Die Kripo durchsuchte 19 Häuser, nahm sieben Verdächtige fest. Dabei wurden auch 450.000 Euro Bargeld, Autos und Rolex-Uhren sichergestellt.

Hamburg. Fahndern der Polizei in Hamburg ist ein schwerer Schlag gegen den internationalen, organisierten Drogenhandel gelungen. Bei der konzertierten Aktion wurden am Montag in einem Container im Hamburger Hafen 1,33 Tonnen hochreines Kokain mit einem Marktwert von 40 Millionen Euro sichergestellt. Es ist die größte Menge Kokain, die jemals in Deutschland beschlagnahmt wurde.

Die Drogen waren monatelang per Schiff aus Paraguay in die Hansestadt geschmuggelt worden. Staatsanwaltschaft und Polizei ermittelten bereits seit Ende vergangenen Jahres gegen die Hamburger Gruppe. Die Fahnder fanden heraus, dass Drogenhändler in Paraguay aus Sägemehl und Holzkleinteilen Holzbriketts herstellten und diese in Kartons verpackt per Schiff von Asuncion/Paraguay nach Hamburg verschickten. Beigepackt waren diesen Sendungen jeweils größere Mengen Kokain. Die beauftragten Transportgesellschaften in Paraguay, Hamburg und in Ostwestfalen wussten nichts von diesen Beipacks.

Ein 35-jähriger Paraguayaner wird beschuldigt, diese Lieferungen an den Deutsch-Türken Ibrahim K. (31) aus Hamburg verschickt zu haben. K. leitete Teile des Kokains weiter in die Niederlande und verkaufte es an weitere Abnehmer in Hamburg. Zwei dieser Abnehmer wurden bereits Ende 2009 in Hamburg festgenommen.

Die Schmuggler verhielten sich hoch konspirativ, um ihre Taten zu tarnen. So schickten sie zwischen November 2009 und März sechs Container mit 20 Tonnen Holzbriketts nach Hamburg - ohne Kokain unterzumischen. Parallel dazu liefen jedoch bereits Vorbereitungen für die eine große Lieferung. Sowohl die Fahnder des LKA als auch die Tatverdächtigen warteten zunehmend elektrisiert auf die Ankunft des siebten Containers, der am Montag im Hamburger Hafen von Polizei und Zoll abgefangen wurde.

31 der insgesamt 32 Paletten waren nicht nur mit Holzbriketts, sondern auch mit ein bis drei Paketen Kokain pro Karton beladen. Die Drogen waren professionell verpackt: Das Kokain lag in den ausgehöhlten Holzbriketts, die mit Heißkleber wieder verschlossen worden waren. Die Fahnder stellten insgesamt 1.244 Pakete mit unverschnittenem Kokain sicher. Schnellanalysen ergaben einen sehr hohen Reinheitsgehalt. Bei einem Schwarzmarktpreis von 30.000 Euro pro Kilogramm ergibt das einen Verkaufswert von fast 40 Millionen Euro. Damit handelt es sich um die größte bisher in Deutschland sichergestellte Menge Kokain.

Unmittelbar nach dem Auffinden der Drogenlieferung schlug die Polizei zu. Zeitgleich wurden 19 Objekte durchsucht (12 in Hamburg, eines in Norderstedt, vier in Lage/NRW, eines in Rietberg/NRW und ein Objekt in Bad Salzuflen/NRW) und alle sieben Beschuldigten festgenommen. Ein Richter erließ sechs Haftbefehle. Bei den Durchsuchungen wurden erhebliche Vermögenswerte sichergestellt: Ein 28-jähriger Beschuldigter in Hamm hatte insgesamt 450.000 Euro Bargeld in der Wohnung liegen. Außerdem wurden drei hochwertige Autos sowie Breitling- und Rolexuhren sichergestellt. An dem Einsatz waren mehr als 200 Beamte beteiligt.

Im Zusammenhang mit dem Schlag steht auch der Unfall eines 40 Jahre alten Fahnders des Landeskriminalamtes, der sich am Montag bei der Festnahme eines Verdächtigen an der Maxstraße in Eilbek versehentlich selbst in den Oberschenkel geschossen hatte. Warum sich die Kugel aus der Polizeipistole löste, wird derzeit untersucht. Der Polizist kam in ein Krankenhaus.