Hamburg. Apotheker-Mord, 4,5-Tonnen-Kokainfund, Cyber-Angriff auf Juwelier Wempe – einige mysteriöse Fälle beschäftigen die Kripo weiterhin.

Der gewaltsame Tod von Apotheker Mohamed J. Mitte Januar erschütterte Hamburg. Der 48-Jährige war mit einem Hammer und einer Axt so traktiert worden, dass er starb. Die Täter wurden bislang nicht gefasst. Dieser Mord ist einer der Kriminalfälle aus dem scheidenden Jahr, die die Hamburger Kriminalpolizei besonders beschäftigten. Ungeklärt sind auch der Hacker-Coup bei Wempe und der Überfall durch einen Sex-Gangster auf Frauen in ihren Wohnungen sowie ein Bankraub in Rahlstedt.

Es war kurz nach 19 Uhr, als am 15. Januar Apotheker Mohamed J. aus seinem Mehrfamilienhaus gleich gegenüber seiner Apotheke in der Harburger Fußgängerzone torkelte. Vor einem Laden brach der blutverschmierte Mann zusammen. „Er war so schlimm zugerichtet, dass ich ihn nicht erkannt habe“, sagte ein Nachbar. Polizisten, die zufällig in der Nähe waren, kümmerten sich um den Schwerverletzten. Das Opfer kam unter Reanimationsbedingungen ins Krankenhaus. Dort starb es.

Mord in Harburg: Apotheker war eine schillernde Persönlichkeit

Die Mordkommission übernahm den Fall. Tatort war ein mehrgeschossiges Gebäude, das gerade renoviert wurde. Die Arbeit der Kriminaltechniker war aufwendig. Über mehrere Stockwerke mussten Spuren gesichert werden. Viele Zeugen wurden befragt, zudem sicherte die Polizei die Bilder aus zahlreichen Überwachungskameras. Es gibt Hinweise, dass es zwei Männer waren, die sich auffällig im Umfeld aufgehalten hatten. Alle Versuche, ihre Identität zu klären, scheiterten.

Was den Fall besonders schwierig machte: Der aus Syrien stammende Apotheker war eine schillernde Persönlichkeit. Einerseits engagierte er sich für Flüchtlinge aus seiner Heimat und war auch politisch aktiv. Aus seinem Umfeld wurde kolportiert, dass der syrische Geheimdienst ihn getötet habe.

Menschen, die mit ihm zu tun hatten, berichten dagegen von einem „schwierigen Geschäftspartner“. Mohamed J. soll viele Prozesse geführt haben, weil es immer wieder Streitigkeiten um Geld gab. Bis heute ist unklar, was das Motiv für seinen gewaltsamen Tod war. Hinweise darauf, dass der syrische Geheimdienst hinter der Tat steckt, gibt es nicht.

Kokainfund bei Routinekontrolle im Hamburger Hafen

Es war eine Routinekontrolle, die Zöllner im Juli dieses Jahres bei Containern, die Soja geladen haben sollten, durchführten. Es war ein Volltreffer. 4,5 Tonnen hochreines Kokain, abgepackt in 4200 Päckchen, die in 211 Sporttaschen steckten, wurden sichergestellt. Die Ermittlungen ergaben, dass der Container in Uruguay verladen wurde und über Hamburg nach Antwerpen gehen sollte. Der Rekord-Fund, es ist die größte Menge sichergestellten Kokains in Deutschland, blieb geheim. Der Zoll befürchtete, dass bei einer solchen Menge Kriminelle versuchen könnten gewaltsam in den Besitz des Kokains zu kommen. Immerhin wurde der Straßenverkaufswert auf fast eine Milliarde Euro taxiert.

Erst nachdem das Kokain unter enormen Sicherheitsvorkehrungen in einem Hochtemperaturofen der Müllverbrennung vernichtet worden war, wurde der Fall bekannt. Wer hinter dem Schmuggel steht, wer genau der Abnehmer sein sollte und wer das Kokain auf den Weg gebracht hatte, ist weiterhin Gegenstand von Ermittlungen.

Juwelier Wempe wird Opfer von Cyber-Erpressern

Ebenfalls im Juli wurde Hamburgs Traditionsjuwelier Wempe Opfer von Cyber-Erpressern – eine neue Form der Kriminalität. Die Täter kamen dabei nicht durch die Tür. Sie kamen unbemerkt durch das „Netz“. Online hackten sie sich in das EDV-System der Firma. Dann verschlüsselten sie die Daten. Der Juwelier war lahmgelegt. Nichts ging mehr bei Wempe. Erst durch die Zahlung eines Millionenbetrages in der Internetwährung Bitcoin wurde der Firma der „Schlüssel“ ausgehändigt, ein Code mit dem sie ihre eigenen Daten wieder entschlüsseln konnte.

Für die Täter ist diese Form der Kriminalität besonders sicher. Es gibt keinen persönlichen Kontakt. Nicht einmal das „Lösegeld“ musste persönlich in Empfang genommen werden. Sie mussten lediglich eine Schwachstelle im EDV-System des Opfers finden, um so ins Firmennetz einzudringen.

Die Spuren der Erpresser verlieren sich im weltweiten Netz – genauso wie die als Lösegeld gezahlten Bitcoins. Für die Kripo ist es schwer solche Fälle zu lösen. Die Täter müssen nicht einmal mehr deutschen Boden betreten.

Einbrecher legt sich in Hamburg zu Frauen ins Bett

Es ist ein Albtraum, den zwei Frauen im Juni dieses Jahres in Hamburg-Hausbruch erlebten. In beiden Fällen stieg ein bis heute unbekannter Mann bei ihnen in die Wohnung ein. Dann machte er sich an die in ihrem Bett schlafenden Frauen heran. Und dass, obwohl der Mann der Opfer im selben Bett schlief.

Beide Fälle ereigneten sich in derselben Nacht, am Hardauring und an der Cuxhavener Straße. Die Wohnungen der Opfer liegen nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. In beiden Fällen war der Täter durch ein auf Kipp stehendes Fenster eingestiegen. In beiden Fällen erwachten die Frauen. In beiden Fällen entkam der Täter unerkannt. Bis heute ist der Mann nicht gefasst. Es gab einen Verdächtigen, dem die Tat aber nicht nachgewiesen werden konnte.

Banküberfall in Hamburg-Rahlstedt

Eigentlich sind Banküberfälle aus der Mode gekommen. Kaum ein Krimineller nimmt das große Risiko auf sich, in eine mit Kameras gesicherte und Alarmanlage ausgestattete Filiale eines Geldinstituts zu stürmen, um dort Beute zu machen. So gibt es nur noch vereinzelt solche Fälle. Am 10. Oktober kam ein zunächst unverdächtig wirkender Mann in Rahlstedt an der Rahlstedter Bahnhofstraße in die dortige Hamburger Volksbank. Erst an der Kasse holte er eine Schusswaffe aus einem Aldi-Einkaufsbeutel und forderte Geld. Nur einige Hundert Euro erpresste der Täter von dem Kassierer, bevor er flüchtete.

Die Polizei leitete eine Sofortfahndung nach dem Mann ein, die genauso erfolglos wie die anschließenden Ermittlungen durch das Landeskriminalamt blieb. Dabei hatten die Ermittler zwar gute Bilder aus einer Überwachungskamera in ihren Händen. Doch die durften erst mehr als einen Monat später zu einer Öffentlichkeitsfahndung genutzt werden. Der Täter, bei dem es sich laut Aussagen von Zeugen um einen Osteuropäer handeln könnte, war da bereits über alle Berge.