Das Hamburger Projekt „Ein letzter Wunsch“ erfüllt Herzensanliegen von todkranken Menschen. Anfragen kommen aus gesamtem Bundesgebiet.
Hamburg. Er wollte noch einmal ein Fußballspiel seines Vereins FC St. Pauli miterleben, noch ein letztes Mal im Stadion sitzen und seine Mannschaft anfeuern. Diesen sehnlichen Wunsch eines sterbenskranken St. Pauli-Fans konnten Marianne und Hans-Michael Kay erfüllen. Die beiden Hamburger initiierten in ihrer Infinitas-Kay-Stiftung das Projekt „Ein letzter Wunsch“. Ihr Ziel: todkranken Menschen noch einmal eine Freude zu bereiten.
Im Januar des vergangenen Jahres berichteten wir auf dieser Seite von dem in Deutschland einmaligen Projekt. Damals kamen die Wunschanfragen noch aus der Region, jetzt kommen sie aus dem ganzen Bundesgebiet. Gut 40 Wünsche konnte das Ehepaar Kay schon erfüllen. „Wir haben ein Klavierkonzert für eine Dame in einem Hospiz ermöglicht oder für eine krebskranke Frau eine Geburtstagsfeier mit der ganzen Familie auf einer Barkasse organisiert“, sagt Marianne Kay. Auch wenn den Beteiligten bewusst ist, dass sie sich in ihrer letzten Lebensphase befinden, so seien „die Wunscherfüllungen nie traurig“, sagt die 66-Jährige. Oft könnten die Patienten ihre Krankheit für eine Zeit vergessen oder hätten das Gefühl, etwas noch Offenes abschließen zu können, so die Hamburgerin.
Herangetragen werden die Wünsche an die Stiftung durch Hospiz-Mitarbeiter oder Angehörige. Auch in persönlichen Gesprächen mit Kranken erfährt Marianne Kay, welches Anliegen der Kranke noch mit sich herumträgt. „Wir schauen dann, ob es von medizinischer Seite keine Einwände gibt“, sagt Hans-Michael Kay, 68. Manchmal werden Patienten von starken Schmerzen geplagt, so dass etwa ein Transport nicht mehr möglich ist. Oder Patienten versterben vorher. Doch selbst, wenn die Wünsche nicht mehr ausgeführt werden konnten, habe die Vorfreude den Menschen glückliche Momente bereitet, sagt Marianne Kay.
Ein Projekt ausschließlich für Erwachsene
Und das bestärkt sie und ihren Mann in ihrem Engagement. „Unsere Motivation ist es, dass die letzten Wünsche von Sterbenden gehört werden“, sagt sie. Damit soll Menschen in ihrer letzten Lebensphase der Abschied leichter werden. „In unserer Zeit wird die Behandlung eines Sterbenden medizinisch immer perfekter, aber menschlich immer einsamer“, sagt Hans-Michael Kay. Dem möchte das Ehepaar entgegenwirken. Oft sind die Angehörigen oder die Pfleger mit den Wünschen der Sterbenden überfordert, dann springt das Projekt ein. Dabei ist es ausschließlich für Erwachsene da. „Lange gab es solche Angebote nur für Kinder“, sagt Marianne Kay, die sich seit dem Tod ihres Vaters intensiv mit dem Thema Sterben befasst hat.
Das Echo auf das Projekt ist positiv. Im vergangenen Jahr wurde Marianne Kay für ihr soziales Engagement mit der „Goldenen Bild der Frau 2014“ ausgezeichnet und Box-Profisportlerin Regina Halmich übernahm die Schirmherrschaft. Menschen mit medizinischer Ausbildung engagieren sich ehrenamtlich und es melden sich viele, die das aus Spenden finanzierte Projekt unterstützen möchten. „Ein Abiturient war so begeistert, dass er uns ein SMS-Spendenportal eingerichtet hat“ sagt Hans-Michael Kay. Zudem halfen alle gerne, die die Eheleute für die Umsetzung eines Wunsches ansprachen. So wurde der langjährige St. Pauli Fußballfan zum Spielbeginn vom Stadionsprecher begrüßt, bekam mit seinem Rollstuhl einen Ehrenplatz. Einen Tag später, an seinem 55. Geburtstag, ist er im Hospiz friedlich eingeschlafen.
Infos: www.ein-letzter-wunsch.de, Tel: 41 46 77 93