Hamburg. Vom Goldporsche bis zu Schüssen aus Hochzeitslimousinen: Wer sind die Männer, die mit Protz-Autos die Hamburger nerven?

Trotz zahlreicher Kontrollen der Polizei ist Hamburg bei Fahrern besonders lauter und PS-starker Autos beliebt. Seit ihrer Gründung im September 2017 hat die Kontrollgruppe Autoposer fast 4700 Fahrzeuge kontrolliert. Bei mehr als 1300 Wagen sei die Betriebserlaubnis erloschen gewesen, teilte eine Polizeisprecherin mit. Mehr als 550 Autos wurden wegen unerlaubter technischer Veränderungen sichergestellt, gut 400 Lärmverstöße registriert. Die Beamten nahmen fast 250 Strafanzeigen auf.

Eine erste Bilanz hatte die Soko im September vergangenen Jahres vorgelegt. Die neuen Zahlen zeigen, dass das Problem nicht kleiner geworden ist. Erst in diesem Monat stoppten die Beamten zwei Fahrer, die ihre Luxusfahrzeuge – einen Lamborghini und einen Porsche Panamera – mit Goldfolie überklebt hatten. Sie mussten die Folie entfernen, da sie laut Polizei durch ihre Blendwirkung andere Verkehrsteilnehmer gefährdeten.

Auch ein Lamborghini wurde mit Goldfolie beklebt.
Auch ein Lamborghini wurde mit Goldfolie beklebt. © privat

Führerscheinentzug droht

Inzwischen droht Rasern auch der dauerhafte Entzug ihres Fahrzeugs. Anfang April wurde eine Entscheidung des Amtsgerichts Hamburg rechtskräftig, wonach ein 22-Jähriger sein Motorrad los ist. Der junge Mann war mit bis zu 226 Stundenkilometer über die A7 und die A23 von Hamburg-Schnelsen nach Pinneberg gerast. Dabei überholte er nach Angaben eines Gerichtssprechers Autos von rechts und brauste an der Abfahrt über eine rote Ampel. Es ist vermutlich das erste Mal, dass das im Oktober 2017 in Kraft getretene Gesetz in Hamburg angewendet wurde.

Trotz der vielen Kontrollen wird auf Hamburgs Straßen weiter gerast. Ende März starb ein 24-Jähriger bei einem Unfall auf der Köhlbrandbrücke. Die Polizei geht davon aus, das der 22-jährige Fahrer bei einem illegalen Autorennen die Kontrolle über seinen Wagen verlor.

Schüsse aus Hochzeitskorso

Polizisten kontrollieren am frühen Abend im Stadtteil Mümmelmannsberg ein Auto. Die Polizei hat einen Hochzeitskorso gestoppt, weil aus einer Schreckschusswaffe geschossen wurde.
Polizisten kontrollieren am frühen Abend im Stadtteil Mümmelmannsberg ein Auto. Die Polizei hat einen Hochzeitskorso gestoppt, weil aus einer Schreckschusswaffe geschossen wurde. © Daniel Bockwoldt/dpa

Mindestens zweimal sind der Kontrollgruppe auch schon Hochzeitsgesellschaften mit demonstrativen Fahrmanövern aufgefallen. Im Januar machte ein solcher Korso in Hamburg-Mümmelmannsberg mit Schüssen aus einer Schreckschusswaffe auf sich aufmerksam. Die Beamten kontrollierten die Gesellschaft und stellten 3 der 14 Autos wegen technischer Manipulationen sicher. Im Oktober hatte eine Hochzeitsgesellschaft eine Straße an der Elbphilharmonie blockiert, die Motoren aufheulen lassen, gehupt und rücksichtslose Fahrmanöver gemacht.

Statistische Daten über die Poser hat die Hamburger Polizei nicht. Die Sprecherin sagte jedoch: "Aus der Erfahrung handelt es sich überwiegend um Männer im Alter von 18 bis 40 Jahren, häufig mit Migrationshintergrund."