Hamburg. Vor dem Landgericht müssen sich zwei Männer und eine Frau wegen Mordes und Raubes mit Todesfolge an einer 84-Jährigen verantworten.
Ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod einer 84-Jährigen in Hamburg-Wilhelmsburg hat der Mordprozess gegen zwei junge Männer und eine Frau begonnen. Den Angeklagten - zwei 25 und 23 Jahre alte Männer und eine 22-jährige Frau - wird vor dem Hamburger Landgericht unter anderem Mord, Raub mit Todesfolge und Computerbetrug vorgeworfen. Am ersten Prozesstag wollten sie sich nicht zu den Vorwürfen äußern.
Der Staatsanwalt warf dem Trio in der Anklageverlesung vor, die 84-jährige Frau im Juni vergangenen Jahres zusammen mit zwei weiteren Tätern in ihrer Wohnung überfallen, ausgeraubt und geknebelt zu haben, so dass diese erstickte. Demnach drangen die Täter am Abend des 17. Juni 2014 in die Wohnung der Seniorin ein. Anschließend hätten sie die Frau „bewusst und gewollt“ mit Gewalt außer Gefecht gesetzt, ihre Arme gefesselt und ihr eine Decke so fest um den Hals gezogen, dass die Frau bewusstlos wurde und schließlich erstickte. Danach sollen die Angeklagten die Wohnung nach Wertgegenständen durchsucht, und schließlich Bargeld, EC-Karten, Schlüssel und andere Wertgegenstände gestohlen haben.
Die Angeklagten hätten aus Habgier gehandelt und billigend in Kauf genommen, dass die Frau gewaltsam zu Tode kam, sagte der Staatsanwalt. Gemeinsam sollen die Täter anschließend mehrmals versucht haben, mit den gestohlenen EC-Karten Geld abzuheben. Der 22-Jährigen sei es gelungen, einmalig 1000 Euro abzuheben. Mithilfe von Videoaufnahmen an den Geldautomaten, konnte sie identifiziert und schließlich in Polen festgenommen werden.
Die Rechtsanwältin der 22-jährigen Angeklagten sagte, es gebe keine ausreichenden Beweise, dass ihre Mandantin auch in der Wohnung der 84-Jährigen gewesen sei. Sie beantragte deswegen, das Verfahren in dieser Sache nicht zu eröffnen. Es gebe keine objektiven Spuren und sei eine bloße Mutmaßung, dass die 22-Jährige mit den vier Männern in der Wohnung gewesen sei.
Auch der Anwalt des 25-jährigen Angeklagten sagte nach der Verhandlung, die Anklage stehe seiner Ansicht nach „auf ganz tönernen Füßen“. Den beiden männlichen Angeklagten werden neben dem Mord und Raub mit Todesfolge an der 84-Jährigen noch weitere Straftaten vorgeworfen. Dazu zählen unter anderem der Überfall auf einen Juwelier sowie Computerbetrug.
Einer der insgesamt fünf Täter wurde im vergangenen Jahr bereits zu 13 Jahre Haft wegen Raubes mit Todesfolge verurteilt. Der fünfte Täter ist bislang noch unbekannt.
Auf die Spur der drei nun vor Gericht stehenden Angeklagten war die Polizei nach Angaben des Nebenklägers und Sohns des Opfers durch die Auswertung von Telefonverbindungen gekommen. (dpa)