Hamburg. Nach dem Familiendrama in Bramfeld steht nun fest, wer die zweite Frau ist, die tot in der Badewanne des 28-Jährigen lag.
Nach dem Fund von zwei Toten in der Wohnung eines tatverdächtigen 28-Jährigen im Hamburger Stadtteil Bramfeld ist nun die zweite Leiche identifiziert worden. Das zweite Opfer soll eine 24 Jahre alte Frau sein, „vermutlich die Ex-Lebensgefährtin des Tatverdächtigen“, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte. Sie und ihr mutmaßlicher Mörder seien nach bislang vorliegenden Erkenntnissen liiert gewesen.
Wie lange sie schon tot in der Wohnung lag, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen. Er könne ausschließen, dass es bereits mehrere Wochen waren. Das andere Opfer ist die 53 Jahre alte Mutter des 28-Jährigen, der bereits in Untersuchungshaft sitzt.
Mutter wollte ihren Sohn besuchen
Voller Sorge war der Ehemann der 53-Jährigen am Sonntagabend zu der Wohnung seines Sohnes Florian E. gefahren. Seine Frau hatte den 28-Jährigen am Sonntag besuchen wollen. Das Ehepaar wohnt im Kreis Pinneberg.
Mit dem Auto hatte sich die Frau nach Bramfeld aufgemacht, wo ihr Sohn wohnt. Als sie bis zum Abend nicht zurückgekehrt und auch telefonisch nicht zu erreichen war, fuhr der Mann selbst los. Vor der Wohnung des Sohnes sah er den Wagen seiner Frau stehen. Sofort rief er die Polizei.
Bramfeld: Mutter von Sohn erstochen?
Gegen 19.40 Uhr traf eine Peterwagenbesatzung vor dem Mehrfamilienhaus ein und klingelte bei dem 28-jährigen Florian E. Der öffnete den Beamten freiwillig die Wohnungstür. Schon kurz nach dem Betreten der Wohnung entdeckten die Polizisten die Leiche der Frau. Die 53-Jährige lag auf dem Boden. Sie war durch mehrere Messerstiche getötet worden.
Die Polizisten nahmen sofort Florian E. fest. Er leistete keinen Widerstand. Auch das blutverschmierte Tatmesser wurde sichergestellt. Dann durchsuchten die Beamten den Rest der Wohnung. Im Badezimmer fanden sie die zweite Frauenleiche, die nun als die mutmaßliche Ex-Freundin des Mannes identifiziert wurde. Die Tote lag in der Badewanne.
Kriseninterventionsteam betreut Angehörige
Die Polizei sperrte das Mehrfamilienhaus, in dem die Tatwohnung liegt, ab. Dann rückte die Mordkommission an. Fast die ganze Nacht lang sicherten die Beamten, unterstützt von Experten der Kriminaltechnik, in der Wohnung Spuren. Auch Mitarbeiter vom Kriseninterventionsteam des DRK waren im Einsatz. Sie betreuten die Angehörigen, die noch vor dem Haus von der schrecklichen Tat erfahren hatten.
Das Motiv der Tat ist rätselhaft. In seiner Vernehmung bei der Mordkommission verweigerte Florian E. gegenüber den Beamten jede Aussage. Selbst zu einem DNA-Test, der Teil der erkennungsdienstlichen Behandlung ist, bei der auch Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht werden, war er nicht freiwillig bereit.
Sollte Leiche der Ex-Freundin verschwinden?
Noch am Montagnachmittag kam er vor einen Richter, der ordnete Untersuchungshaft wegen des Verdachts eines zweifachen Tötungsdeliktes an. In einem Fall lautet der Vorwurf „Totschlag“, im Fall der zweiten Toten auf „Mord mit Verdeckungsabsicht“. Offenbar gehen die Strafverfolgungsbehörden davon aus, dass der Mann die Leiche der Ex-Freundin „verschwinden“ lassen wollte.
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Florian E. selbst war bei der Polizei bislang ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Auch psychische Auffälligkeiten waren nicht bekannt. Lediglich im Zusammenhang mit einem Drogendelikt ist er einmal aktenkundig geworden. Dabei soll er aber nicht der Beschuldigte gewesen sein. In den kommenden Tagen werden die Ermittler weitere Vernehmungen durchführen und Spuren auswerten.
"Psychischer Ausnahmezustand"
„Der tödliche Angriff auf die Mutter spricht für einen psychischen Ausnahmezustand“, sagt der Kriminologe Wolf R. Kemper von der Leuphana Universität Lüneburg. „In einem solchen Fall tötet der Täter, damit die erste Tat nicht entdeckt wird. Dabei spielt es in dem Augenblick keine Rolle, wer ihm gegenüber steht.“