Sülldorf. Helga El Gaali und Rosita Krohn wurden vom Abendblatt-Verein unterstützt. Ihre Vergangenheit war leidvoll, jetzt teilen sie emotionale Geschichte.

Genüsslich legt sich Helga El Gaadi in ihr Bett, nimmt ihren Hasen Klopfer, der sie seit ihrer Kindheit begleitet, in den Arm und sagt: „So ein Bett ist etwas absolut Herrliches. Es gibt da draußen Obdachlose, die auf Pappe schlafen, da kann ich doch nur dankbar sein, dass der Abendblatt-Verein mir einen so schönen Schlafplatz mit Matratze geschenkt hat.“

Die 61-Jährige hat sonst wenig Eigentum. Gemeinsam mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Rosita Krohn teilt sie sich eine kleine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in Sülldorf. Im dunklen Wohnzimmer stehen ein großes Sofa und ein kleiner Schreibtisch mit Schubladen, in denen sich glitzernde Steine befinden. Helga El Gaali liebt es, Leinwände und Stühle zu bekleben. „Das ist wie ein kleiner Urlaub, ich bin dann völlig versunken in diese Arbeit. Ich klebe mir die Welt schön“, sagt die waschechte Hamburgerin, die mit elf Geschwistern am Fischmarkt aufwuchs.

Hamburgerin erlebt Albtraum-Kindheit mit Kinderheim, Missbrauch und Gewalt zu Hause

Altersarme Seniorinnen
Helga El Gaali liebt ihr vom Abendblatt-Verein gespendetes Bett, ihre Matratze und ihren Hasen Klopfer, der sie seit der Kindheit – auch ins Kinderheim – immer begleitet hat. © Sabine Tesche (FMG) | Sabine Tesche

Wobei sie nicht gemeinsam mit den Geschwistern groß wurde. „Ich wurde mit drei Jahren von meiner Mutter ins Heim gesteckt, weil ich Bettnässerin war“, erzählt die Künstlerin. Und davon, wie schrecklich und unstet ihre Kindheit und das spätere Leben war. Ihre Schwester Rosita Krohn sitzt nickend neben ihr. Auch sie hat Missbrauch und Gewalt zu Hause erlebt und hat dennoch ihre schwer alkoholkranke Mutter 27 Jahre lang gepflegt.

Die eine Schwester ist Analphabetin, gab aus Scham ihre Arbeit auf

Die 62-Jährige, die eine schwere Gelenksarthrose und eine psychische Erkrankung hat, ist Analphabetin. „Ich musste immer auf die Geschwister aufpassen, meine Mutter hat uns nicht zur Schule geschickt“, sagt Rosita Krohn. Aus Scham darüber hat sie ihre langjährige Anstellung als Computer-Technikerin nach 20 Jahren aufgegeben. „Ich sollte Teamleiterin werden, aber das geht doch nicht, wenn man nicht schreiben und lesen kann“, sagt sie bedrückt. Sie ist inzwischen Rentnerin, ihre Schwester Helga El Gaali bekommt Grundsicherung.

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Helga El Gaali (61) ist Klebe-Künstlerin, sie beklebt Stühle, Leinwände und in diesem Fall eine Schaufensterpuppe. Das Kleben ist für sie wie ein kleiner Urlaub vom schweren Alltag.  © Sabine Tesche (FMG) | Sabine Tesche

Der Abendblatt-Verein finanzierte den altersarmen Seniorinnen Betten und Teppiche

Helga El Gaali schreibt ab und zu an den Verein Hamburger Abendblatt hilft und bittet um Unterstützung – seit 2016. Und die gewährt der Abendblatt-Verein den altersarmen Schwestern gern. Denn die beiden sind bescheiden, und es geht um Gegenstände, die wichtig für die Würde von Menschen sind: zwei Betten mit Matratzen, drei Teppiche für die fußkalte Erdgeschosswohnung, einen Küchentisch – und, ganz wichtig: einen Herd. „Rosi hat eine Flasche Öl auf das Ceranfeld fallen lassen, sie kann ja nicht gut greifen. Und das zersprang in tausend Scherben“, berichtet Helga El Gaali, die ein Jahr lang mit einem Afrikaner verheiratet war, und – anders als ihre Schwester – keine Kinder hat.

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Die beiden Schwestern sind stolz auf ihren ausklappbaren Küchentisch und ihr neues Ceranfeld – beides hat „Hamburger Abendblatt hilft“ finanziert. © Sabine Tesche (FMG) | Sabine Tesche

Ceranfeld gesprungen, „Hamburger Abendblatt hilft e.V.“ spendet neues

„Wir waren so glücklich, dass der Abendblatt-Verein uns den Herd gespendet hat, ich hätte nicht gewusst, wie ich das dem Vermieter hätte erklären sollen. Und von unserem bisschen Geld hätten wir uns das neue Ceranfeld nicht leisten können“, sagt die redselige Helga.

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Helga El Gaali beklebt gerne Stühle mit Gegenständen, die sie auf der Straße findet. © Sabine Tesche (FMG) | Sabine Tesche

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Sie und ihre Schwester sind sichtlich froh über den Besuch der Redakteurin, denn er bedeutet Abwechslung in ihrem recht eintönigen Leben. „Wir sind ja total isoliert. Denn wenn man kein Geld hat, kann man sich auch nichts leisten. Ein Eis ist schon Luxus für uns“, sagt Rosita Krohn mit Tränen in den Augen. Dann schaut sie ihre Schwester an: „Aber es ist gut, dass wir einander zumindest haben.“ „Und den Abendblatt-Verein, der uns immer mal hilft, wenn wir in Not sind“, sagt Helga El Gaali – und meint das ganz ernst.

Der Abendblatt-Verein präsentiert sich auf Instagram unter abendblatthilft - folgen Sie uns!!

Eine kurze Dokumentation zu den Schwestern gibt es auf Instagram.com/abendblatthilft

Wir benötigen dringend Spenden, um mehr Menschen in Not zu unterstützen

Damit wir weiterhin altersarmen Menschen in Not helfen können, sind wir dringend auf Spenden angewiesen.
Jeder Cent hilft: Hamburger Abendblatt hilft e.V., Haspa, IBAN: DE25 2005 0550 1280 1446 66