Hamburg. Der Containerriese “Ever Given“ hatte die Elbfähre “Finkenwerder“ schwer beschädigt. Die Polizei spricht von einem Fahrfehler.

Zwar sind die Ermittlungen noch nicht vollständig abgeschlossen: Doch die Kollision des 400-Meter-Containerriesen "Ever Given" mit der Hadag-Fähre "Finkenwerder" am Anleger Blankenese ist offenbar nicht wegen eines technischen Fehlers passiert.

Die Auswertung der Daten des Schiffsschreibers, der Funk- und Radaraufzeichnungen habe ergeben, dass "technisches Versagen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen" sei, wie Polizeisprecher Daniel Ritterskamp auf Abendblatt-Anfrage sagte.

Fahrfehler löste wohl Unfall der "Ever Given" aus

Den Wind oder die fehlende Leinenverbindung zwischen dem Schlepper und der "Ever Given" schließt die Wasserschutzpolizei als Grund für die Beinahe-Katastrophe ebenfalls aus: Sämtliche Auflagen für das Auslaufen des Schiffes seien eingehalten worden. Die Beamten kommen gemäß jetzigem Stand der Ermittlungen zu dem Schluss, dass "fehlerhafte Navigation" die Kollision ausgelöst hat, so Ritterskamp weiter.

Auf wen genau der fatale Fahrfehler zurückzuführen ist, steht noch nicht fest. Auch, ob nun ein Strafverfahren gegen den Kapitän der "Ever Given" oder gegen die ihn begleitenden Lotsen eingeleitet wird, könne noch nicht gesagt werden, da noch nicht alle Beteiligten befragt werden konnten.

Elblotse spricht von "vorschneller Entscheidung"

Ben Lodemann, Ältermann der Lotsenbrüderschaft Elbe, zeigt sich irritiert von der seiner Ansicht nach vorschnellen Einschätzung: "Es erstaunt mich, dass die Polizei schon von einem Fahrfehler spricht, trotzdem ihr meines Wissens nach nicht alle Fakten vorliegen und sie zu der Sache nicht mit allen Beteiligten gesprochen hat."

Die Lotsenbrüderschaft Elbe berät Kapitäne auf der Fahrt zwischen der Deutschen Bucht und Teufelsbrück – die Lotsenstation dort markiert die Grenze zwischen dem Zuständigkeitsbereich der Elb- und dem der Hafenlotsen. Alle Lotsen sind ortskundige und erfahrene Seeleute.

Als unmittelbare Konsequenz aus dem Unfall wurde eine neue sogenannte schifffahrtspolizeiliche Verfügung erlassen: Schiffe, die länger als 371 Meter sind, müssen ab sofort auch beim Auslaufen aus dem Hamburger Hafen eine Leinenverbindung mit einem Schlepper halten. Bisher galt das nur beim Einlaufen.