Spezialisten der Feuerwehr haben beide Zünder des Blindgängers am Ehestorfer Weg entfernt. Die Sperrungen sind aufgehoben worden.
Hamburg. Erneut hat der Kampfmittelräumdienst der Feuerwehr im Hamburger Süden einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt und wieder mussten Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Am Ehestorfer Weg in Eißendorf wurde am Vormittag eine 250 lbs. schwere amerikanische Sprengbombe bei Bauarbeiten in einem Neubaugebiet gefunden.
Der 60 Zentimeter große Blindgänger, der in einem Meter Tiefe liegt, ist inzwischen entschärft worden. Beide Zünder wurden entfernt. Zuvor hatten Polizei und Feuerwehr alle Gebäude im Umkreis von 300 Metern um den Fundort evakuiert. Etwa 1000 Menschen waren davon betroffen.
Während der Entschärfung war die A7 ab 15.30 Uhr für etwas mehr als eine Stunde voll gesperrt worden. Schnell bildeten sich durch den starken Ferienverkehr lange Staus. Insgesamt waren es rund 40 Kilometer auf der A7 und der A1. Angesichts des Ferienverkehrs ist auch im Verlauf des Abends noch mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen.
Verzögerungen hatte es während der Entschärfung gegeben, weil zwei Anwohner sich innerhalb der Sperrzone in einer Wohnung "versteckt" hatten und plötzlich auf der Straße aufgetaucht waren. Die Polizei nahm sie in Gewahrsam.
Erst vor zwei Tagen war in Wilhelmsburg eine US-Minenbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden. Um die Bevölkerung nicht zu gefährden, waren in einem Radius von 500 Metern um den Fundort Wohnungen, Büros und Geschäfte evakuiert worden. Mehr als 7000 Menschen waren von der Maßnahme betroffen.
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Entschärfung der US-Bombe im zweiten Anlauf
Die Anspannung wich, als die grüne Signalrakete um 16.22 Uhr am Himmel aufleuchtete. "Alles gut, die Bombe ist entschärft", verkündete der Lichtschweif, das verabredete Zeichen für alle Einsatzkräfte. Die frohe Botschaft kam früher als erwartet - nach den Schwierigkeiten am Montag, beim ersten Versuch der Entschärfung. Doch gestern Nachmittag lief alles glatt, fast schon in Rekordzeit. 7000 Menschen konnten rechtzeitig vor dem nahenden Gewitter in ihre Wohnungen zurückkehren.
Vier Minuten vor 16 Uhr hatten Polizei und Bezirk die Evakuierung des Reiherstiegviertels und der Wohnungen in einem Umkreis von 500 Metern rund um die amerikanische Minenbombe abgeschlossen. Sprengmeister Peter Bodes, Chef des Kampfmittelräumdienstes, und sein Team waren zur Baustelle Rotenhäuser Damm gefahren, wo der Blindgänger bereits seit Freitag auf Entschärfung wartete.
Mit einer roten Signalkugel begann die riskante Aktion auf dem Gelände der Grundschule Rotenhäuser Damm. Das rote Signal war das Zeichen für alle Anwohner, die nicht ihre Wohnungen hatten verlassen müssen, sich aber ab sofort "luftschutzmäßig" verhalten sollten. Das bedeutete: sich bitte in geschlossenen Räumen aufhalten, am besten in einem der Bombe abgewandten Zimmer, sowie alle Fenster und Türen schließen. Bereits zehn Minuten später folgte die erste Erfolgsmeldung: Der Kran hatte die 500 Pfund schwere Bombe erfolgreich aus dem Erdschacht gehoben und drei Meter weiter auf dem Erdreich daneben abgelegt - die Kampfmittelräumer konnten mit Hammer, Meißel und Rohrzange zur Tat schreiten. Noch am Montag hatten die Sprengmeister die Bombe nicht einmal zu sehen bekommen, allenfalls zu spüren - umgeben von Grundwasser in acht Meter Tiefe. Zu fest steckte sie im Erdreich, widerstand zwei Versuchen, sie zu heben. Am Dienstag wurde sie erneut mit Wasser umspült, um sie aus dem Erdreich zu lösen.
Mit Erfolg: Eine Viertelstunde nachdem der Blindgänger aus seinem Standort gehoben worden war, war er auch schon entschärft. Wieder wurde die Bombe vom Kran in die Luft gehoben, dieses Mal, um sie auf einem Lastwagen zu verstauen und später zu zerlegen. Sprengmeister Bodes zeigte sich erleichtert und zufrieden: "Die Entschärfung verlief unproblematisch." Als "Unsicherheitsfaktor" war bis zuletzt die Frage geblieben, ob die Bombe mit einem oder vielleicht sogar mit zwei Zündern ausgestattet war.
Doch es blieb bei einem Zünder, was den Blindgänger nicht weniger gefährlich machte, jedoch dem Sprengmeister die Arbeit erleichterte. Zunächst wurde die Kappe des Zünders mit einer Schraube gesichert, dann der Zünder mit einer Rohrzange aufgeschraubt und schließlich der Detonator entfernt. Die Bombe war nicht mehr scharf. "Diese amerikanische Minenbombe hat eine sehr große Sprengstoffladung", erklärte Bodes. Wäre sie explodiert, hätte die ungeheure Druckwelle für jeden "im Umkreis von 100 Metern den sicheren Tod bedeutet", so der Sprengmeister. Die Entschärfung sei "nicht ganz nach Plan" gelaufen. Das sei jedoch nicht ungewöhnlich: Weltkriegsbomben seien "Kampfmittel, deren Verfallsdatum längst abgelaufen ist". Sie seien entsprechend schwierig zu handhaben.
Unmittelbar nach der Entschärfung löste die Polizei alle Absperrungen wieder auf. Kurz darauf kehrten die Wilhelmsburger in ihre Häuser zurück. Der eine oder andere schaute sogar noch einmal an der Bombenfundstelle vorbei. "Es ist schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass hier noch überall Bomben liegen könnten", sagte der 21-jährige Adil Güler, der seinen freien Tag mit Freunden außerhalb seines Quartiers verbracht hatte.
"Wir haben gehofft, dass alles gut geht", sagte Birgit Pahl, den Blick auf den großen gelben Bergungskran gerichtet, während Sohn Niklas im Kinderwagen schlief. "Seit 10 Uhr sind wir auf den Beinen, um die Entschärfung abzuwarten." Und es mache ihr durchaus Sorgen, dass hier noch überall Blindgänger liegen könnten. Silvia Schmidt, ein paar Hausaufgänge weiter, ist da unbekümmerter. Während der Entschärfung hatte sie noch eine Hose zum Trocknen auf dem Rasen aufgehängt, von "luftschutzmäßigem Verhalten" hält sie nichts. "Ich mache mir nicht so viele Gedanken", sagt die 57-Jährige, "die Leute von der Feuerwehr beherrschen ihr Handwerk gut."