Nach der jüngsten PISA-Studie der Bundesländer ist unsere Stadt fast Schlusslichtm, die Wissenslücken - vor allem der Kinder mit...

Nach der jüngsten PISA-Studie der Bundesländer ist unsere Stadt fast Schlusslichtm, die Wissenslücken - vor allem der Kinder mit Migrationshintergrund - werden immer größer. Was tun? Wir brauchen Wege heraus aus der Bildungssackgasse. An Vorschlägen mangelt es nicht, aber sie werden nicht oder nur unzureichend umgesetzt.

Weniger fernsehen: Eltern müssen sich aktiv einschalten. Eltern, Elternvereine und Verbände müssen sich mehr als bisher in das Schulgeschehen einschalten. Für die Bildung ihrer Kinder heißt das zuerst: mehr vorlesen, weniger fernsehen. Aber auch die Schulpolitik profitiert von Eltern mit Migrationshintergrund. Ohne deren Einsatz werden wir es nicht schaffen, dass wir zu anderen europäischen Ländern aufschließen.

Einbeziehung der Eltern: Hamburg kann auf der PISA-Leiter nur nach oben klettern, wenn die Eltern mitgehen. Schweden konnte durch Einbeziehung der Eltern, durch vierteljährliche Gespräche über das Schulsystem und gezielte Förderung der Elternarbeit beachtenswerte Erfolge verzeichnen. Bei uns können viel zu viele Migrantenfamilien mit dem Alltag in der Schule nichts anfangen.

Sozialarbeiter und -pädagogen bleiben dran: Die Wirkung der aufsuchenden Elternarbeit - der bei den Schulen angestellten Sozialarbeiter und -pädagogen - ist groß. Sie klären die Eltern über das Schulsystem und über die Bedürfnisse ihrer Kinder auf, bauen Ängste und Vorbehalte ab und binden die Eltern in Entscheidungsprozesse ein. So führt man bildungsferne Familien an die Schulen heran - und damit ihre Kinder näher an einen guten Schulabschluss.

Schulen brauchen Freiräume und Unterstützung: Schulen müssen die Freiheit haben, für ihren Stadtteil mit den unterschiedlichen Bevölkerungszusammensetzungen passende Angebote zu entwickeln. Mal mit Türkisch sprechenden Sozialarbeitern, mal mit Russisch sprechenden Lehrerinnen. Und sie brauchen ein festes Budget, das für solche Projekte ausgerichtet ist. Es gibt Schulen, die aus dem Europäischen Sozialfonds Gelder bekommen - bis zum Ende des Jahres, und dann ist Schluss.

Lehrkräfte mit Migrationshintergrund einstellen und alle Lehrer müssen Deutsch unterrichten: Dass die dritte Generation der Migrantenkinder schlechter abgeschnitten hat als die zweite, und dass sie schlechter Deutsch spricht als die Vorgängergeneration, ist alarmierend. Wir brauchen Lehrer, die die Sprache und Kultur der Migrantenkinder kennen. Die Versprechungen von Schulsenatorin Christa Goetsch, mehr Lehrer mit Migrationshintergrund einzustellen, reichen nicht. In einer Stadt, in der bald jeder zweite Schüler eine Zuwanderungsgeschichte haben wird, brauchen wir als Vorbilder nicht nur Polizisten, sondern auch Lehrer mit Migrationshintergrund - und bei allen Lehrern Kompetenzen, die über den angestammten Kulturkreis hinausgehen.