Hamburg. Uranerz kam per Schiff aus Namibia in Hamburg an und wird nun per Zug nach Frankreich gebracht. Dramatische Rettung der Aktivistinnen.

Nachdem zwei Aktivistinnen in der Nacht unter Lebensgefahr einen Zug, der Uranerzkonzentrat geladen hatte, gestoppt haben, fordert die Gruppe "Robin Wood", dass der Hamburger Hafen für Urantransporte gesperrt werden solle. "Wer Atomkraftwerke betreibt, ist für die ganze Brennstoffkette mitverantwortlich -- vom Abbau des Urans bis zum ewig strahlenden Müll. Auch die Hamburger Hafenbetriebe sind ein Glied in dieser Versorgungskette", sagt Philip Bedall, "Robin Wood"-Energiereferent.

Zwei der Organisation zugehörigen Frauen, 27 und 35, haben in der Nacht zu Freitag in Buchholz in der Nordheide einen Atomtransport vier Stunden lang aufgehalten. Der Güterzug hatte offenbar Uranerzkonzentrat geladen, dass der Frachter "Bright Sky" am Dienstag von Namibia in den Hamburger Hafen gebracht hatte. Es soll zur Weiterverarbeitung nach Frankreich gebracht werden. Mehr als ein Dutzend Züge verspäteten sich nach Angaben der Polizei durch die Aktion, wegen der die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Bremen in beide Richtungen gesperrt wurde.

Die Aktivistinnen hatten sich kurz vor dem Bahnhof Buchholz von einer Fußgängerbrücke abgeseilt. Der Zug, der aus Maschen kam, fuhr mit hoher Geschwindigkeit um kurz nach 1 Uhr auf die Frauen zu. Akute Lebensgefahr bestand auch, weil sich die Frauen zwischen den 15.000-Volt führenden Oberleitungen abgeseilt hatten.

Polizei schickte Unterstützer von der Brücke

Kurz vor dem Bahnhof erkannte die Besatzung eines Bundespolizeihubschraubers, der den Transport begleitete, die Gefahr. Der Güterzug, der nach Angaben der Bundespolizeiinspektion Bremen radioaktive Stoffe mit geringer Aktivität geladen hatte, kam rund eineinhalb Kilometer vor der Brücke zum Stehen.

Nach Angaben von "Robin Wood" sind im vergangenen Jahr 160 Atomtransporte über den Hamburger Hafen gelaufen. "2016 jähren sich die Katastrophen von Fukushima und Tschernobyl zum fünften beziehungsweise 30. Mal. Um weitere Atom-Katastrophen zu verhindern, wollen wir die Versorgungstransporte der Atomindustrie stoppen -- damit es endlich einen Atomausstieg gibt, der diesen Namen auch verdient", sagt Aktivistin Cécile Lecomte.

Das Abseilen der beiden Frauen in der Nacht gestaltete sich kompliziert: Zunächst mussten die Oberleitungen abgeschaltet und geerdet werden, sodass die Restspannung von 5000 Volt abgeleitet werden konnte. Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Bremen wurde in beide Richtungen gesperrt. Die Polizei räumte zwischenzeitlich die Fußgängerbrücke, auf der sich etwa 20 Unterstützer der Aktivistinnen eingefunden hatten.

Hamburger Höhenretter rückten an

Das Abseilen der Frauen übernahmen dann Höhenretter der Feuerwehr Hamburg. „Die Bundespolizeidirektion Hannover hat uns um Amtshilfe gebeten, weil eigene Höhenretter nicht zeitgerecht zur Verfügung standen“, sagte ein Sprecher am Freitagmorgen. Die Feuerwehr rückte mit acht Einsatzkräften an, seilte die Frauen gegen 3.30 Uhr ab und übergab sie der Polizei. Die Aktivistinnen wurden später wieder entlassen. Gegen sie wird wegen des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ermittelt.

Der Atomtransport fuhr gegen 4.10 Uhr weiter. Nach Angaben der Polizei verspäteten sich wegen der Aktion mindestens 13 weitere Züge.