Hamburg. Die Zweijährige kam schwer verletzt ins Krankenhaus und musste notoperiert werden. Ihre Familie und der Halter kannten sich.

Es ist gerade drei Wochen her, da berichtete das Abendblatt über den kleinen Volkan, dessen Todestag sich in diesem Sommer zum 20. Mal gejährt hat. Ende Juni 2000 war der Sechsjährige in Wilhelmsburg von zwei sogenannten Kampfhunden zerfleischt worden. Unmittelbar danach verschärfte der Senat das Hamburger Hundegesetz drastisch.

Jetzt ist in Hamburg erneut ein Kind von einem Hund angefallen worden – das zweieinhalbjährige Mädchen überlebte schwer verletzt. Nach Abendblatt-Informationen besteht die Gefahr, dass es dauerhaft entstellt bleiben könnte. Der Hund, ein Retriever-Mischling, soll sich in das Gesicht des Kleinkindes verbissen und dabei unter anderem ein Stück der Oberlippe abgetrennt haben. „Nach Auskunft der behandelnden Ärzte könnten für die erlittenen Gesichtsverletzungen weitere Operationen erforderlich sein“, sagte Polizeisprecherin Evi Theodoridou.

Vom Hund attackiert: Mädchen war kurz unbeaufsichtigt

Das kleine Mädchen verbrachte vor der Attacke am Sonnabendabend einen gemeinsamen Tag mit seiner Familie und Freunden in einem Kleingartenverein am Edwin-Scharff-Ring (Steilshoop). Gegen 20.15 Uhr verabschiedeten sich die Familien voneinander. Während sie sich noch an ihren am Edwin-Scharff-Ring geparkten Autos miteinander unterhielten, stand das Mädchen kurzzeitig unbeaufsichtigt neben dem angeleinten Mischlingshund. „In diesem Moment biss der Hund dem Mädchen in den Kopf und fügte ihm hierdurch schwere Gesichtsverletzungen zu“, so Theodoridou weiter.

Was sich genau abspielte – etwa, ob das Kleinkind den Hund unmittelbar vor der Bissattacke angefasst hat – , ist noch unklar. Die Erwachsenen waren offenbar zu sehr ins Gespräch vertieft. Nach Abendblatt-Informationen erlitt die Zweieinhalbjährige multiple blutende Verletzungen im Gesicht und an der Stirn. Bei einem Sturz nach der Beißattacke zog sie sich darüber hinaus eine Kopfplatzwunde zu, die genäht werden musste. Sie kam nach notärztlicher Erstversorgung in ein nahe gelegenes Krankenhaus und wurde dort notoperiert. Lebensgefahr bestand nach Auskunft der Polizei nicht.

Halter: Der Hund sei nie auffällig gewesen

Bei dem Tier handelt es sich um einen alles andere als Furcht einflößend aussehenden Retriever-Mischling. Die zum Tatort gerufenen Polizeibeamten erinnerte er spontan an einen Labrador. Mit etwa 60 bis 7o Zentimeter Schulterhöhe ist er auch nicht außergewöhnlich groß. Zwar führten 2018 mit 20 gemeldeten Vorfällen Labrador Retriever und Mischlinge abermals die Hamburger Beiß-Statistik an. Gemessen an ihrer damaligen Gesamtzahl (rund 18.700) wurden allerdings nur 0,1 Prozent der Tiere auffällig. Aktuell sind mehr als 53.000 Hunde in Hamburg registriert – Tendenz steigend.

Der 56 Jahre alte Halter des Hundes berichtete den Beamten, dass er das Tier seit fünf Jahren besitze und es sich seither nie auffällig verhalten habe. Er durfte seinen Hund zunächst behalten. Gegen ihn sei ein Strafverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung eingeleitet worden, so Theodoridou. Die Fachdienststelle für Körperverletzungsdelikte in der Region Nord (LKA 143) ermittelt.

Weil der Mann seinen Wohnsitz in Lübeck hat, ist das dortige Ordnungsamt zuständig. Das Amt stehe in Kontakt mit dem Hundehalter, sagte die Sprecherin der Hansestadt Lübeck, Nicole Dorel, dem Abendblatt. „Der Hund wurde bereits auf Wunsch des Halters eingeschläfert. Die tierärztliche Bescheinigung soll in Kürze vorliegen.“ Auch das Amt habe keine Erkenntnisse darüber, dass der Mischlingshund in der Vergangenheit ein auffälliges Verhalten gezeigt habe.