Hamburg. Der Klimastreik hat die Situation bei U- und S-Bahn verschärft. Auch auf den Autobahnen und den Ausfallstraßen staut es sich.
Erst kam der gesamte S-Bahn-Verkehr rund um den Hauptbahnhof am Freitagmorgen kurzfristig zum Erliegen, dann kam es zu Verzögerungen im Bereich des Bahnhofs Altona. Schließlich sorgte der Klimastreik in der Innenstadt für weitere Verzögerungen – nicht nur auf der Schiene. Dazu kommt der normale Freitagsverkehr.
Bis zum Mittag fuhren viele Bahnen aufgrund der vorangegangenen Sperrungen verspätet. Fahrgäste konnten teils nicht mitgenommen werden, weil die verkehrenden Züge bereits überfüllt waren. Das galt nicht nur für die S-, sondern besonders im Bereich der Station Jungfernstieg auch für die U-Bahnen. Die An- und Abreise tausender Demonstranten zum Klimastreik in der Innenstadt verschärft die Situation im öffentlichen Nahverkehr in Hamburg am Freitag. Viele Buslinien im Innenstadtbereich fallen aus oder verkehren auf Umleitungen, die Ausfallstraßen besonders rund um die Innenstadt sind ebenfalls voll. Und wer die Stadtgrenze hinter sich gelassen hat, könnte auf den Autobahnen im Stau stehen.
Gegen 18 Uhr kam es am Dammtorbahnhof zu erheblichen Störungen aufgrund eines Polizeieinsatzes. Die Beamten suchten die Gleise nach zwei Demonstranten ab, die sich angeblich von der Sitzblockade an der Lombardsbrücke dorthin begeben hatten. Gefunden wurden sie allerdings nicht. Der S-Bahn- und Fernverkehr stand etwa für eine halbe Stunde komplett still, mittlerweile wurde er aber wieder aufgenommen.
Lange Staus auf den Autobahnen rund um Hamburg
Gegen 15.30 Uhr gab es laut Verkehrsleitzentrale der Polizei auf der Autobahn 7 in Richtung Norden ab Hausbruch auf rund 17 Kilometern stockenden Verkehr, in Richtung Süden staute es sich ab Quickborn bis zum Elbtunnel auf 16 Kilometern.
Auf der Autobahn 1 staute es sich ab dem Maschener Kreuz auf zwölf Kilometern und im weiteren Verlauf ab Barsbüttel auf weiteren sieben Kilometern, in der Gegenrichtung kommt es auf drei Kilometern zwischen dem Kreuz Ost und Billstedt zu Verzögerungen.
Verspätungen ausgefahren – nun kommen die Demonstranten
Wie Christoph Dross, Sprecher der S-Bahn Hamburg, auf Abendblatt-Anfrage erklärt, war am Vormittag das vorrangige "Ziel, möglichst schnell wieder in einen pünktlichen Betrieb zu kommen". So kurzfristig war das aber nur bedingt möglich, da durch die Ausfälle an den so wichtigen Knotenpunkten der gesamte Fahrplan durcheinander geraten war.
Züge, die besonders weite Strecken zurücklegen – wie zum Beispiel auf der Linie S3 – wurden zum Teil vor der eigentlichen Endhaltestelle wieder zurück in den Innenstadtbereich geleitet, damit sie dort fahrplangemäß ankommen. Bei diesen Änderungen kam es auf das "Augenmaß" der Disponenten an, erklärte Dross: Kehren zu viele Züge zu früh um, bleiben Fahrgäste im Außenbereich des HVV hängen und kommen nicht weg.
Erst am frühen Nachmittag waren die Verspätungen zum größten Teil "ausgefahren" und die S-Bahnen verkehrten wieder planmäßig. Dennoch ist auch am Nachmittag wieder mit Verzögerungen zu rechnen: Nicht nur die mindestens 70.000 Demonstranten wollen dann aus der Innenstadt wieder heraus, dazu kommen die Pendler.
Hochbahn empfiehlt: Jungfernstieg meiden
Die Hochbahn empfiehlt seit dem Mittag "nach Möglichkeit die Schnellbahnlinien im Innenstadtbereich zu nutzen". Außerdem sollen Fahrgäste der Linien U2 und U4 den Jungfernstieg meiden und auf die Haltestellen Gänsemarkt und Hauptbahnhof ausweichen. Grund ist Überfüllung, twitterte die Hochbahn. Auch die Linie U1 sei an der Station Jungfernstieg betroffen.
Auch für die Abreise empfiehlt die Hochbahn, auf andere Haltestellen als Jungfernstieg auszuweichen.
Vermeintlicher Tunnelgänger löst Sperrung aus
Auslöser der Verspätungen bei der S-Bahn waren zwei kurz aufeinander folgende Sperrungen :Der Bundespolizei war um 9 Uhr von der S-Bahn Hamburg eine Person gemeldet worden war, die an der Station Jungfernstieg ins Gleis gestiegen und danach in einem der Tunnel verschwunden sein sollte. Daraufhin wurde der gesamte Gleisbereich zwischen Jungfernstieg und Hauptbahnhof stromlos geschaltet, Beamte der Bundespolizei machten sich auf die Suche nach der Person. Gleichzeitig wurden die Videoaufnahmen überprüft.
Dabei stellten die Beamten fest, dass die Person sich nur kurzfristig im Gleisbereich aufgehalten hatte und nicht in den Tunnel vorgedrungen war. Nachdem die Polizisten, die nach dem vermeintlichen Tunnelgänger suchten, wieder zurück in der S-Bahn-Station waren, hat die Bundespolizei den Bereich wieder freigeben.
Weitere Sperrung am Bahnhof Altona
Nur eine knappe Stunde später die nächste Sperrung: In diesem Fall war der Bundespolizei gegen 10 Uhr eine Gruppe von Personen im Abstellbereich der S-Bahnen am Bahnhof Altona gemeldet worden. Auch in diesem Fall rückten die Beamten aus, der S-Bahn-Verkehr wurde für rund eine halbe Stunde gestoppt, die Regional- und Fernbahnen fuhren "auf Sicht", also mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit.