Weil Thessa vergaß, eine Facebook-Einladung privat zu halten, kamen 1000 Leute nach Bramfeld. Sechs Personen wurden festgenommen.

Bramfeld. 14.000 Menschen sind es dann doch nicht geworden. Genug Schaulustige gab es allerdings. Mehr als 1000 Besucher waren der unfreiwillig ausgesprochenen Einladung von Thessa aus Bramfeld gefolgt und versammelten sich am Freitagabend vor ihrer Haustür. Na ja, nicht ganz vor ihrer Haustür, die Polizei hatte das Gelände um das Elternhaus der 15-jährigen Schülerin abgesperrt.

Nach Angaben der Polizei waren es sogar 1.200 bis 1.400 Menschen, die in den Stadtteil Barmfeld kamen. Dort wurde zunächst ausgelassen, aber weitgehend friedlich gefeiert. Später am Abend wurden vereinzelt Flaschen und Knallkörper in Richtung der Polizisten vor Ort geworfen. Sechs Personen wurden laut Polizei unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung festgenommen. Mehrere Personen hätten sich verletzt, als sie in Glasscherben getreten seien, hieß es weiter.

Am Montag hatte Thessa ihre Einladung zum 16. Geburtstag bei Facebook veröffentlich, ohne sie als "privat“ zu kennzeichnen. Das Ergebnis war ein Schneeballeffekt, wie ihn niemand erwartet hätte. 14.000 Zusagen gingen binnen 48 Stunden bei Thessa ein, danach wurde die Veranstaltung von Facebook entfernt – auch Thessas Profil.

Genützt hat es wenig, denn im Internet bildeten sich immer mehr Fanseiten, es wurden Fahrgemeinschaften in ganz Deutschland gegründet, um nach Hamburg zu fahren.

+++ Facebook: Im Netz der falschen Freunde +++

Am Freitagnachmittag ist es in der beschaulichen Straße noch recht leer. Neugierige Nachbarn führen ihre Hunde Gassi oder bewässern eine halbe Stunde das Blumenbeet im Vorgarten, aber Thessa-Fans finden sich kaum. Das ändert sich schlagartig, je näher der offiziell angesetzte Beginn der Geburtstagsfete um 20 Uhr rückt. Überall sind plötzlich Jugendliche.

Manche von ihnen tragen Fan-T-Shirts mit der Aufschrift "We like Thessa“, andere haben Geschenke für Thessa gebastelt. Schon weit vor Mitternacht erklingt immer wieder das Geburtstagslied "Happy Birthday“. Zwar kennt niemand aus der Menge Thessa persönlich, aber das interessiert an diesem Abend sowieso keinen.

Obwohl die Polizei laut eigener Aussage mit "genügend“ Personal vor Ort ist, haben die Beamten offensichtlich nicht mit einer so großen Menge an "Geburtstagsgästen“ gerechnet. Bis auf ein paar fliegende Bierflaschen bleibt jedoch alles friedlich, viele sind "nur mal zum Gucken“ gekommen und machen sich auf den Heimweg, sobald sie ihr Bier ausgetrunken haben.

Eine Kamera hat fast jeder dabei. So kann Geburtstagskind Thessa am Sonnabend auf Facebook sehen, was sie verpasst hat, denn laut Polizeiangaben soll die Hauptperson ihrer unfreiwilligen Geburtstagsparty ferngeblieben sein.