Bahnstrecke Hamburg-Berlin: 300 Passagiere mussten den Zug wechseln. Stundenlang wurde die Strecke gesperrt. Die Lok wurde stark beschädigt.

Hamburg. Bei Kollisionen zwischen Fahrzeug und Wild denken die meisten Menschen unwillkürlich an Autounfälle. Am Sonntagabend kam es jedoch zu einem tragischen Zusammenstoß zwischen einem heranrasenden Intercity und einem kapitalen Hirsch auf der Bahnstrecke Hamburg-Berlin. Das Unglück führte zu zahlreichen Verspätungen im Zugverkehr. Das Tier wurde bei dem Aufprall nahe Pritzier bei Ludwigslust sofort getötet, die knapp 300 Passagiere des Zugs kamen mit dem Schrecken davon. Erst am Montagmorgen war die zweigleisige Strecke wieder frei.

Wie eine Sprecherin der Bundespolizeidirektion in Rostock mitteilte, waren der in Richtung Hamburg fahrende Zug und der Hirsch kurz nach 22 Uhr aufeinandergetroffen. Zunächst war vermutet worden, ein Pferd sei auf die Strecke gelaufen und überfahren worden. Der Triebfahrzeugführer des Intercity hatte keine Chance, den Zug rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Laut Bundespolizei sind die Züge auf diesem Streckenabschnitt mit Geschwindigkeiten von 160 bis 200 Kilometern in der Stunde unterwegs.

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Bei dem Zusammenprall wurde die Lok des IC 1970 so stark beschädigt, dass der Zug nach der Schnellbremsung nicht weiterfahren konnte. Der Schaden an der Lokomotive wird laut Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis auf einen "fünfstelligen Euro-Betrag" geschätzt. Die Passagiere konnten allerdings knapp eine Stunde nach dem Unfall in einen nachfolgenden Intercity-Express umsteigen. Der ICE wurde gegen 23.20 Uhr auf das Nachbargleis umgeleitet und hielt direkt neben dem IC. Über sogenannte Hilfsbrücken, die zwischen die Ausgänge beider Züge geklappt wurden, konnten die Passagiere die Züge wechseln, ohne ins Gleisbett steigen zu müssen. Die Aktion war bereits 20 Minuten später beendet. "Das ist sehr gut und komplikationslos gelaufen", sagte Meyer-Lovis.

Der havarierte Zug wurde am frühen Montagmorgen von einer Hilfslok an den Haken genommen und in das IC-Werk in Hamburg-Langenfelde geschleppt, wo er repariert werden soll. So lange blieb auch das betroffene Gleis gesperrt. Durch den Unfall erhielten insgesamt 22 Züge Verspätungen, gab die Deutsche Bahn gestern bekannt. Betroffen waren vor allem der Güterverkehr, aber auch drei Schnell- und drei Nahverkehrszüge.

Nach Angaben der Bundespolizei kommt es auf der stark befahrenen Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin immer wieder zu Wildunfällen. Allein aus dem vergangenen Jahr seien den Beamten zwei ähnliche Fälle bekannt. Zusammenstöße mit großen Hirschen sind insbesondere im wildreichen Vorpommern keine Seltenheit.

Bereits im Dezember 2009 war ein Hirsch ebenfalls ganz in der Nähe von Pritzier von einem ICE angefahren worden. Der Zug war damals mit 220 Kilometern pro Stunde in Richtung Berlin unterwegs. Die Front der Lok wurde durch den Aufprall des Tieres bis zu einem Meter eingedrückt. Durch die Wucht der Kollision waren vor zwei Jahren auch Druckluftschläuche beschädigt worden, die für die Bremsanlage von Bedeutung sind. Im schlimmsten Fall könne ein Zug beim Zusammenstoß mit einem großen Tier so stark beschädigt werden, dass er nicht weiterfahren könne, sagt Bahnsprecher Meyer-Lovis. Die Gefahr, dass die Lok dabei aus den Gleisen gehoben werde und entgleise, bestehe allerdings nicht.