Hamburg. Zahl der Trickbetrüger an der Haustür könnte um zehn Prozent steigen. Sie suchen sich ihre Opfer genau aus.
Die Zahl der Trickdiebstähle, mit denen vor allem alte Menschen um ihr Erspartes gebracht werden, steigt weiter an. Besorgniserregend: Vor allem bei den Fällen, bei denen die Opfer direkt an der Haustür überrumpelt werden, gibt es eine Zunahme. Bleibt es bei der aktuellen Entwicklung, werden diese Straftaten um mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr ansteigen. Hier machen die Täter auch in den meisten Fällen Beute.
Die Zahl der Trickdiebstähle, bei denen die Opfer zuvor angerufen werden, liegt weiter auf hohem Niveau. Der sogenannte „Enkeltrick“ wird immer noch sehr häufig angewendet. Die Zahl der Taten mit vorherigem Anruf, bei denen Beute erlangt wird, ist allerdings in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.
2019 wurden bereits 429 solcher Taten angezeigt
Steht der falsche Handwerker vor der Tür, der sich zum Beispiel als Wasserwerker ausgibt oder behauptet, die Rauchmelder überprüfen zu wollen, kommt es in jedem zweiten Fall auch zum Diebstahl. Die Masche ist nicht neu. Der angebliche Handwerker ist gewissermaßen der „Türöffner“. Er wird, wenn alles klappt, vom Opfer in die Wohnung gelassen. Er sorgt dafür, dass die Wohnungstür offenbleibt. Ein Komplize huscht in die Wohnung und sucht nach Beute, während der falsche Handwerker das Opfer ablenkt. Neben falschen Handwerkern treten auch falsche Polizisten auf – oder Personen, die nach einem Glas Wasser oder einem Zettel für eine Nachricht fragen.
429 solcher Taten wurden in diesem Jahr bereits bei der Polizei angezeigt. In 259 Fällen erlangten die Täter Beute. Besonders oft sind dabei die falschen Handwerker erfolgreich. Während ein angeblicher Polizist an der Tür die Menschen offenbar misstrauisch macht, wird viel zu oft ein angeblicher Wasserwerker oder ein Mann, der vorgibt, die Rauchmelder überprüfen zu wollen, in die Wohnung gelassen. Die Polizei kann das an Zahlen festmachen. Erlangten bei den falschen Handwerkern die Täter in 148 von 288 Fällen Beute, waren es bei den angeblichen Polizeibeamten nur zwölf von 47, die etwas aus der Wohnung stehlen konnten.
Ähnlich „erfolgreich“ wie die falschen Handwerker sind Täter, die das Opfer um an der Haustür um eine kleine Gefälligkeit bitten, um es abzulenken. Auch hier wurde bei mehr als jeder zweiten Tat Beute erlangt.
Erfolgsquote beim „Enkeltrick“ deutlich gesunken
Täter, die zunächst über das Telefon ihre Opfer anrufen, waren deutlich seltener erfolgreich. Fast schon ein Massenphänomen sind die angeblichen Polizeibeamten oder Staatsanwälte, die dem Opfer am Telefon weismachen wollen, dass ihr Vermögen auf der Bank in Gefahr ist, dass sie es deshalb abheben und einem angeblichen Polizeibeamten übergeben sollen, der vorbeigeschickt wird.
War im vergangenen Jahr noch jeder 63. Angerufene auf die Masche hereingefallen, so war es in diesem Jahr nur noch jeder 119. Gleichzeitig stieg aber die Zahl der Taten an. 2018 wurden 2349 solcher Anrufe angezeigt. Bis Ende Juli dieses Jahres waren es bereits 1782.
Bei dem „Enkeltrick“, bei dem der Anrufer dem Opfer durch geschicktes Ausfragen familiäre Details entlockt und so vorgaukelt, ein in Not geratener Verwandter zu sein, der dringend Geld braucht, liegt die Zahl der Taten Ende Juli mit 167 sogar bereits um fünf Fälle höher als im gesamten Vorjahr. Die Erfolgsquote der Täter ist gleichzeitig gesunken. War 2018 jeder 27. Anruf für die Täter erfolgreich, war es in diesem Jahr nur noch jeder 42..
Die Angaben des Anrufers immer überprüfen
„Die höhere Zahl der Taten, bei denen es beim Versuch bleibt, ist sicherlich auch der Präventionsarbeit in diesem Bereich zu verdanken“, sagt Polizeisprecher Timo Zill. Dass dieses Kriminalitätsphänomen verschwinden wird, glauben Experten nicht. „Gerade bei den Taten, bei denen das Opfer über Telefon derart manipuliert wird, dass es glaubt, sein Vermögen sei in Gefahr, ist die Beute sehr hoch“, sagt ein Beamter. „Das können schön mehrere zehntausend, manchmal deutlich über 100.000 Euro sein. Steht der Täter unangekündigt beim Opfer vor der Tür, kann er nur erbeuten, was im Haus oder der Wohnung ist.“
Die Polizei rät: Am besten ist es, misstrauisch zu sein. „Das gilt sowohl für Anrufer wie auch für unbekannte Personen, die unangekündigt vor der Tür stehen“, so Polizeisprecher Florian Abbenseth. Bei unbekannten Anrufer sollte man sich nie auf den Gesprächstrick einlassen zu raten, wer anruft, sondern grundsätzlich den Anrufer auffordern, seinen Namen zu nennen. Auch sollte man sich Zeit nehmen, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Am besten ist es, den Verwandten, als der sich der Anrufer ausgibt, unter einer bereits bekannten Nummer anzurufen.
Bei verdächtigen Anrufen sollte man einfach den Hörer auflegen. „Aufzulegen ist in solchen Fällen nicht unhöflich, sondern wichtig“, so Abbenseth. „Dazu gilt, dass man beim kleinsten Verdacht die Polizei unter 110 anrufen kann. Wir kommen sofort.“