Hamburg. Er hatte es auf ihre Lebensversicherung abgesehen. Die Richterin: „Wie ein Krimi aus einem schlechtem ,Tatort’“.

Es ist ein Verbrechen, das die Vorsitzende Richterin „unvorstellbar“ und „ungeheuerlich“ nennt: Ein Mann beschließt, seine Ehefrau müsse sterben, weil er sehr viel Geld aus ihren Lebensversicherungen kassieren will. Und seine gute Freundin soll die Tat für ihn als Auftragsmord ausführen. „Es wirkt wie ein Krimi aus einem schlechten ,Tatort’“, sagt die Vorsitzende Richterin im Schwurgerichtsprozess über die Tat vom 29. November 2017. Die Ehefrau hat den Anschlag auf ihr Leben mit viel Glück überlebt.

Achteinhalb Jahre Freiheitsstrafe wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verhängt die Kammer für den Ehemann des Opfers, Jasmin R. Der 40-Jährige habe die Tat unter anderem aus Habgier begangen, so die Richterin. Seine Jugendfreundin Julia H., 39, erhält viereinhalb Jahre unter anderem wegen versuchten Totschlags.

Ohne sichtbare Regung verfolgen beide Angeklagte die Urteilsbegründung, während das Opfer immer wieder mit den Tränen kämpft. Die 39-Jährige hat erfahren müssen, wie ihr Mann ihr nach dem Leben trachtete. Dass er über Wochen immer neue Szenarien plante, wie sie am besten umzubringen sei.

Notoperation rettet Ehefrau

Schließlich war es Julia H., von ihm emotional abhängig und depressiv, die auf seine Veranlassung die Ehefrau in deren eigenem Bett angriff und ihr eine gefährliche Stichverletzung in den Rücken zufügte. Nur eine Notoperation konnte das Leben der Frau retten.

Beide Angeklagte, die seit gut einem Jahr in Untersuchungshaft sitzen, hatten die Tat zugegeben, Julia H. von Beginn an. Die 39-Jährige gilt wegen ihrer Depressionen sowie wegen psychischer Auffälligkeiten als vermindert schuldfähig. Jasmin R. hat sich erst am 31. Prozesstag zu einem Geständnis durchgerungen.

Jasmin R., Mitarbeiter in einer Sicherheitsfirma, hatte jahrelang über seine Verhältnisse gelebt. Auch die gut 120.000 Euro, die ihm Julia H. überließ, reichten nicht, um seine finanzielle Notlage abzufedern. Also kam Jasmin R. auf die Idee, er könne die beiden Lebensversicherungen seiner Frau in Höhe von zusammen 400.000 Euro kassieren.

Ehefrau liebt Jasmin R. immer noch

Seiner Jugendfreundin hatte Jasmin R. erzählt, seine Ehe sei furchtbar und für ihn nicht mehr länger zu ertragen. Er habe sich von seiner Frau aber nicht getrennt, weil er ihr nicht wehtun wolle. „Das ist absurd“, so die Richterin. „Denn gleichzeitig ist er in der Lage, sie töten lassen zu wollen.“ Julia H. habe dem Mann zu helfen versucht, „sich aus der von ihm als Hölle beschriebenen Ehe zu befreien“.

Bei der Tat gebe es viele Opfer, zuallererst die Ehefrau, die nach wie vor mit den psychischen Folgen sehr zu kämpfen hat. Und der kleine Sohn des Ehepaares. „Haben Sie jemals darüber nachgedacht“, sagt die Vorsitzende zu Jasmin R., „was Sie mit der Tat auch Ihrem Sohn antun?“ Seit dem Mordanschlag auf seine Mutter weigert sich der Junge, seinen Vater zu sehen.

Julia H., die sich vielleicht eine gemeinsame Zukunft mit ihrem Jugendfreund erhofft hatte, scheint noch immer intensive Gefühle für ihn zu hegen. Auf die Frage, was sie jetzt für ihn empfinde, nachdem sie seinetwegen sehr viel Geld verloren hat und letztlich ihre Freiheit, sagte sie nur: Er tue ihr Leid, weil er in Haft ist.