Er gehörte zu den besten Nachwuchsathleten im Deutschen Ruderverband, steckte voller Pläne und Hoffnungen, die jäh zerstört wurden. Doch Alexander Donner hat nie aufgegeben.
Die Sonnenstrahlen spiegeln sich auf dem Wasser. Es ist schwül und warm. Nicht eine Wolke ist an diesem Nachmittag am Himmel. Langsam nähert sich ein blaues Motorboot dem Steg am Isekai. Am Steuer: Alexander Donner, ein attraktiver junger Mann mit muskulösem Oberkörper. "Bitte noch mal wenden", sagt der 22-jährige Student der Bewegungswissenschaften. Er trainiert die Ruderkurse des Hochschulsports an der Universität Hamburg. Seine blauen Augen blicken konzentriert, die Stimme klingt energisch während er einem Jungen im Ruderskiff Anweisungen gibt. In solchen Momenten fühlt sich Alexander sicher. Ein Moment, in dem sein Handicap nicht im Vordergrund steht, nur seine Leistung und sein Wissen zählen. Denn vom Ufer aus kann niemand sehen, dass "Alex" im Rollstuhl sitzt.
Es gibt einen Augenblick, so sagt man, der das ganze Leben für immer verändert. Bei Alex Donner war es der 1. August 2003. Er machte mit Freunden Urlaub auf einem Campingplatz am Vierersee. "Es war ein heißer Tag. Wir waren am See und sind von einem Baum kopfüber ins Wasser gesprungen", erinnert sich der 22-Jährige. An der Stelle, an der Alex aufkam, war das Wasser zu flach. Als sein fünfter und sechster Halswirbel durch den starken Aufprall brachen, war der Junge schon nicht mehr bei Bewusstsein. Er bekam nicht mehr mit, wie seine Freunde ihn aus dem Wasser zogen und ihn wiederbelebten. "Ohne sie wäre ich heute nicht mehr hier", ist sich Alex sicher. Alex ist querschnittgelähmt und kann nicht mehr gehen. Seine Arme kann er nur noch eingeschränkt bewegen.
Vor seinem Unfall zählte er zu den deutschen Nachwuchstalenten im Rudersport. Im Sommer 2003 holte er den Deutschen Vizemeistertitel im Doppel-Vierer der Junioren, errang einen Sieg bei "Jugend trainiert für Olympia" und witterte eine Chance, zur Weltmeisterschaft der Junioren mitfahren zu dürfen. "Ich war durchtrainiert und bestens vorbereitet", sagt er. Ein 1,80 Meter großer Junge, der häufig im Mittelpunkt stand und bei den Mädchen gut ankam. Jemand, der sehr zielstrebig seine Ziele verfolgte und früh seinen eigenen Weg ging Alex musste noch mal ganz von vorn anfangen. Lernen, dass er plötzlich auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Akzeptieren, dass Duschen, Anziehen, Zähneputzen nun doppelt so lange und mitunter noch länger dauern. Noch immer fährt er mehrmals in der Woche ins Querschnittgelähmten-Zentrum Boberg, um seine Muskelkraft zu trainieren, aber auch, um sich mit Menschen auszutauschen, die ein ähnliches Schicksal haben. "Die Unabhängigkeit zu verlieren ist am schwersten zu ertragen", sagt Alex. Und er erzählt von den Stunden, wenn ihn in seinem Zimmer wieder diese Einsamkeit überkommt. Weil er seinen Eltern und Freunden nicht zum wiederholten Male zumuten will, die 80 Kilo (so viel wiegt er zusammen mit seinem Rollstuhl) von der Wohnung die Treppe hinunterzutragen.
Damals, genau vor sechs Jahren, am 1. August 2003, brach für Alex eine Welt zusammen. Auf der Seite "Von Mensch zu Mensch" haben wir im Dezember 2003 über Alex' verhängnisvollen Sprung ins Wasser berichtet. Und Sie, liebe Leser, um Hilfe für ihn gebeten. Mit Ihren Spenden haben Sie ihm einen guten Start in sein neues Leben ermöglicht - mit einem speziellen Handy und Laptop, einem Spezialrollstuhl, einem Therapieraum und einem Liegebike für Rollstuhlfahrer.
"Mir geht es heute gut", sagt Alexander Donner. Er hat seine Unabhängigkeit verloren, nicht seine Zielstrebigkeit. Er hat sein Abitur gemacht, seinen Führerschein, studiert Sport, arbeitet als Rudertrainer. Dieser Job aber ist ihm nicht genug. Irgendwann möchte er wieder mit dem Rudern beginnen. "In Lübeck liegt ein Boot für Menschen mit körperlichem Handicap, das will ich mir einmal anschauen", sagt er. Sein Traum: eines Tages wieder selbst rudern zu können, bei den Paralympics zu starten und Medaillen zu holen.
Später möchte Alex eine Familie gründen. Er hofft, irgendwann mal auf die "Richtige" zu treffen, eine Frau, die nicht nur Mitleid hat, sondern ihn so annimmt und liebt, wie er ist. Manchmal träumt er davon, dass ihn seine Beine wieder tragen. Dann stellt er sich nach dem Aufwachen wieder diese zermürbenden Fragen: Was wäre, wenn er seinen Urlaub damals woanders verbracht hätte? Wenn er nicht kopfüber ins Wasser gesprungen wäre? Darauf wird er wohl niemals eine Antwort finden. Deshalb will er andere Menschen vor dem gleichen Schicksal bewahren. Sein Appell: "Springt niemals kopfüber in ein Gewässer, selbst wenn ihr meint, es zu kennen!"
Alexander möchte mit seiner Geschichte aber auch Mut machen. Er sagt: "Im Rollstuhl ist das Leben nicht vorbei. Vielleicht ist die Medizin eines Tages so weit, dass ich geheilt werden kann." Dieser Gedanke gibt ihm Kraft.
Alexander möchte so gern in eine kleine eigene Wohnung ziehen. Aber das kostet viel Geld. Wenn Sie, liebe Leser, ihm dabei behilflich sein möchten, spenden Sie doch bitte auf das Konto Von Mensch zu Mensch, Haspa,1280/20 20 01,BLZ 200 505 50. Sollte mehr Geld eingehen als benötigt, dürfen wir es für ähnlich schwere Schicksale ausgeben.