Hamburg. Familiendrama in Bramfeld: In der Wohnung des Mannes findet Polizei eine weitere Leiche – wollte er diese Tat vertuschen?

Auf der Suche nach einer Frau haben Polizisten in einer Wohnung an der Bramfelder Chaussee eine furchtbare Entdeckung gemacht: Die 53-Jährige lag tot in der Wohnung ihres Sohnes (28). Im Badezimmer fanden die Beamten dann noch eine zweite Frauenleiche. Die Mordkommission ermittelt. Offenbar hatte der Mann der 53-Jährigen etwas angetan. Er selbst rief die Polizei.

Voller Sorge war der Mann der 53-Jährigen am Sonntagabend zu der Wohnung seines Sohnes Florian E. gefahren. Seine Frau hatte den 28-Jährigen am Sonntag besuchen wollen. Das Ehepaar wohnt im Kreis Pinneberg. Mit dem Auto hatte sich die Frau nach Bramfeld aufgemacht, wo ihr Sohn wohnt. Als sie bis zum Abend nicht zurückgekehrt und auch telefonisch nicht zu erreichen war, fuhr der Mann selbst los. Vor der Wohnung des Sohnes sah er den Wagen seiner Frau stehen. Sofort rief er die Polizei.

Bramfeld: Mutter von Sohn erstochen?

Gegen 19.40 Uhr traf eine Peterwagenbesatzung vor dem Mehrfamilienhaus ein und klingelte bei dem 28-jährigen Florian E. Der öffnete den Beamten freiwillig die Wohnungstür. Schon kurz nach dem Betreten der Wohnung entdeckten die Polizisten die Leiche der Frau. Die 53-Jährige lag auf dem Boden. Sie war durch mehrere Messerstiche getötet worden.

Die Polizisten nahmen sofort Florian E. fest. Er leistete keinen Widerstand. Auch das blutverschmierte Tatmesser wurde sichergestellt. Dann durchsuchten die Beamten den Rest der Wohnung. Im Badezimmer fanden sie eine zweite Frauenleiche. Die Tote lag in der Badewanne.

Kriseninterventionsteam betreut Angehörige

Die Polizei sperrte das Mehrfamilienhaus, in dem die Tatwohnung liegt, ab. Dann rückte die Mordkommission an. Fast die ganze Nacht lang sicherten die Beamten, unterstützt von Experten der Kriminaltechnik, in der Wohnung Spuren. Auch Mitarbeiter vom Kriseninterventionsteam des DRK waren im Einsatz. Sie betreuten die Angehörigen, die noch vor dem Haus von der schreck­lichen Tat erfahren hatten.

Die Spurensicherung verlässt den Tatort nach einer langen Nacht.
Die Spurensicherung verlässt den Tatort nach einer langen Nacht. © dpa | Daniel Bockwoldt

Das Motiv der Tat ist rätselhaft. In seiner Vernehmung bei der Mordkommission verweigerte Florian E. gegenüber den Beamten jede Aussage. Selbst zu einem DNA-Test, der Teil der erkennungsdienstlichen Behandlung ist, bei der auch Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht werden, war er nicht freiwillig bereit.

Noch am Montagnachmittag kam er vor einen Richter, der ordnete Untersuchungshaft wegen des Verdachts eines zweifachen Tötungsdeliktes an. In einem Fall lautet der Vorwurf „Totschlag“, im Fall der zweiten Toten auf „Mord mit Verdeckungsabsicht“. Offenbar geht die Strafverfolgungsbehörden davon aus, dass der Mann die Leiche der zuerst getöteten Frau „verschwinden“ lassen wollte.

Die Polizei hat eine Theorie für den Mord

Die beiden Toten kamen in die Rechtsmedizin. Die Frauenleiche aus dem Badezimmer war auch am Nachmittag noch nicht identifiziert. Unklar ist, wann und wie sie zu Tode kam. Das soll nun die Obduktion klären. Sicher sei jedoch, so hieß es aus Kreisen der Polizei, dass die in der Badewanne gefundene Frau nicht am selben Tag starb. Offenbar hatte Florian E. schon einige Tage mit der Leiche in der Wohnung gelebt. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt.

Unklar ist auch, warum die 53-Jährige an dem Tag ihren Sohn besuchte und warum sich ihr Mann schnell so große Sorgen machte, dass er die Polizei einschaltete. Es heißt, der 28-Jährige habe sich „komisch“ verhalten.

Florian E. selbst war bei der Polizei bislang ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Auch psychische Auffälligkeiten waren nicht bekannt. Lediglich im Zusammenhang mit einem Drogendelikt ist er einmal aktenkundig geworden. Dabei soll er aber nicht der Beschuldigte gewesen sein. In den kommenden Tagen werden die Ermittler weitere Vernehmungen durchführen und Spuren auswerten.

„Der tödliche Angriff auf die Mutter spricht für einen psychischen Ausnahmezustand“, sagt der Kriminologe Wolf R. Kemper von der Leuphana Universität Lüneburg. „In einem solchen Fall tötet der Täter, damit die erste Tat nicht entdeckt wird. Dabei spielt es in dem Augenblick keine Rolle, wer ihm gegenüber steht.“