Die überfüllte und finstere S-Bahn stand zwischen Altona und Königstraße mehr als 30 Minuten, weil prügelnde Fußballfans in den Tunnel liefen.

Hamburg. Dramatische Szenen im S-Bahntunnel zwischen den Bahnhöfen Altona und Königstraße: Dort blieb am frühen Sonnabendabend ein überfüllter Zug der S-Bahnlinie 30 minutenlang stehen, weil der Strom abgeschaltet wurde. Grund waren nach Angaben der Bundespolizei prügelnde Fußballfans nach einem Bundesligaspiel. Mindestens zwei Menschen erlitten leichte Verletzungen. Die Auseinandersetzungen hätten in einem anderen S-Bahn-Zug an der Haltestelle Königstraße stattgefunden, berichtete die Bundespolizei am Sonntag. Die Bahn wurde daraufhin an der Haltestelle festgehalten.

Weil einige Fans angeblich in den Tunnel flüchteten, musste der Strom auf der Linie abgestellt werden. Eine mit rund 600 Fahrgästen überfüllte S-Bahn stand daraufhin eine halbe Stunde ohne Stromversorgung zwischen den Haltestellen Altona und Königstraße im Tunnel. Erst dann konnten Feuerwehr und Bundespolizei die Menschen aus ihrer misslichen Lage befreien. Fans wurden im Tunnel nicht gefunden. Die Linie der S3 verläuft zwischen Altona und Hauptbahnhof unterirdisch.

Die Fahrgäste in dem überfüllten Zug hatten wegen des abgestellten Stroms im Dunkeln ausharren müssen. Die Menschen öffneten eigenmächtig die Türen der S-Bahn, um Luft hereinzulassen. Aggressive und betrunkene Fußballfans versuchten nach Angaben eines Augenzeugen von innen Scheiben einzuschlagen, Frauen und ältere Fahrgäste klagten über Atemnot. Während Kinder schrien, nahmen einige Fans die Situation eher gelassen und stimmten Fangesänge wie „Hamburger Jungs, Hamburger Jungs, wir sind alle Hamburger Jungs“ an.

Als die Einsatzkräfte zu den Menschen in der S-Bahn vorgedrungen waren, sei die sehr Stimmung gereizt gewesen, berichtete der Sprecher der Bundespolizei. „Aber eine Panik gab es nicht“, sagte er und widersprach damit ersten Angaben vom Sonnabend. Gegen 19.30 Uhr geleiteten die Einsatzkräfte die Fahrgäste über die Gleise zum Bahnhof Königstraße. Zwei junge Frauen hätten dort wegen Kreislaufzusammenbrüchen behandelt werden müssen, eine von ihnen musste zur Behandlung ins Krankenhaus. Einige Menschen hatten auf die Dunkelheit und Enge im Tunnel panisch reagiert.

In dem Zug der Linie S3 (Pinneberg-Harburg) saßen nach dem Spiel zwischen dem HSV und Hertha BSC (2:2) viele betrunkene und aggressive Fußballfans. Ob es bei den Prügeleien zwischen den Fans Verletzte gegeben hatte, konnte die Bundespolizei zunächst nicht sagen. Offenbar hatte sich die Rangelei schnell aufgelöst. Festnahmen gab es nicht.

Im S-Bahn-Verkehr kam es durch den Zwischenfall zu zahlreichen Verspätungen und Umleitungen. Die unterirdische Strecke zwischen den Haltestellen Altona und Hauptbahnhof wurde während des Einsatzes gesperrt, insgesamt wurden 26 Züge umgeleitet. Nach Angaben der Deutschen Bahn habe sich der Verkehr aber schnell wieder reguliert. (dpa)