Hamburg. 30-Jähriger soll sexuelle Gefälligkeiten für gute Zensuren eingefordert haben. Pikant: Gegen ihn lief schon ein Disziplinarverfahren.

Ein Fall des Vorwurfs sexueller Belästigung erschüttert die Hamburger Polizei. Gegen einen Kommissar und Lehrer der Polizei-Akademie ist ein Strafverfahren eingeleitet worden, weil er von einer jungen Polizeischülerin „sexuelle Gefälligkeiten“ als „Dank" für gute Zensuren eingefordert haben soll. Pikant: Gegen den 30-Jährigen lief bereits ein Disziplinarverfahren, weil er privat mit einer Minderjährigen freizügige Bilder ausgetauscht hatte. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über den Fall berichtet.

Es soll eine Geburtstagsfeier im Landhaus Walter im Stadtpark ganz in der Nähe der Akademie der Polizei gewesen sein, bei der der 30-Jährige den „Dank“ der jungen Polizistin eingefordert habe, die gerade im ersten Semester an der Akademie ist.

Hamburger Polizist soll Schülerin belästigt haben

Nach Informationen des Abendblattes vertraute sich die Polizeischülerin der Leiterin ihrer Lehrgruppe an. Die trommelte alle Schülerinnen des 30-Jährigen zusammen. Dabei sei herausgekommen, dass der Kommissar noch in der Nacht nach der Feier zwei weiteren Polizeischülerinnen etwas zweideutige, aber strafrechtlich nicht relevante Nachrichten geschickt habe. Zu dem Zeitpunkt soll der Kommissar bereits krankgeschrieben gewesen sein. Kurz vorher sei ihm, so hieß es aus der Polizei, vom Leiter der Akademie eröffnet worden, dass er nicht mehr als Lehrer eingesetzt wird.

Polizeischülerin belästigt? Ermittlungen in NRW

Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Dort hatte die Polizei das Handy einer 16-Jährigen sichergestellt und festgestellt, dass der Kommissar einer von 39 Männern war, mit denen die Minderjährige freizügige Fotos austauschte. Gegen alle wurden Strafverfahren eingeleitet, die, zumindest im Fall des Kommissars, eingestellt wurden.

Die Minderjährige hatte sich als 23-Jährige ausgegeben, was die Bilder auch suggerierten. Trotzdem war deswegen in Hamburg ein Disziplinarverfahren gegen den 30-Jährigen eingeleitet worden. „Ihm war schon zu Beginn des Disziplinarverfahrens eröffnet worden, dass er, falls es zu einer Strafe kommt, nicht weiter an der Akademie als Lehrer bleiben kann“, heißt es.

Polizeischülerin belästigt? Behörde hält sich bedeckt

Als jetzt die Beschwerdestelle andeutete, dass das Verfahren demnächst abgeschlossen werde und eine Geldstrafe im Raum steht, sei ihm, angeblich vor dem Vorfall im Stadtpark, die Entlassung als Lehrer gekündigt worden. Darauf habe er sich krankgemeldet, trotzdem aber an der kurz danach stattfindenden Geburtstagsfeier teilgenommen.

Offiziell hält sich die Polizei bedeckt. „Wir bestätigen den Fall, geben aber mit Blick auf das laufende Straf- und Disziplinarverfahren keine weiteren Auskünfte“, so Polizeisprecherin Sandra Levgrün.

Hamburger Kommissar auch in Gewerkschaft aktiv

Pikant ist auch, dass der Kommissar eine leitende Funktion im Bereich der Betreuung junger Polizisten bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte und auch im Personalrat aktiv war. Die Ämter hatte er bereits 2020 niedergelegt, als die Polizei Nordrhein-Westfalen gegen ihn ermittelte.

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Jetzt wird gegen den Kommissar wegen des Vorfalls auf der Geburtstagsfeier strafrechtlich wegen „sexueller Belästigung und Nötigung“ ermittelt. Sein Disziplinarverfahren, das eigentlich kurz vor dem Abschluss stand und mit einer Geldstrafe belegt werden sollte, wurde um die neuen Vorwürfe erweitert.

Beschuldigter Polizist bislang nicht suspendiert

Suspendiert wurde der Kommissar nicht. Dafür würden die Vorwürfe bislang keine Grundlage bieten. Sollte er sich wieder gesund melden, so hieß es aus der Polizei, würde er eine Aufgabe bekommen, bei der er keinen Kontakt zu jungen Polizistinnen habe.