Hamburg. Laut Anklage fälschte eine Assistentin der Geschäftsführung Rechnungen und prellte Mieter. Erst nach Jahren flog der Betrug auf.

Ein Betrugsfall erschüttert den städtischen Immobilienkonzern SAGA/GWG: Eine Mitarbeiterin soll über vier Jahre hinweg insgesamt mehr als 100.000 Euro veruntreut haben – vor allem mit fingierten Rechnungen von einer Malerin, einem Musiker und zwei weiteren Firmen. Ab kommenden Donnerstag steht die Frau wegen Untreue und Urkundenfälschung vor dem Amtsgericht.

Nach Abendblatt-Informationen arbeitete Ute K. als Assistentin der Geschäftsführung in einer SAGA-Geschäftsstelle in Langenhorn und war dort für die Kasse zuständig. Bereits im August 2012 soll die 55-Jährige laut Anklage mit dem Betrug begonnen haben. In allein fünfzehn Fällen fälschte die Frau laut der Anklage Rechnungen eines Vereins in Wilhelmsburg, der ein Spielmobil für Kinder in sozial schwachen Nachbarschaften betreibt – und steckte das Geld aus der Kasse in die eigene Tasche. Insgesamt soll sie in 42 Fällen Rechnungen fingiert und Geld veruntreut haben.

Malerin: „Ich wusste nichts von dem Betrug“

So wird Ute K. vorgeworfen, die Rechnungen einer Künstlerin aus Stormarn gefälscht zu haben. „Ich habe tatsächlich früher für SAGA/GWG gemalt, zuletzt aber im Jahr 2012“, sagt die mutmaßlich betroffene Malerin. Möglicherweise nutzte die Angeklagte diese damaligen Rechnungen als Vorlage, um sich anschließend mit erfundenen Kunstkäufen selbst zu bereichern.

Die Malerin erfuhr erst am Freitag auf Anfrage des Abendblattes von dem Prozess gegen Ute K. und den schweren Vorwürfen. „Die Bilder sollen die Flure in den Wohnhäusern freundlicher machen, es geht doch um Sozialwohnungen. Ich bin erschüttert, wenn in meinem Namen betrogen worden sein sollte.“

Zu den weiteren möglichen Opfern gehören eine Cateringfirma für Partys und ein Musiker aus Winterhude. Ute K. soll darüber hinaus die monatliche Miete für einen Partyraum in einer SAGA-Siedlung jeweils vom Hauswart entgegengenommen und die Gelder in einer Gesamthöhe von 3.360 Euro für sich selbst verwendet haben. Der Assistentin der Geschäftsführung wird auch vorgeworfen, Mieter direkt geprellt zu haben: Statt ihnen wie vorgesehen Gutscheine des Alstertal-Einkaufszentrums als Entschädigung für bestimmte Vorfälle auszuhändigen, nutzte Ute K. die Gutscheine im Wert von rund 1500 Euro laut Staatsanwaltschaft für sich selbst.

SAGA schweigt zu möglichen Konsequenzen

Wie der mutmaßliche Betrug aufgedeckt wurde, ist derzeit noch unklar. „Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, zu dem wir keine weiteren Auskünfte geben“, sagte ein Sprecher von SAGA/GWG auf Anfrage. Obwohl bereits seit dem vergangenen Jahr gegen die 55-Jährige ermittelt wird, hat der Immobilienkonzern den Fall bislang nicht selbst öffentlich gemacht. Auch auf die Frage, ob und welche Konsequenzen aus dem Fall für die Kontrolle der eigenen Mitarbeiter und der Finanzflüsse in SAGA-Geschäftsstellen gezogen worden sind, wollte der Sprecher ebenfalls nicht anworten.

Dass Betroffene wie die Malerin aus Stormarn bislang nicht als Zeugen geladen wurden, könnte dafür sprechen, dass Ute K. geständig ist. Für den Prozess gegen Ute K. sind zwei Verhandlungstage angesetzt.