In der gemeinnützigen Änderungsschneiderei “change it“ bekommen 60 Frauen vieler Nationalitäten die Chance, wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden.

Nähmaschinen surren im Gleichtakt. Ein Bügeleisen zischt und dampft. Fast 60 Frauen unterschiedlichster Nationalität trennen Kleidungsstücke auf, heften, nähen und probieren an. Die meisten von ihnen sind Langzeitarbeitslose und leben von Arbeitslosengeld II.

In der gemeinnützigen Änderungsschneiderei "change it" bekommen sie eine Chance, wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden - dank des einzigartigen Projekts der Stiftung Berufliche Bildung, SBB Kompetenz gGmbH und des Hamburger Roten Kreuzes. Unter dem Markennamen "nadelneu" bringen sie eine eigene Modekollektion auf den Markt, die exklusiv im "Kilo-Shop Hamburg-Altona" verkauft wird. Zwischen fünf und 30 Euro kosten die Einzelteile.

"Sämtliche Gewinne fließen in unsere Projekte", versichert Markus Tieseler, der beim DRK Hamburg für die Geschäfte mit Secondhand-Kleidung verantwortlich ist. Auf diese Weise konnte zum Beispiel schon ein neuer Bootssteg für Jugendliche im DRK-Stadtteilzentrum am Osdorfer Born gebaut werden und Obdachlose bekamen warme Schlafsäcke und Winterkleidung.

Zwar sind auch Männer willkommen, doch es sind hauptsächlich Frauen, die Spaß an Mode und am Nähen haben. Aus welchen Berufen sie kommen, ist egal. Auch eine Verkäuferin oder Bürofachfrau kann hier den Umgang mit der Nähmaschine lernen. Erfahrene Modedesignerinnen wie Ina Lünsmann bringen ihnen die Grundlagen bei. Gemeinsam entwickeln sie dann pfiffige Ideen.

So entstehen Jacken, Kleider, Mützen, Taschen oder T-Shirts - jedes Stück ein Unikat. "Das Kennzeichen unserer Linie ist das Patchwork", sagt Ina Lünsmann. Denn die Kleider entstehen aus ausgemusterten Kleiderspenden des Deutschen Roten Kreuzes. Es sind gespendete Textilien, die sich in den Kilo-Shops des DRK nicht mehr verkaufen lassen, weil zum Beispiel ein Reißverschluss defekt ist. So kann aus einer alten Badematte eine witzige Umhängetasche werden, ein ausrangiertes Tischtuch zum modischen T-Shirt.

Länger als zehn Monate ist aber niemand bei "change it" beschäftigt. Denn das Ziel ist es, wieder eine reguläre Arbeitsstelle, zum Beispiel in einer Wäscherei oder Änderungsschneiderei, zu finden. Auch Tsion Gebreyohanes aus Äthiopien hofft, nach dem Projekt einen Job als Schneiderin zu finden. Eine Ausbildung hat sie vorher noch nicht gemacht. Bei der Arbeitssuche soll auch ein begleitendes Coaching helfen. Neben Grundlagen des Schneiderhandwerks erwerben die Beschäftigten Kenntnisse in Deutsch, Englisch, Personalführung oder auch am Computer. Manche Frauen wagen auch den Weg in die Selbstständigkeit - mit Erfolg. Seit dem Start des Projekts im August konnten fünf Frauen wieder Arbeit finden. Auch Tsion macht derzeit ein Praktikum in einem Schneiderei-Atelier in Wandsbek - ein weiterer Schritt Richtung Traumjob Schneiderin.

Kilo-Shop Hamburg-Altona

Neue Bergstraße 4-6, 22767 HH.

Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag 10-18.30 Uhr, Sonnabend 10-16 Uhr.

"Sämtliche Gewinne fließen in soziale Projekte." MARKUS TIESELER, DRK