Hamburg. Am Sonnabendmorgen wird aus einer Verkehrskontrolle plötzlich ein Großeinsatz – mit spektakulären Ende an einem Baggersee.

Das Naturschutzgebiet Boberger Niederung war in der Nacht auf Sonnabend Schauplatz des Finales einer filmreifen Verfolgungsjagd. Um 4.45 Uhr klickten in der Nähe des Baggersees die Handschellen, nachdem ein 34 Jahre alter Lohbrügger das Potenzial seines 190 PS starken und bis zu 250 km/h schnellen Smart Brabus knapp 20 Minuten lang im Duell mit der Polizei getestet hatte.

Los ging alles um 4.28 Uhr, als einer Streifenwagen-Besatzung auf der Bürgerweide in Hamburg-Hamm ein Wagen mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit auffiel. Die Beamten nahmen die Verfolgung auf und forderten den Fahrer mit Lichtzeichen zum Anhalten auf. Das tat er aber nur kurz, um dann Vollgas zu geben.

Verfolgungsjagd durch Hamburg: Mit Tempo 100 rote Ampeln überfahren

Die Polizei setzte ihm nach, folgte dem rasenden Smart über Dutzende roter Ampeln bei Geschwindigkeiten von teils deutlich mehr als 100 km/h. Erlaubt ist Tempo 50, teilweise sogar nur 30 km/h. Die Jagd führte zunächst über die Sievekingsallee bis zum Horner Kreisel. Dann ging es weiter nach Süden, wo der Lohbrügger offenbar in bekanntes Terrain steuerte: Er manövrierte den Smart durch Marienthal und das ausgedehnte Gewerbegebiet in Billbrook offenbar gezielt zum Billwerder Billdeich.

Mit etlichen Polizeiwagen im Schlepptau raste er nun über die enge und kurvenreiche Deichstraße Richtung Bergedorf. Von hier kam ihm allerdings mittlerweile auch Polizei entgegen, sodass der Lohbrügger seinen Smart kurzerhand in die Boberger Furt steuerte. Auch die musste er angesichts des vielen Blaulichts auf halbem Weg wieder verlassen. Die einzige Chance bildete dafür die Straße Weidemoor, die schließlich zu den Hallen des Segelflugplatzes führt.

Smart rast quer über den Segelflugplatz ins Naturschutzgebiet

Wie die Besatzung des mittlerweile an der Verfolgungsjagd beteiligen Polizeihubschraubers beobachtete, fuhr der Smart quer über das Rollfeld und mitten ins Naturschutzgebiet Boberger Niederung hinein. Es gelang ihm, trotz völliger Dunkelheit den asphaltierten Walter-Hammer-Wanderweg zu erreichen, dem er nun in Richtung Badesee folgte.

Hier nahm die Verfolgungsjagd, an der inzwischen 17 Streifenwagen beteiligt waren, nun ihr Ende: Der Lohbrügger umkreiste noch zweimal den See, bevor er leicht vom Rundweg abkam und über einen Baumstumpf schoss. Dabei wurde der knapp 50.000 Euro teure Smart so stark beschädigt, dass wegen eines Totalschadens eine Weiterfahrt nicht mehr möglich war. Der unverletzte Fahrer versuchte noch, zu Fuß zu fliehen. Doch angesichts der vielen Polizei gab er schon nach wenigen Metern auf und ließ sich widerstandslos festnehmen.

Die Beamten ordneten die Entnahme Blutprobe an, weil der dringende Verdacht bestand, dass der 34-Jährige unter Einfluss von Drogen am Steuer saß. Einen Atemalkoholtest lehnte er ab.

Der Lohbrügger wurde mit auf die Polizeiwache nach Bergedorf genommen, die er schon beim Morgengrauen wieder verlassen konnte. Zuvor wurden sein Führerschein und sein Wagen sichergestellt, die Blutprobe genommen und eine Anzeige wegen illegalen Straßenrennens geschrieben. Dieser Straftatbestand greift nach einer Gesetzesnovelle jetzt auch schon für einen einzelnen Wagen, mit dem die Insassen vor der Polizei fliehen. Haftgründe lagen nach Einschätzung der Beamten auf der Wache nicht vor.