Hamburg. A26-Ost-Vorbereitung läuft. Mit Vorgaben zum Schutz des Vogels, der in dem Gebiet überwintert, nimmt man es dabei wohl nicht so genau.

Die neue Autobahn 26 Ost, die im südlichen Hamburg die Autobahnen 1 und 7 verbinden soll, sorgt weiter für Streit und Ärger. Bekanntlich haben die Umweltverbände Nabu und BUND gegen das Vorhaben geklagt, weil es aus ihrer Sicht nicht nur „klimapolitisch irrsinnig“ wäre, hier eine neue Autobahn zu bauen, sondern auch zur Zerstörung von 40 Hektar wertvollen Biotopflächen führen würde. Die Klage der Verbände wird am 21. Mai 2025 vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt. Auch enorme Kostensteigerungen hatten zuletzt für Diskussionen gesorgt, Stand Mitte 2023 sollte die knapp zehn Kilometer lange A26 Ost schon mehr als 2,2 Milliarden Euro kosten.

Gescheitert sind die Naturschützer im Frühjahr mit einem Eilantrag, nach dem auch die Vorarbeiten für den Bau der A26 Ost unterbunden werden sollten. Diese laufen daher mittlerweile – und sorgen dieser Tage für Ärger. Denn offenbar, so monieren es jedenfalls BUND und Nabu, haben die von der bundeseigenen Gesellschaft Deges beauftragten Baufirmen klare Vorgaben zum Vogelschutz nicht durchgehend beachtet.

Verkehr und Vogelschutz in Hamburg: Autobahn 26 Ost stört den überwinternden Bergpieper

Dabei geht es um den Bergpieper, der in Hochgebirgen Mittel- und Südeuropas sowie Kleinasiens heimisch ist, aber im Baugebiet der A26 Ost in Hamburg überwintert. Zu seinem Schutz wurde im Planfeststellungsbeschluss genau festgelegt, dass es „keine Bauarbeiten in einem Umkreis von 200 Metern zum Schlafplatz zwischen 1.10. und 15.4. zwischen einer Stunde vor Sonnenuntergang und einer Stunde nach Sonnenaufgang“ geben dürfe.

Gegen diese Vorgaben allerdings wurde nun offenbar verstoßen. „Wie wir nun erfahren, werden die im Planfeststellungsbeschluss für den Bergpieper festgelegten Vermeidungsmaßnahmen zurzeit bei den Bauarbeiten nicht beachtet“, beschwerte sich der BUND per Mail bei der Deges und der für die Planfeststellung zuständigen Wirtschaftsbehörde. „Wie festgestellt wurde, beginnen die Bauarbeiten bereits vor Sonnenaufgang. Dem Bauleiter war auf Nachfrage eine Bauzeitenregelung des Planfeststellungsbeschlusses nicht bekannt.“

Naturschutz Hamburg: Nabu-Chef empört über Missachtung der Vorgaben zum Vogelschutz

Aus der Wirtschaftsbehörde kam Zustimmung, die Vorgaben seien natürlich einzuhalten, man habe die Deges noch einmal darauf hingewiesen. Auf Abendblatt-Nachfrage räumte nun auch die Deges mögliche Versäumnisse ein. „Sollte es im Verlauf der Arbeiten tatsächlich zu einem Verstoß gegen die genannten Umweltauflagen gekommen sein, so bedauern wir dies“, sagte Projektkoordinator Ulf Evert dem Abendblatt. „Es kann aber keinesfalls von einer systematischen Verletzung des Planfeststellungsbeschlusses die Rede sein. Darüber hinaus werden wir für die Zukunft analysieren, was wir trotz unserer gewissenhaften und umfänglichen Überwachung noch verbessern können.“

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Der Hamburger Nabu-Vorsitzende Malte Siegert zeigte sich gleichwohl empört über den womöglichen laxen Umgang der Autobahnbauer mit den Naturschutzvorgaben. „Die Einschränkungen für die vorgezogenen Maßnahmen sind im Planfeststellungsbeschluss unter anderem für den Bergpieper recht klar formuliert, und wir müssen doch davon ausgehen können, dass man bei der Deges lesen und verstehen kann“, sagte Siegert dem Abendblatt. „Dabei ist es nicht die Aufgabe von BUND und Nabu, die Umweltpolizei zu spielen. Dafür wäre, wenn, eigentlich die Planfeststellungsbehörde zuständig.“

A26 Ost: „Mich macht die Ignoranz der Verantwortlichen fassungslos“

Leider aber könnten die Naturschutzverbände „aus leidvoller Erfahrung nicht immer darauf vertrauen, dass sich die Beteiligten bei diesem oder anderen Verfahren an die Spielregeln halten“, so Siegert. „Mich macht die Ignoranz der Verantwortlichen gegenüber Umweltbelangen vor allem deswegen fassungslos, weil es sich hier nicht um privatwirtschaftliches, sondern um ein staatliches Unternehmen handelt. Wenn wir noch nicht einmal von einem staatlichen Akteur erwarten können, dass sorgsam mit dem Naturinventar umgegangen wird, von wem denn eigentlich dann?“