Die zehn Piraten waren von einem Spezialkommando überwältigt worden. Wann sie nach Hamburg gebracht werden sollen, ist noch ungewiss.
Hamburg. Die zehn Piraten, die vor Somalia den Hamburger Frachter "Taipan" gekapert hatten und von einem niederländischen Spezialkommando überwältigt worden waren, werden vermutlich in Hamburg vor Gericht gestellt. Wie Staatsanwaltschafts-Sprecher Bernd Mauruschat dem Abendblatt bestätigte, hat das Amtsgericht Hamburg bereits Haftbefehle gegen die mutmaßlichen Seeräuber erlassen. Möglicherweise kommen die zehn Gefangenen noch in dieser Woche in die Niederlande, vermutet die Staatsanwaltschaft. Wie lange die Auslieferung dauern wird, ist nicht klar. Der Prozess wird wahrscheinlich vor dem Hamburger Landgericht geführt.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) äußerte sich skeptisch, somalische Piraten vor deutsche Gerichte zu stellen. „Dies mag zwar ein Gefühl von Gerechtigkeit geben, zur Eindämmung der Piraterie vor Somalias Küste wird es jedoch nichts beitragen“, teilte der Afrikareferent der GfbV, Ulrich Delius, mit. Die Piraten werden seiner Einschätzung nach aktiv bleiben, solange die internationale Gemeinschaft weder entschieden gegen die Hintermänner der Piraten vorgehe noch die Verelendung von immer mehr Somalis wirksam bekämpfe.
Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) sollen laut "Spiegel" vor Ort Zeugen befragen und Spuren sichern. Der niederländische Verteidigungsminister Eimert van Middelkoop hatte am Freitag darauf gedrängt, dass die Bundesrepublik die von einer Helikopter-Eingreiftruppe gefassten Piraten strafrechtlich verfolgt. Ansonsten werde man die Männer wieder freilassen müssen.
Die Zuständigkeit Hamburgs ist gegeben, weil der gekaperte Frachter einer Hamburger Reederei gehört und weil ein Paragraf im Strafgesetzbuch vorsieht, dass entsprechende Delikte, wenn sie außerhalb des Geltungsbereichs des Gesetzes begangen werden, in Hamburg verfolgt werden. Der Fall "Taipan" wäre jedoch der erste Fall dieser Art in der Hamburger Rechtsgeschichte.