Hamburg. Am Sonnabend und Sonntag rückte die Mordkommission in drei Fällen in Hamburg aus. Alle Taten passierten in der Familie.

Schreie hallten durch das Wohnviertel. Waren es Schreie der Verzweiflung? Der Trauer? Dort, wo sonst die Kinder auf der Straße spielen, war am Sonntag die Polizei im Einsatz. Ein Teil der Bleicherstraße auf St. Pauli wurde am vierten Advent abgesperrt.

Am Morgen machten sich die Spurensucher der Polizei in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses an die Arbeit. Sie suchten nach Hinweisen, sicherten Beweismaterial. Denn wenige Stunden zuvor war ganz in der Nähe ein 32 Jahre alter Mann erstochen worden – es war eine von insgesamt drei Bluttaten in Hamburg am vergangenen Wochenende.

St. Pauli: 52-Jähriger ersticht Verwandten

Zur Auseinandersetzung an der Bleicherstraße kam es laut Polizei gegen 3.40 Uhr am Sonntagmorgen. Demnach trafen sich dort zwei Verwandte (32, 52), um einen geschäftlichen Streit beizulegen – beide hatten Waffen mitgebracht. „Dieses Treffen eskalierte, als der 32-Jährige mit einem Baseballschläger auf seinen Kontrahenten eingeschlagen haben soll, der wiederum ein Messer eingesetzt hatte und den 32-Jährigen schwer verletzte“, sagte Polizeisprecher Holger Vehren.

Der ältere Mann kam mit nicht lebensgefährlichen Kopfverletzungen ins Krankenhaus, der 32-Jährige hingegen erlag dort seinen Verletzungen. „Nach derzeitigem Sachstand wird auch eine Notwehrsituation geprüft“, so Vehren. Trotzdem wurde Haftbefehl gegen den Mann erlassen. Zwar sind beide Tatbeteiligten nicht an der Bleicherstraße gemeldet. Allerdings wohnen dort andere Familienmitglieder.

Wandsbek: Sohn ersticht seine Mutter

Die Mordkommission soll auch aufklären, was sich wenige Stunden vor den tödlichen Stichen auf St. Pauli in einer Erdgeschosswohnung an der Ahrensburger Straße (Wandsbek) abgespielt hat. Gegen 18.30 Uhr am Sonnabend alarmierte ein 49-Jähriger – der mutmaßliche Täter – die Polizei.

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Er wurde von den Beamten in der Wohnung seiner Mutter (79) angetroffen, die mehrere Stichverletzungen erlitten hatte. Der 49-Jährige stehe im Verdacht, seine Mutter getötet zu haben, und sei vorläufig festgenommen worden, so Vehren. Später wurde ein Beschluss zur vorläufigen Unterbringung in der Psychiatrie gegen den Mann erlassen.

Farmsen-Berne: Mann verletzt seinen Vater schwer

In Farmsen-Berne hat nach ersten Erkenntnissen der Polizei ein junger Mann (20) am Sonntagmittag auf seinen Vater (44) eingestochen. Das Opfer überlebte „mit lebensbedrohlichen Verletzungen“, wie es am Sonntag hieß, der Mann schwebt nach einer Notoperation auch am Montag noch in Lebensgefahr

Sein Sohn, mit dem er offenbar in einen heftigen Streit geraten war, bei dem dieser ein Messer zog, wurde von den Beamten noch am Tatort festgenommen, "widerstandslos", wie es hieß. Der 20-Jährige hatte selbst Rettungsdienst und Polizei alarmiert und wurde noch Sonntag dem Haftrichter zugeführt.

Die genauen Tatumstände in allen drei Fällen müssen noch geklärt werden. Eine Häufung derart schwerer Gewalttaten kommt auch in einer Großstadt wie Hamburg nur selten vor, so ein Polizeisprecher auf Abendblatt-Anfrage.