuft, und es gibt durchaus Grund zur Hoffnung", sagt Insolvenzverwalter Dr. Gideon Böhm.
Doch zumindest die Filialen im Hamburger Hof und im Stadtzentrum Schenefeld wird Andersen wahrscheinlich aufgeben. Der Konditor: "Das ist einfach abgewirtschaftet." Seine Frau Sigrid Kraeft und Sohn Lars Adolf sollen den Verkauf übernehmen, Adolf Andersen regiert wie bisher in der Backstube. Da macht Adolf Andersen das, was er seit Jahrzehnten so gut kann wie kaum ein Zweiter: köstliche Torten, Kuchen und Pralinen herstellen.