Hamburg. Nachdem vergangene Woche HSV-Fans St. Paulianer im Hauptbahnhof angegriffen hatten, ermittelt die Bundespolizei.

Nachdem vor rund einer Woche Fans des HSV im Hauptbahnhof Fangruppen des FC St. Pauli angegriffen und darüber hinaus versucht hatten, einen Festgenommenen aus dem Polizeigewahrsam zu befreien, hat die Bundespolizei am Sonnabend zwei Fanbusse und einen ICE der Deutschen Bahn gestoppt, um Personenkontrollen vorzunehmen.

Im Hauptbahnhof hatten die HSV-Fans nicht nur die Anhänger des FC St. Pauli bedrängt: Nachdem ein HSV-Fan festgenommen worden war, "solidarisierte sich eine Gruppe von HSV-Anhängern und griff auch Einsatzkräfte der Bundespolizei an, um einen festgenommenen HSV-Fan zu befreien", so die Bundespolizei in einer Mitteilung vom Sonntag. Nach der gescheiterten Aktion seien zahlreiche Beteiligte geflüchtet.

HSV-Fans auf Rückreise aus Ingolstadt kontrolliert

Da sich die Taten innerhalb des Hauptbahnhof abspielten, existierte umfangreiches Videomaterial, das die Angreifer zeigt: Durch die Auswertung seien "zahlreiche Personen als Tatverdächtige und Zeugen den Tathandlungen eindeutig zugeordnet" worden, so die Beamten weiter. Um diese zu finden, wurden in der Nacht zum Sonntag zwei Busse und ein ICE gestoppt, in denen sich rund 420 HSV-Fans auf der Rückreise vom Spiel in Ingolstadt befanden.

Gegen 22.45 Uhr wurde der ICE 582 aus München am Bahnhof Hamburg-Harburg gestoppt. Acht der rund 300 Fans im Zug wurden genauer überprüft: Dabei wurden "vier Personen anhand der vorliegenden Fahndungsbilder identifiziert und namentlich bestimmt". Nach rund 45 Minuten durfte der ICE zum Hauptbahnhof weiterfahren, keiner der identifizierten Fans blieb in Gewahrsam.

Angriffe auf St.-Pauli-Fans und Polizisten: 28 Personen identifiziert

Gegen 2 Uhr nachts wurden darüber hinaus zwei Busse mit insgesamt 120 HSV-Anhängern zum S-Bahnhof Veddel umgeleitet, um diese dort ebenfalls kontrollieren zu können. Dabei wurden weitere drei Tatverdächtige identifiziert sowie zehn Personen, die als Zeugen infrage kommen. Nach einer Stunde durften die Busse weiterfahren, auch in diesem Fall mit allen zuvor durch die Beamten identifizierten Personen.

Insgesamt stünden durch diese und weitere Fahndungsmaßnahmen nun 28 Personen als Tatverdächtige oder Zeugen fest. Im Einsatz waren laut Bundespolizei neben 100 Beamten auch mehrere Diensthunde und ein sogenannter "Super-Recognizer" – ein Fahnder, der überdurchschnittlich gut darin ist, Gesichter wiederzuerkennen. Zur Unterstützung war zudem ein Helikopter im Einsatz. Die Auswertung der Videoaufnahmen dauert weiter an, die Bundespolizei geht davon aus, dass noch weitere Tatverdächtige ermittelt werden können.