Seit mehr als 40 Jahren gibt die Ahrensburgerin Nachhilfeunterricht. Ihr Ruf reicht weit über die Stormarner Kreisgrenzen.
Hamburg. Wie viele Schüler sie zum Abitur gebracht hat, weiß sie nicht. "Es müssen Hunderte sein", sagt Stefani Haberland (55). Seit mehr als 40 Jahren gibt die Ahrensburgerin Nachhilfeunterricht. "Jetzt kommen schon die Kinder von ehemaligen Schülern zu mir." Ihr Ruf reicht weit über die Stormarner Kreisgrenzen. Viele Schüler kommen aus dem Hamburger Osten. "Das geht durch Mund-zu-Mund-Propaganda." Und klar, sie hat eine Warteliste.
25 Schüler unterrichtet die Nachmittagspaukerin in der Woche, alle Fächer und immer einzeln (20 Euro/Schulstunde). Langfristige Verträge gibt es nicht. Die meisten Schüler kommen in der Mittelstufe, bleiben bis zum Abitur. Zunehmend auch gute Schüler. Bessere Noten sind natürlich das Ziel. Und meistens klappt das auch, wie bei Elftklässlerin Maja. "Sie hat gerade eine Drei in Mathe geschrieben. Vorher stand sie auf Fünf", erzählt die schmale Frau mit dem langen schwarzen Zopf. Wichtiger ist ihr aber, "dass die Kinder glücklich nach Hause gehen, weil sie etwas verstanden haben". Dazu kommt: "Manchmal ist es einfach wichtig, die Kinder reden zu lassen", sagt die Nachhilfelehrerin, die sich als "Instanz zwischen Eltern und Schule" sieht.
Nachhilfe als Mission. Dabei war es Zufall, dass Haberland in dem Bereich landete. Ein Lehrer hatte ihr einen Job als Hausaufgabenbetreuung bei einem Ahrensburger Schlachtersohn vermittelt. Da war sie 14 Jahre alt und in der 9. Klasse. "Das hat sich dann die ganze Schulzeit weiterentwickelt." Auch während ihres Pädagogikstudiums gab sie fleißig Stunden. "Plötzlich war unmerklich mein Beruf daraus geworden." Irgendwann brach sie das Studium ab, "Lehrerin im Schuldienst wollte ich sowieso nie werden".
Aber Nachhilfelehrerin. Ihr Erfolgskonzept: "Ich mag den Umgang mit Kindern, weil sie so unterschiedlich und wissbegierig sind. Die stellen Fragen, die ich mir selbst nie stellen würde." Deshalb, sagt die Frau, die allein in einem kleinen Häuschen lebt, bringe das Unterrichten immer wieder neue Einblicke - und Möglichkeiten selbst mitzulernen. Und dann erzählt sie mit leuchtenden Augen von Benzol-Molekülen. "Wie die Elektronen um den Atomkern schweben, das sieht aus wie eine Wolke. Sehr hübsch."
Neues Lehrmaterial findet die Vielleserin und Kinoliebhaberin in der Bücherei. Gerade geht es um Gravität. "Manches weiß ich auch nicht, da muss ich die Schüler erst mal vertrösten. Bevor ich etwas Falsches sage." Das Konzept geht auf, in manchen Fällen sogar über die Schulzeit hinaus. Ein ehemaliger Schüler, den sie vor Jahren durchs Abitur brachte, habe schon vor dem Maschinenbaustudium seine Mathekenntnisse bei ihr aufgefrischt. "Jetzt ist er mittendrin und hat mich gefragt, ob er noch mal kommen kann."