Hamburg. Rund 1000 Linksextreme ziehen durch Blankenese und rufen: “Wir enteignen euch alle“. Polizei drohte, die Demo zu stoppen.
Mit deutlich weniger Teilnehmern als erwartet sind linke Gruppen am Sonnabend in einer Demonstration durch Blankenese gezogen. Die Polizei sprach in der Spitze von etwa 1000 Demonstranten, die Veranstalter hatten mit bis zu 3000 Personen gerechnet. Vereinzelt kam es zu Zwischenfällen wie einer Schlägerei und zum Zünden von Pyrotechnik. Die Polizei ging innerhalb der Protestler von etwa 200 gewaltbereiten Teilnehmern aus.
„Wir können uns die Reichen und ihren exzessiven Lebensstil nicht mehr leisten!“ und „Holen wir uns, was uns zusteht – laut, schrill, bunt und wild!“ hatte es in der Ankündigung des bundesweiten Bündnisses „Wer hat, der gibt“ zuvor geheißen, zu dem verschiedene linke und auch linksradikale Gruppen zählen.
Linken-Demo in Blankenese: Protest im Dino-Kostüm
Zu Beginn der Demo versammelten sich gegen 14 Uhr etwa 200 Personen am Erik-Blumenfeld-Platz vor dem Blankeneser Bahnhof, um von dort aus durch das „Reichenviertel“ in Hamburg zu ziehen. Einige hatten sich in bunte Dino- oder auch Prinzessinnen-Kostüme gehüllt. Dazu lief laute Musik.
Gegen 15 Uhr setzte sich der Demonstrationszug, der mittlerweile auf rund 600 Menschen angeschwollen war, in Bewegung, Unter dem Motto "Make the rich pay" zogen die Teilnehmer durch die Straßen in Blankenese. Die Protestler liefen in Gruppen, darunter sollte auch ein "Enteignungsblock" sein.
Linken-Demo in Blankenese: "Wir enteignen euch alle!"
An der Elbchaussee zündeten Autonome nach Abendblatt-Informationen gegen 15.45 Uhr zwei Nebeltöpfe. Die Polizei drohte daraufhin, den Aufzug wegen des Einsatzes von Pyrotechnik zu stoppen. Der autonome Block zündete danach keine weiteren Rauchbomben mehr. Die Demonstranten zogen weiter durch die Straßen und riefen immer wieder: "Wir enteignen euch alle!".
In der Stauffenbergstraße stand der Demozug wegen eines medizinischen Notfalls etwa eine halbe Stunde - dann ging es weiter. Laut Informationen des Lagedienstes der Polizei soll es eine Schlägerei zwischen den Demonstranten gegeben haben. Ob es Verletzte gab, sei noch nicht bekannt, ein Rettungswagen war aber angefordert worden. Der Leiter der Demonstration hatte nach Abendblatt-Informationen mitgeteilt, dass ein Betrunkener im Block "rumgepöbelt und eine Antwort erhalten habe".
Blankeneser beobachten Demo vom Balkon
Einige Anwohner in Blankenese beobachteten das Geschehen von ihren Balkonen und Dachterrassen aus. Kurz vor dem Start der Demo hatten die Teilnehmer verkündet, sich einmal anschauen zu wollen, "wie es sich zwischen Villen, Boutiquen und Sternegastronomie lebt".
Die Polizei hatte sich unter anderem an strategisch günstigen Punkten an der Elbchaussee positioniert, wie etwa vor dem Fünf-Sterne-Hotel Louis C. Jacob. Auch vor der Führungsakademie der Bundeswehr in der Manteuffelstraße standen viele Polizisten.
Sorge im Vorfeld in Blankenese
Viele Anwohner und Geschäftsleute in Blankenese waren im Vorfeld beunruhigt: Sie befürchteten, dass es bei der Demo in den Elbvororten zur Ausschreitungen kommen werde. Einige Geschäftsleute hatten die Sorge, dass ihre Schaufenster beschädigt werden könnten.
Doch bis auf die Zwischenfälle mit der Pyrotechnik und der Schlägerei blieb es bis zum Ende der Demonstration gegen 18 Uhr weitgehend ruhig, wie ein Sprecher des Lagedienstes bilanzierte. Schon vor dem Ende an der Manteuffelstraße seien viele Demonstranten abgewandert, hieß es.
Quartiersmanagerin: "Anliegen ist nachvollziehbar"
Angemeldet wurde die Demo von einer Privatperson. Die Teilnehmer wollten darauf aufmerksam machen, dass Wohlhabende sich an den derzeitigen Krisen – etwa Corona-, Klima- und Gesundheitskrise – stärker finanziell beteiligen müssten. „Das Anliegen ist nachvollziehbar. Dass die Schere zwischen Arm und Reich auseinandergeht, ist ein Problem – das sehen auch wir“, hatte Sabine Juchheim, Quartiersmanagerin für Blankenese, dem Abendblatt am Freitag gesagt.
Auch einige Menschen aus dem Stadtteil würden sich der Demo anschließen. „Jeder hat ein Demonstrationsrecht, das er in Anspruch nehmen kann.“ Mit Blick auf die Linken-Demo sagte Juchheim: „Demonstrieren ist prima – aber bitte ohne Krawall.“